Meinung und Kommentar

Aus der grünen Hölle wurde ein roter Abgrund!

Der 1927 erbaute Nürburgring ist eine wunderbare Anlage. Hier ist der Besucher, wenn er will, nicht nur Zuschauer. Denn auf der gut 20 Kilometer langen Nordschleife kann jeder mit dem eigenen Auto oder dem eigenen Motorrad seine Runden drehen. Doch die Regierung von Kurt Beck in Rheinland-Pfalz gefährdet das Paradies für Autofans.

Jackie Stewart nannte den Nürburgring einst „Die grüne Hölle“. Doch irgendwann war den Verantwortlichen der Strecke der Motorsport offensichtlich nicht mehr genug. Denn schon in den 1990er-Jahren geisterten Pläne der Politik durch die Presse, die aus dem Motorsport-Refugium einen Ganz-Jahres-Freizeitpark machen wollten. Mit ihnen sollte der Ring auch im Winter zahlende Kunden in die Eifel locken. Wer jemals zur Rallye Köln Ahrweiler durch die Eifel stampfte, der weiß, warum dieses Vorhaben auf wackeligen Beinen steht.

Doch offenbar nicht für König Kurt!

Unter der von Kurt Beck geführten Landesregierung in Rheinland-Pfalz nahm das Projekt „Ganzjahresbetrieb“ schließlich als „Nürburgring 2009“ Gestalt an. Private Investoren überzeugte das Projekt offensichtlich nicht. Deshalb finanzierte das Land Rheinland-Pfalz über die rheinland-pfälzische Strukturbank ISB einen Großteil der Kosten. So konnten die Bauherren wider jeglicher Vernunft für rund 350 Mio. Euro Steuergelder unter anderem ein Freizeitdorf mit Restaurants und Disco in die Eifellandschaft setzen.

Sie bauten eine Mehrzweckhalle, eine Art Shopping-Center, das den Namen Boulevard bekam, zwei Hotels und eine Achterbahn. Die wartet bis heute noch auf ihre Zulassung. Die Bewirtschaftung der Anlage übernahm eine privaten Gesellschaft, die sich zu einer Staffelmiete verpflichtete. 2011 fünf Millionen, 2012 rund 11,5 Millionen und von 2013 an 15 Millionen Euro sollten als jährliche Pacht fließen. Schon dieser Vertrag provozierte Kritik. Es war die Kritik von Optimisten, denn ihnen mißfiel, dass bei dieser günstigen Miete die Gewinne überwiegend in private Taschen fließen würden.

Dazu kam es nicht. Denn Anfang dieses Jahres weigerten sich die Betreiber, weiter die vereinbarte Pacht an die staatliche Eigentümer-Gesellschaft Nürburgring GmbH zu zahlen. Diese kündigte daher die Verträge mit den Betreibern und wartet seitdem darauf, dass die Betreiber endlich das Feld räumen. Doch die Nichtzahlung der Pacht stellt die Nürburgring GmbH vor große finanzielle Probleme. Die Gesellschaft, die zu 90% dem Land und zu 10% dem Kreis Ahrweiler gehört, drücken 400 Millionen Euro Schulden. Um fällige Darlehen bedienen zu können, benötigt die Nürburgring GmbH kurzfristig 13 Millionen Euro.

Doch in Europa lassen sich nur Banken über Nacht retten. Subvention eines Bundeslands für ein staatliches Unternehmen in Höhe von 13 Millionen Euro prüft zunächst Brüssel. Deshalb kann das Land Rheinland-Pfalz nicht, wie es sich viele wünschen, einspringen. Die Nürburgring GmbH wird daher, wie Kurt Beck gestern auf einer Pressekonferenz mitteilte, Insolvenz anmelden. Im Rahmen der Pressekonferenz schob der Politiker der EU die Schuld für die Insolvenz zu. Damit folgte Beck offenbar dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“.

Dieser Ansatz ist billig und springt zu kurz!

Das Schimpfen auf die EU ist ein durchsichtiges Manöver, das nur von den wahren Problemen ablenken soll. Ablenken von den sinnlosen Bauten und den Finanzierungsgeschäften, die bereits einen Untersuchungsausschuss im Landtag beschäftigten. Kurt Beck ignorierte auch, dass die von ihm geführte Regierung alle Bauten am Ring in jeder Phase des Projekts eng begleitete. Es ist eine Frechheit, wenn der Ministerpräsident jetzt die Schuld an der Insolvenz nach Brüssel schieben will. Es ist unfassbar, dass alle an der Pressekonferenz beteiligten Regierungsmitglieder eine Mitverantwortung an der Misere ablehnen. Denn die Schuldigen am Desaster in der Eifel sitzen ganz klar in Mainz.

Unter der Führung von Kurt Beck schoben sie das Projekt „Nürburgring 2009“ einst an. Als dies niemand finanzieren wollte, machte es eine Bürgschaft des Landes erst möglich.Kurt Beck erklärte im März 2010 Untersuchungsausschuss: „… hätte ich die Reißleine ziehen sollen, weil die Frist für den Geldfluss nicht eingehalten wurde …“ Vermutlich war das nur ein Lippenbekenntnis. Doch es war auch ein Wink mit dem Zaunpfahl. Denn es wird Zeit, dass Kurt Beck für die Nürburgring-Affäre endlich die politische Verantwortung übernimmt und zurücktritt.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!