Fahrberichte: Audi

Test: Audi A5 g-tron (2018) – Testurteil: Absolut langstreckentauglich!

Karla und ich waren mit dem Audi A5 g-tron unterwegs. Mit einer Tour vom Ruhrgebiet nach Berlin probierten wir aus, wie komfortabel sich mit Erdgas auf langen Strecken reisen lässt.

Den CO2-Ausstoß zu begrenzen, gehört zu den wichtigsten Zielen der Menschheit. Dem Individualverkehr kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Oft heißt es, dass das Elektroauto die Lösung des Problems sei. Ich bin nicht davon überzeugt. Denn der Aufbau der notwendigen Infrastruktur zum Laden ist unbezahlbar. Zudem bleiben Zweifel, ob das Fahren mit Strom wirklich eine saubere Sache wird.

Denn es ist inzwischen fast unmöglich, zusätzliche Windräder aufzustellen. Denn sobald irgendwer einen neuen Windpark bauen will, bildet sich garantiert eine Bürgerinitiative, die natürlich nur an diesem Ort dagegen ist. Das gleiche gilt für die Stromtrassen. Auch die will niemand in seiner Nähe wissen. Deshalb ist es bereits heute schwierig, den Strom der Windräder in Norddeutschland in den Süden zu transportieren.

Unterwegs im Audi A5 Sportback g-tron 2.0 TFSI

Für Sonnenkollektoren fehlt uns das passende Klima. Insofern verlagert das E-Auto „seine“ Emissionen in die Schornsteine konventioneller Kraftwerke. Dazu kommt die Herausforderung, den Fuhrpark mit Batterien zu versorgen. Technisch mag der Produktionsprozess beherrschbar sein. Aber spätestens bei der Beschaffung der für diese Batterien notwendigen Rohstoffe sind starke Zweifel an der Idee des Elektroautos angebracht.

Mit Erdgas ist der Verbrenner kein Auslaufmodell!

Ich denke, der Verbrenner ist auf Sicht unverzichtbar. Trotzdem neigt sich das Zeitalter von Benzin und Diesel dem Ende zu. Bereits seit den 1970er-Jahren denkt die Autoindustrie daher über alternative Kraftstoffe nach. Lange galt Wasserstoff als möglicher Energieträger der Zukunft. Doch die Verbrennung von Wasserstoff ist ein komplexer Vorgang. Inzwischen spielt Wasserstoff im Auto daher nur noch in Verbindung mit der Brennstoffzelle eine Rolle.

Erdgas ist als Compressed Natural Gas (CNG) dagegen inzwischen längst auf der Straße angekommen. Schon seit Mitte der 1990er-Jahre bietet die Autoindustrie Fahrzeuge an, die mit Erdgas fahren. Besonders der Volkswagen-Konzern engagiert sich stark im Bereich der CNG-Fahrzeuge. Mit Ausnahme der – wie es inzwischen in Wolfsburg heißt – Super-Premium-Marken Porsche, Bugatti, Bentley und Lamborghini bieten alle Marken des Konzerns CNG-Modelle an.

Damit unterstützen die Wolfsburger das Ziel der Europäischen Kommission, nach dem bis 2020 rund 10 Prozent aller Fahrzeuge auch mit Erdgas fahren. Denn in der Regel fahren Erdgas-Fahrzeuge sowohl mit CNG als auch mit Benzin. Trotzdem hielten sich die Käufer bisher zurück. Offenbar schreckte die Kunden das dünne Tankstellen-Netz. Denn die Anzahl der Erdgas-Tankstellen in Deutschland stagniert seit Jahren bei rund 1.000 Stationen, die eine CNG-Säule vorhalten.

Stau an den CNG-Säulen – Erdgas wird langsam Mainstream

Deshalb waren Erdgas-Autos bisher nur etwas für Physik-Lehrer und andere Sparer. Doch das scheint sich gerade zu ändern. Denn der Audi A5 g-tron war bereits das vierte Erdgas-Auto, das Karla und ich testen konnten. Bisher war das Tanken dieser Testwagen immer eine schnelle Geschichte. Denn selbst dann, wenn die Tankstelle ansonsten überlaufen war, an der CNG-Säule herrschte eine geradezu idyllische Leere.

Erdgastanken ist einfach: Schlauch rein, starten, 2 Minuten warten … Tank voll

2018 ist das nicht mehr der Fall. Bei fast allen Tankstopps mit dem Audi A5 g-tron mussten wir warten, weil die CNG-Säule gerade belegt war. Dabei spielte keine Rolle, wo wir CNG tanken. Den Stau an der CNG-Säule gab es genauso in Gelsenkirchen, wie auch in Hannover oder Berlin. Nur am frühen Sonntagmorgen in Potsdam war die Säule frei und wir konnten den Tankschlauch unverzüglich am Audi andocken. Sieht so aus, dass Erdgas-Autos keine Exoten mehr sind.

