Fahrberichte: Audi

Fahrbericht: Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI – der Allrad arbeitet jetzt Teilzeit

In diesem Sommer vollzieht Audi auch beim Audi A4 allroad quattro den Modellwechsel und sorgt dabei für eine Überraschung. Denn als erster Allrad-Pkw der Mittelklasse bei Audi verfügt der 252 PS starke Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI nicht über einen permanenten Allradantrieb.

Seit mehr als 30 Jahren gehört der permanente Allradantrieb zum Kern der Marke Audi. Auch wenn vier dauerhaft angetriebene Räder keine Audi-Erfindung sind. Schon 1966 gab es das im Jensen FF. Doch mit nur 320 gebauten Exemplaren blieb die Allradversion des Jensen Interceptor ein Exot. Erst der 1980 präsentierte Sportwagen Audi quattro holte den Allradantrieb aus der Nische heraus und machte vielfach Audi fast schon zu einem Synonym für permanenten Allradantrieb.

Dem Sicherheitsgewinn stand jedoch immer die Kritik am Mehrgewicht und dem damit verbundenen Mehrverbrauch des Allradantriebs gegenüber. Heute ist mehr denn je ein sparsamer Umgang mit den Ressourcen gefragt. Das führt auch beim Allrad-Pionier Audi zu einem Umdenken.

Was ist neu beim Audi A4 allroad quattro (2016)?

Audi bietet daher – zunächst jedoch nur – im 252 PS starken Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI erstmals einen Allradantrieb mit ultra-Technologie an. Ultra steht in Ingolstadt für besondere Energieeffizienz. Und so ist der Allrad mit ultra-Technik nicht mehr permanent, sondern allzeit bereit. Doch Audi verspricht, dass eine ausgeklügelte Betriebsstrategie den Fahrer kaum einen Unterschied zu permanenten Systemen spüren lässt.

Das ist ein ambitioniertes Ziel. Rallye-Legende Walter Röhrl wird das Zitat „Alles außer Allrad ist ein Kompromiss“ zugeschrieben. Der Deutsche war in den 1980er-Jahren selbst für Audi unterwegs. Dabei trug Röhrl mit seinen Motorsport-Erfolgen erheblich dazu bei, den Allradantrieb salonfähig zu machen. Unvergessen sein Ritt beim „Race to the Clouds“ hinauf zum Gipfel des Pikes Peak.

Preise und Motoren

Der Einstieg in den neuen Audi A4 allroad quattro erfordert mindestens 44.750 Euro. Dafür gibt es den 163 PS (120 kW) starken 2.0 TDI mit Siebengang S tronic. Bereits jetzt gibt es den Zweiliter-Vierzylinder-Diesel auch mit 190 PS. Eine weitere Diesel-Variante mit 150 PS ist angekündigt.

Zudem gibt es noch den V6-TDI mit drei Litern Hubraum, der wahlweise 218 PS oder 272 PS leistet. Der von mir getestete Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI mit 252 PS (185 kW) kostet mindestens 48.750 Euro. Er ist bisher der einzige Benziner, der im Audi A4 allroad lieferbar ist.

Wie fährt sich der Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI?

Der Unterschied zwischen dem Allradantrieb mit ultra-Technologie und einem permanenten System, mit dem ich bei gleichem Motor zuletzt in der Audi A4 Limousine unterwegs war, fällt geringer als gedacht aus. Der Audi A4 allroad quattro mit dem Teilzeit-Allrad liegt größtenteils ähnlich neutral auf der Straße, wie sein an allen vier Rädern permanent erregter angetriebener Bruder.

Im Steinfeld mit dem Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI
Unterwegs abseits der Piste im Audi A4 allroad quattro

Dabei ist dieser Allrader normalerweise mit Vorderradantrieb unterwegs. Sensoren überwachen jedoch laufend die Fahrt und ein Computer analysiert ihre Daten. Sobald er zu dem Ergebnis kommt, dass gleich vier angetriebene Räder benötigt werden, nimmt auch die Hinterachse die Antriebsarbeit auf. Das passiert – im Optimalfall – rund eine halbe Sekunde, bevor es wirklich notwendig wird.

Und es passiert, ohne, dass der Fahrer es wirklich bemerkt.

Nur als ich den A4 auf losem Untergrund vor einer Kurve bewusst anstelle, spüre ich deutlich das Zuschalten der Hinterachse. Doch selbst in dieser kritischen Situation bewährt sich das System. Denn der Computer erkennt das ausbrechende Heck und nimmt die Kraft an der Hinterhand sofort zurück. Mit dem Ergebnis, dass mich der Vorradantrieb trotz meiner Driftversuche schließlich doch noch ziemlich neutral durch die Kurve zieht. In einer vereisten oder sehr feuchten Kurve hätte mich das System so möglicherweise vor einem Abflug bewahrt.

