Der Toyota 2000GT beflügelte die Marke Toyota!

Toyota setzte 2012 seinen damals neuen GT86 in Bezug zum Toyota GT2000. Das war Marketing! Ich musste damals schon immer etwas schmunzeln. Denn so mutig der GT86 auch war, als viersitziges Sportcoupé spielte er nie in der Liga des „Urahnen“. Denn der Toyota GT2000 war ein richtiger „Gran Turismo“.

Toyota 2000GT
2006 nahm ein Toyota 2000GT an den ersten Classic Days auf Schloß Dyck teil. Ich war damals noch als Fotograf im historischen Motorsport unterwegs. – Foto: Tom Schwede

Damit wir uns nicht mißverstehen. Der Toyota GT86 sowie seine Zwillingsbrüder Subaru BRZ und Scion FR-S sind interessante Autos. Dafür sorgt schon meine eigene Vergangenheit auf der Rückbank einer Celica. Doch in der Klasse des Toyota 2000GT spielen die Sportcoupés einfach nicht. Das fängt mit der Gestaltung an. Die Form des Klassikers wirkt auch heute noch attraktiv. Ihr leichter Federstrich fehlt dem GT86 und seinen Brüdern einfach! Mit der langen Motorhaube, die zudem – und damit sind wir bei der Technik – einen Sechszylinder bedeckt, ist der 2000GT ein richtiger „Gran Turismo“.

Ok, der Heckantrieb verschaffte dem GT86 eine Ausnahmestellung!

Ja, der GT86 bemüht sich redlich dieses Thema aufzugreifen. Trotzdem kann der GT86 die Verwandtschaft seinen Brüdern in der Mittel- oder Kompaktklasse nicht leugnen kann. Doch die Gestaltung des Toyota 2000GT erreicht die Klasse und Exklusivität eines Ferrari 275. Der GT86 steht auf einer Ebene mit modernen Sportcoupés wie dem Peugeot RCZ, dem (neuen) VW Scirocco oder dem Audi TT. Wobei der Japaner im Feld seiner Wettbewerber mit seinem Heckantrieb immer eine Ausnahmestellung einnahm. Gut möglich, dass der Toyota GT86 – wie wir heute wissen – alle seine direkten Kontrahenten überleben durfte.

Am 29. Oktober 1965 feierte der Toyota 2000GT seine Premiere auf der Tokyo Motor Show
Am 29. Oktober 1965, heute vor 59 Jahren feierte der Toyota 2000GT auf der Tokyo Motor Show Premiere (Foto: Toyota)

Doch der Blick auf die Wettbewerber des GT86 zeigt, in welchen Umfeld der jüngere der beiden Toyota zu Hause war. Der Neue ist ein Massenprodukt. Vom heute legendären Toyota 2000GT entstanden insgesamt nur 337 Exemplare. Alleine in Deutschland fanden bisher mehr als 8.000 GT86 und sein Bruder Subaru BRZ den Weg auf die Straße. Schon diese Zahlen zeigen, dass der Vergleich des GT86 mit dem Toyota 2000GT hinkt. Er wirkt wie der Vergleich eines der sich italienisch gebenden Restaurants der Systemgastronomie mit einem echten Edel-Italiener. Auch wenn es bei beiden Pizza gibt, bleiben doch Unterschiede.

Toyota wuchs schnell und stieg zur unangefochtenen Nummer 1 in Japan auf!

Firmengründer Sakichi Toyoda begann 1894 mit der Herstellung von Maschinen für die Textilindustrie. Mit den Lizenzeinnahmen aus den Patenten einer automatisierten Webmaschine finanzierte Sakichis Sohn Kiichirō Toyoda in den 1930er-Jahren den Einstieg in die Autoproduktion. 1935 feierte der erste Toyota Premiere. Erst zwei Jahre entstand die Toyota Motor Corporation. Sie profitierte nach dem Zweiten Weltkrieg davon, dass die japanische Regierung in der Automobilproduktion eine Schlüsselindustrie sah. Denn die Autoindustrie sollte den Umbau des Landes von einem rückständigen Agrarstaat zu einer Industrienation vorantreiben.