Wie schlägt sich das Erdgas-Auto auf langen Strecken?

Über das Fahren mit dem Audi A5 g-tron muss ich nicht viele Worte verlieren. Wie schon beim Audi A4 Avant g-tron ist auch im A5 der Motor gut gekapselt. Geräusche des Vierzylinder-Ottomotors dringen praktisch nicht in den Innenraum vor. Das paßt hervorragend zum komfortablen und gediegenen Ambiente des Viertürers mit der gestreckten Silhouette. Ich weigere mich ja beharrlich, solche Fahrzeuge als viertüriges Coupé zu bezeichnen.

Beim Vierzylinder unter der Motorhaube handelt es sich um ein 2,0-Liter-TFSI-Aggregat. 170 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmetern stehen zur Verfügung. Damit beschleunigt der Audi A5 g-tron bei Bedarf in 8,5 Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde. Wer will, der kann mit dem Audi sogar bis 226 Kilometer pro Stunden schnell sein. Doch die eigentliche Stärke dieses A5 ist das gemütliche Reisen. Karla und ich waren deshalb mit dem A5 meist mit eingeschalteten ACC-System unterwegs.

Dieser Assistent kümmert sich um die Regelung der Geschwindigkeit. Als Maximalwert legen wir ein Tempo von 160 Kilometern pro Stunde fest. Doch der Audi orientiert sich am Tempo der Vorausfahrenden und hält penibel den Abstand zum Vordermann ein. Fahren die „nur“ 120, dann ist auch der Audi mit diesem Tempo unterwegs. Dem Fahrer bleibt, die Fuhre zu steuern. Das sorgt dafür, dass wir trotz des teilweise dichten Verkehrs entspannt unserem Ziel Berlin entgegenstreben.

Das Navi des g-tron zeigt CNG-Tankstellen nur auf Wunsch

Vom Ruhrgebiet fahren zunächst in die Nähe von Bonn, um dort unsere Hunde bei einer Freundin abzugeben. Vor dem Start fülle ich in Gelsenkirchen den Gastank des Audi A5 g-tron. Denn wir wollen die gesamte Strecke mit CNG fahren. Nach dem Zwischenstopp im Rheinland streben wir Berlin entgegen. Kurz vor Hannover kündigt der Audi an, dass der Gastank bald leer sei. Ich starte das Navigastionssystem, um mich zur nächsten Tankstelle führen zulassen.

Wenige Kilometer voraus liegt eine Tankstelle direkt an der Autobahn. Das Navi führt uns direkt dahin. Doch an der Tankstelle gibt es gar keine CNG-Säule. Ich habe das System „falsch“ bedient. Meine Annahme war, dass das System „weiß“, in einem Erdgas-Auto zu stecken und daher die Auswahl auf CNG-Tankstellen beschränkt. Tatsächlich ist diese Vorgabe zunächst etwas umständlich über ein Untermenü zu aktivieren. Das ginge besser und sorgt einen kurzen Moment für Verstimmung.

Mehr Fotos vom Audi A5 g-tron:

Nach der Korrektur dieses „Fehlers“ weist uns das Navi den Weg zur nächsten CNG-Tanke. Sie liegt in der Nähe, denn bereits an der übernächsten Abfahrt befindet sich ein Autohof. Dort gibt es die ersehnte CNG-Tankstelle. Denn inzwischen haben wir fast 500 Kilometer mit Gas zurückgelegt. Jetzt wird es höchste Zeit, den Gastank zu füllen. Denn ich will die Strecke ausschließlich mit Erdgas fahren. An der Tankstelle lerne ich einen jungen Ingenieur von Volkswagen kennen, der hier seinen VW Golf Bluemotion betankt. Da ist es wieder, das Phänomen vom Stau an der CNG-Zapfsäule.

Nach dem Tankstopp geht es zurück auf die Autobahn

Wir fahren weiter, dem Ziel entgegen. Wieder überlassen wir dem ACC-System die Regelung der Geschwindigkeit. Doch zwischen Magdeburg und Berlin macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Denn für Mitte März ist es ungewöhnlich kalt. Plötzlich setzt aus dem Nichts dichter Schneefall ein. Gut 50 Kilometer vor dem Ziel quittiert das ACC-System seinen Dienst. Denn ein dichter Eispanzer bedeckt inzwischen die Sensoren des Systems. Wir stoppen, um die Front des Audi A5 von dieser Last zu befreien.