Die Technologie des Allradantriebs im neuen Audi A4 allroad ein gutes Beispiel dafür, in welchen Grenzbereichen Autohersteller heute ihre Fahrzeuge optimieren. Der Gewichtsvorteil des Systems liegt bei rund vier Kilogramm. Im Gegenzug steigt die Komplexität. Denn der Allradantrieb mit ultra-Technologie verfügt über zwei Kupplungen, um im Schubbetrieb Panschverluste zu minimieren und damit das Rollverhalten zu optimieren.

Was macht den allroad zum allroad?

Der Audi A4 allroad quattro ist das Spitzenmodell der A4-Baureihe. 34 Millimeter erhöhte Bodenfreiheit, die Kunststoff-Beplankung an den Radhäusern, ein geänderter Grill sowie ein Unterfahrschutz heben ihn optisch von seinen „normalen“ Brüdern ab. Trotzdem ist auch dieser Audi A4 kein extravaganter Poser. Damit bleibt sich der A4 treu und ist auch als allroad nur unauffällig auffällig.

Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI
Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI

Das ändert sich auch auf der Straße nicht. Denn der allroad ist trotz der Höherlegung genauso übersichtlich wie seine Brüder. Erstmals im A4-Angebot gibt es im allroad den aus der Konzernfamilie bekannten Anhängerassistenten, der den Einsatz des A4 als Zugfahrzeug erleichtert. Das passt, weil der Crossover A4 allroad natürlich auch Pferdebesitzer oder Segler anspricht.

Was hat mir gefallen?

Der Audi A4 allroad quattro ist ansonsten ein guter Bekannter. Ich selbst war im vergangenen Herbst bereits mit der Limousine der neuen A4-Generation unterwegs. Denny hat sich kurze Zeit später den Audi A4 Avant angesehen. Wir waren uns einig, dass der neue Audi A4 über das zurzeit beste Innenraumkonzept der Mittelklasse verfügt. Davon profitiert natürlich auch der Audi A4 allroad.

Daten zum Testwagen:

      • Typ: Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI
      • Grundpreis: 48.750 Euro (04/2016)
      • Motor: 4-Zylinder-Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung
      • Emissionsklasse: Euro 6
      • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
      • Hubraum: 1.984 ccm
      • max. Leistung: 252 PS (185 kW) / 5.000 und 6.000 1/min
      • max. Drehmoment: 370 Nm / 1.600 und 4.500 1/min
      • Höchstgeschwindigkeit: 246 km/h
      • Versicherungstypklassen: 14, 23, 23 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

Selbst ich finde für meinen zwei Meter langen Körper sofort eine gute Sitzposition. Trotzdem kann (zumindest auf kürzeren Strecken) immer noch jemand hinter mir sitzen. Das ist in der Mittelklasse nicht selbstverständlich. Doch die Stärke des Konzepts zeigt sich erst, als Daniel Przygoda das Lenkrad übernimmt. Daniel ist ein deutliches Stück kleiner als ich und findet trotzdem genauso schnell ebenfalls eine gute Sitzposition.

Die Bedienung geht einfach von der Hand. Alles lässt sich ziemlich intuitiv bedienen und funktioniert wie erwartet. Angenehm ist auch, dass die Klimaanlage des A4 fast zugfrei arbeitet. Der Verbrauchsvorteil des Allradantriebs mit ultra-Technologie liegt bei rund 0,3 Litern pro 100 Kilometer. Das reduziert den Aufpreis für die Allrad-Sicherheit an der Tankstelle auf 0,2 Liter.

Was hat mir nicht gefallen?

Weiß ist nicht meine Autofarbe. Auch wenn Audi bei dieser Fahrveranstaltung überwiegend weiße Testwagen vorhielt, zum Glück ist weiß auch beim Audi A4 allroad quattro kein Muss. Mein Opa bestellte ausschließlich weiße Autos. Familienfotos belegen, selbst sein Pagoden-Mercedes 230 SL war weiß. Ich konnte das noch nie nachvollziehen und würde auch heute – wo es scheinbar Mode ist – kein Auto in dieser Farbe bestellen.

Fazit zum Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI?

Im Test war ich mit dem Audi A4 allroad quattro 2.0 TFSI auf der Autobahn, der Landstrasse und im Gelände unterwegs. Dank des zurzeit besten Innenraums der Mittelklasse ist auch dieser A4 immer ein angenehmer Reisepartner. Auch wenn ein Einstiegspreis von 48.750 Euro für den 252 PS starken Benziner natürlich eine gut gefüllte Haushaltskasse erfordert.

Beim neukonzipierten Allradantrieb ist den Ingenieuren bei Audi (tatsächlich fast) die Quadratur des Kreises gelungen. Denn wenn es darauf ankommt, dann kommt dieser Teilzeitarbeiter sofort zur Sache. Damit vermittelt auch der Allradantrieb mit ultra-Technologie das bewährte Quattro-Gefühl des Vorsprungs durch Technik.


https://www.youtube.com/watch?v=9OCY9UVLfmc

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!