Toyota Corona von 1964
Die 1964 vorgestellte dritte Generation der Baureihe Corona brach mit der barocken Form der Vorgänger. Mit ihr startete Toyota den Verkauf in Europa. Doch der Absatz blieb noch hinter den Erwartungen zurück.

Toyota lernte besonders schnell. 1950 baute Toyota nur knapp über 10.000 Autos. Neun Jahre später überspring der Autobauer erstmals die Marke von 100.000 Fahrzeugen. 1961 waren es schon mehr als doppelt so viele. Nur fünf Jahre später entstanden schon mehr als 500.000 Fahrzeuge. Bereits 1968 knackte der Autobauer aus der Präfektur Aichi die Millionenmarke. Nur vier Jahre später entstanden schon mehr als zwei Millionen Toyota. Im gleichen Jahr zog der japanische Autobauer in den USA an Volkswagen vorbei und stieg auf dem lukrativsten Automarkt der Welt zum größten Importeur auf.

Der Toyota 2000GT war ein Wachstumsbeschleuniger!

In den 1950er-Jahren verdiente Toyota zunächst mit Nutzfahrzeugen sowie Modellen der Mittelklasse (Toyota Corona) und der Oberklasse (Toyota Crown) auf dem Heimatmarkt Geld. 1957 begann Toyota mit dem Export in die USA. Ab 1961 ergänzte der Kleinwagen Toyota Publica, der zehn Jahre später als Toyota 1000 auch nach Europa kam, das Programm. 1966 folgte die kompakte Toyota Corolla, die das Wachstum deutlich beschleunigte. Doch trotz aller Bemühungen galten die japanischen Fahrzeugen in den Anfangstagen vor allem als „billige“ Autos. Ihr Besitz versprach kein großes Prestige.

Toyota 2000GT
Heute gilt der Toyota 2000GT als Urahn des Japan-Styles. Denn mit der Gestaltung der Karosserie emanzipierte sich Toyota stärker als bisher von westlichen Vorbildern.

Toyota tat, was Unternehmen wie Autobauer in dieser Situation immer tun. Mit dem Toyota 2000GT entstand ein Sympathieträger, um das eigene Image positiv zu beeinflussen. Auf der Tokyo Motor Show 1965 präsentierte Toyota seinen Sportwagen erstmals der Öffentlichkeit. Damit stieg Toyota von der Kopierwerkstatt zum Trendsetter auf. Denn zuvor orientierte sich der japanische Autobauer bei seinen Modellen stark an amerikanischen oder europäischen Vorbildern. Der Toyota Corona von 1960 wirkt wie eine Mischung aus englischen Ford-Modellen mit französischen Renault-Fahrzeugen.

Toyota schuf mit dem 2000GT den Japan-Style!

Als erster Toyota verfügte der Toyota 2000GT über eine eigenständige Formensprache – wobei natürlich auch der 2000GT nicht frei von Vorbildern ist. Am Ende einer langen und tiefen Motorhaube stellt sich dem Fahrtwind eine flache und stark geneigte Frontscheibe in den Weg. Vom oberen Ende der Frontscheibe läuft das Dach – abgesehen von den „Double-Bubbles“ – mit einer sanften Linie bis zum Heck. Den dynamischen Gesamteindruck des Sportwagens verstärken die geneigten Seitenscheiben, die das Cockpit fast wie eine Pilotenkanzel wirken lassen. Natürlich ist auch der Toyota 2000GT nicht frei von Vorbildern, trotzdem nennen wir dieses Styling heute Japan-Style.


Der Toyota 2000GT war ein Sechszylinder!

Unter der langen Motorhaube des Sportwagens verstaute Toyota einen aufwendigen Reihen-Sechszylinder. Das 1.988 Kubikzentimeter große Aggregat verfügt über zwei oben liegenden Nockenwellen. Toyota ließ den Motor bei Yamaha entwickeln. Die 150 PS des Motors fließen mit Hilfe eines manuellen 5-Gang-Getriebe und die Hinterräder auf die Straße. Das Fahrwerk verfügt über Einzelradaufhängungen an allen vier Rädern. Magnesiumräder reduzieren die umgefederten Massen. Die Bremsanlage besteht aus vier Scheibenbremsen. Kurzum, der Toyota 2000GT war ein echter Sportwagen, der sich vor europäischen Sportwagen nicht verstecken musste.