Berlin ist eine Reise wert …

In der Hauptstadt weist uns das Navigationssystem den Weg durch den dichten Verkehr. Wir parken den Audi A5 in der Garage des Hotels. Das Boutique Hotel i31 liegt im Stadtteil Mitte im Herzen der Stadt. In den nächsten zwei Tagen bewegen wir uns daher in Berlin überwiegend mit der S- und U-Bahn. Nur für einen Ausflug ins Umland, wo unsere Fotos auf der Glienicker Brücke entstehen, holen wir den Audi aus der Tiefgarage. Und sind erstaunt, wie leer die Straßen in Berlin am Sonntag Morgen sind. Bei der Fototour im Regierungsviertel sind wir praktisch alleine auf der Straße.

Fazit zum Langstrecken-Test des Audi A5 g-tron

Ein wichtiger Aspekt bei diesem Test war die Prüfung der Langstreckentauglichkeit. Ist das Reisen mit Erdgas mit Umwegen und Einschränkungen verbunden? Die Antwort ist einfach: Nein! Denn Karla und ich konnten auf der gesamten Tour praktisch immer direkt am „Wegesrand“ CNG tanken. Nur einmal mussten wir auf dem Rückweg die Autobahn verlassen, um in eine ostwestfälische Kleinstadt zu fahren. Aber selbst das war nur ein Umweg von vielleicht drei Kilometern.  Niemand muss auf der Suche nach einer CNG-Säule 20 Kilometer über die Dörfer fahren, wie es ein Kollege in der FAZ kürzlich beschrieb.

Insgesamt waren wir mehr als 1.500 Kilometer mit dem Audi A5 g-tron unterwegs. Zu 100% verbrannten wir dabei Erdgas. Dank des Steuervorteils ist das eine günstige Angelegenheit. Denn das Kilo CNG kostete beim Test Ende März in der Regel nur gut einen Euro. Einmal zahlten wir sogar nur 94 Cent pro Kilogramm. In Verbindung mit einem Verbrauch von rund 4,1 Kilogramm pro 100 Kilometer, wie wir es auf dem Weg nach Berlin messen, macht das den A5 g-tron zum Sparmobil.

Dazu kommt, dass der CO2-Ausstoß des Erdgas-A5 rund ein Viertel unter dem vergleichbarer Benziner liegt. Schon das sorgt dafür, dass sich auch die Öko-Bilanz des g-tron sehen lassen kann, selbst wenn kein synthetisches Erdgas im Tank ist. Denn mit synthetischem Erdgas fällt diese Bilanz noch besser aus, da es aus der Reaktion von CO2 und Wasserstoff entsteht. Das bindet genau die Menge CO2, die das Auto später bei der Verbrennung emittiert.

Damit zeigt der Audi A5 g-tron eindrucksvoll, dass der Verbrennungsmotor kein Auslaufmodell ist. Dazu glänzte der Audi A5 mit markentypischen Reisequalitäten. Der sparsame Verbrauch und die geringen Kraftkosten erinnern mich daran, warum in den 1980er-Jahren Vielfahrer begannen, sich für den Diesel zu interessieren. Insofern ist 2018 ein guter Zeitpunkt, um auf Erdgas umzusteigen. Denn ich kann keinen Grund erkennen, der gegen den Audi A5 g-tron mit Erdgas im Tank spricht.

Karla sagt ...

Ich behalte den Audi A5 g-tron als schönes und gut ausgestattetes Auto mit einem interessanten Konzept in Erinnerung. Zudem steht für mich nach diesem Roadtrip fest, dass die Angst vor einem zu dünnen CNG-Tankstellen-Netz unbegründet ist.

Max sagt ...

Das Fahren in dem Audi A5 g-tron war entspannt. Ich fand den Audi für seine Größe sehr übersichtlich. Auch wenn ich mir als Sportfahrer dieses Auto-Blogs etwas mehr Leistung wünsche.

Tom sagt ...

Der Audi A5 g-tron ist ein souveränes Reiseauto. In unserem Test waren wir zu 100% mit Erdgas unterwegs. Mich bestärkt der Erdgas-Audi in der Annahme, der Verbrennungsmotor ist längst noch kein Auslaufmodell.

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Audi A5 Sportback g-tron 2.0 TFSI (B8)
  • Grundpreis: 40.800,00 Euro – Im aktuellen Modelljahr (2018) ist der Audi A5 Sportback g-tron bereits ausverkauft und daher zurzeit nicht mehr bestellbar.
  • Motor: 4-Zylinder-Turbo-Ottomotor
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Hubraum: 1.984 ccm
  • max. Leistung: 170 PS bei 4.450 bis 6.000 1/min
  • max. Drehmoment: 270 Nm / 1.650 bis 4.400 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: 0588 / BJK
  • Versicherungstypklassen: 15, 24, 26 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!