1,3 Liter-Motor von Ettore Bugatti – Hightech von 1910

Motor des Bugatti T13

1910 Jahren baute Ettore Bugatti einen für die Zeit beeindruckenden Sportmotor. Beim Aufräumen fand ich ein Foto des guten Stücks. Es erklärt (vielleicht sogar), warum unser Blog (ursprünglich) 1300ccm.de hieß.

Diese Frage, warum unser Blog 1300ccm.de heißt, höre ich regelmäßig. Im weiteren Gespräch erfahre ich dann oft, dass die Fragenden bei dem Namen unseres Blogs zunächst an Motorräder denken. Im Auto sind 1,3 Liter Hubraum heute wohl keine Größe, die Eindruck schindet, mehr. Mir springt diese Betrachtung zu kurz. Denn auch kleine Motoren können Meisterwerke sein. Ein schönes Beispiel ist der Motor, den Ettore Bugatti für das erste Auto, das seinen Namen trug, konstruierte. Diesen Motor konnte ich vor ein paar Jahren auf der Techno Classica in Essen fotografieren.

Ettore Bugatti war ein bemerkenswerter Konstrukteur. Bereits mit 17 Jahren konstruierte der Mailänder ein motorisiertes Dreirad. Noch vor dem Erreichen der Volljährigkeit folgte das erste selbstkonstruierte Auto. Dieses beeindruckte die Fachwelt so sehr, dass sie sich in den kommenden Jahren um das Wunderkinder riss. Nach Stationen bei Prinetti & Stucchi (1898 bis 1900), Gulinelli (1900 bis 1902), De Dietrich (1902 bis 1904), Société Alsacienne de Construction Mécanique (1904 bis 1906) und der Kölner Deutz AG (1907 bis 1909) machte sich der Ingenieur selbständig.

War Ettore Bugatti schwierig?

Vermutlich, denn praktisch alle Anstellungen verlor Ettore Bugatti mit dem Verweis auf seine schwierige Persönlichkeit. Auch die Deutz AG war nicht mit Arbeit des Ingenieurs zufrieden. Die Verantwortlichen des Kölner Motorenbauers hielten die Konstruktionen von Bugatti für nicht wirtschaftlich zu fertigen. Mit einer satten Abfindung bezahlten sie den Ausstieg aus dem Vertrag mit Ettore Bugatti und legten so die finanzielle Grundlage für dessen folgende Selbständigkeit.

René Dely im Bugatti Type 13 von Ettore Bugatti
1921 nahm René Dely beim Boulogne Grand Prix mit einem Bugatti Type 13 teil. Das zeigt, wie fortschrittlich die Konstruktion von Ettore Bugatti war. (Foto: Gallica Digital Library)

Auch die technische Grundlage seines neuen Unternehmens brachte Bugatti aus Köln mit. Denn bereits während der Anstellung in Köln konstruierte der begnadete Techniker im Keller seines Hauses einen für die damalige Zeit beeindruckenden Sportwagen. Als Bugatti Type 13 schrieb das Kellerkind in den folgenden Jahren Autogeschichte. Wobei auch der Motor eine wichtige Rolle spielt. Denn der kleine Vierzylinder war ein technisches Meisterwerk.

Der Motor des Sportwagens beeindruckt!

Zylinderkopf und Motorblock des kleinen Langhubers (65 mm Bohrung, 100mm Hub) bilden eine untrennbare Einheit. Übrigens ein technisches Merkmal auf das der britische Motorenbauer Brian Hart 75 Jahre später bei seinen Turbo-Motoren für die Formel 1 ebenfalls setzte. Vielleicht zeigt dieser Aspekt wie weit Bugatti 1910 seiner Zeit voraus war. Doch die Fertigung des Motors erforderte ein kompliziertes Guss-Verfahren. In dieser Hinsicht war der Motor ein typischer Ettore Bugatti.

Die vier Zylinder verfügten über je zwei senkrecht stehende Ventile. Diese steuert eine obenliegende Nockenwelle (OHC). Das zunächst 1.327 ccm große Aggregat leistete 25 PS (18 kW) bei 3.000 Umdrehungen pro Minute. In mehreren Schritten bohrte Bugatti den Hubraum in den nächsten Jahren bis auf 1.453 ccm auf. In Verbindung mit zwei Zenith-Vergasern und einem Vier-Ventilzylinderkopf (!) führte das schließlich zu einer Leistung von 40 PS und trug mit zahlreichen Siegen ganz wesentlich zum Mythos der Marke Bugatti bei.

Und das mit „nur“ 1,3 Liter Hubraum … wir lernen: Auf den Inhalt kommt es an!

 


AutoNatives.de hieß ursprünglich – und als dieser Artikel erschien – 1300ccm.de. Im Dezember 2018 änderten wir den Namen zu AutoNatives.de. Denn wir wollten bereits im Namen ausdrücken, dass es hier im Autos geht.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Motor des Bugatti T13

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

Ein Kommentar

  1. Turbo
    11. November 2018

    Ein Stück Geschichte und schöne Mechanik ohne unnötige Elektrik 🙂

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