Innenraum des Toyota 2000GT
Der Innenraum des Toyota 2000GT stellte den Fahrer in den Mittelpunkt. Das war ganz sportwagentypisch.

Das bewies der Toyota 2000GT schon 1966 mit einem Doppelsieg beim ersten 1.000-Kilometer-Rennen in Suzuka. Ein Jahr später begann die Serienproduktion. Dazu gewann Toyota mit dem 2000GT das 24 Stunden-Rennen von Fuji. Im Anschluss fuhr Toyota auf der Hochgeschwindigkeits-Teststrecke von Yatabe in der Nähe von Tokio mit dem 2000GT zu drei FIA-Weltrekorden über 72 Stunden, 15.000 Kilometer und 10.000 Meilen. Dazu sicherte sich Toyota 13 internationale Rekorde. Wobei Porsche die Rekordmarken schon im Oktober 1967 mit einem Porsche 911R in den Steilkurven von Monza übertraf.

Carroll Shelby machte den Toyota 2000GT zum SCCA-Sieger

Für die Sportwagen-Rennen des SCCA baute Carroll Shelby drei Toyota 2000GT zu Rennwagen um. Toyota finanzierte 1968 die Einsätze. Den Piloten Scooter Patrick und Dave Jordan gelangen bei den Rennen in Stuttgurt, Warbonnet und Mid Ohio drei Doppelsiege. Das verhalf der Marke Toyota in Nordamerika zu viel Aufmerksamkeit. Womit das Ziel der Einsätze erreicht war. Für weitere Aufmerksamkeit sorgte, dass ein offener Toyota 2000GT im Spielfilm James Bond 007 – Man lebt nur zweimal einen großen Auftritt hatte. Damit war die Mission 2000GT abgeschlossen. Toyota schickte der Sportwagen schon 1970 in den Ruhestand.

Mein Vater fuhr in den 1970er-Jahren Toyota Celica. Das war eigentlich ziemlich cool.
1970 stellte Toyota mit der Celica seinen dritten Sportwagen vor. Die Celica kam zwar nicht an den 2000GT heran. Trotzdem fand sie schnell auch in Deutschland Freund. Mein Vater fuhr ab 1975 Celica – das war eigentlich ziemlich cool.

Der Toyota 2000GT war zu teuer für eine Massenproduktion. Stattdessen stellte Toyota 1970 mit der Celica ein kleines massentaugliches Sportcoupé vor. Die Celica war ein tolles Auto. Doch für das Mitsingen im Konzert der richtigen Sportwagen fehlte ihr (nicht nur) ein Motor mit Sechszylindern. Mehr Mut als Toyota hatte Nissan. Denn der Nachfolger des Datsun Sports entstand 1969 der eindeutig vom Toyota 2000GT inspirierte Sportwagen Datsun 240Z. Beim in Japan Datsun Fairlady getauften Sportwagen setzte Nissan von Beginn an auf Massenproduktion und lukrative Auslandsmärkte. Bis 1978 entstanden fast 500.000 Exemplare der offensichtlichen Kopie des 2000GT.

Toyota wuchs auch ohne Toyota 2000GT weiter

Bereits 1980 übersprang Toyota erstmals die Marke von drei Millionen gebauten Fahrzeuge. Da gab es seit zwei Jahren auch bei Toyota wieder einen sportlichen Sechszylinder. Denn seit 1978 stand die Celica Supra bei den Toyota-Händlern. Bis 2002 folgten drei weitere Generationen der Supra. Der Celica blieben die Japaner immerhin bis 2005 treu. Erst 2019 erinnerte sich Toyota auch an den Namen und nannte sein neues Sportcoupé, das in Zusammenarbeit mit BMW entstand, Toyota Supra. Doch auch die neue Supra ist kein Nachfolger des heute legendären Toyota 2000GT.

Denn diesen gab es bereits von 2010 bis 2012 in Form des Lexus LFA. Dafür sorgt schon der V10, der wie der Sechszylinder des 2000GT in Kooperation mit Yamaha entstand. Und mit 500 Stück ist der LFA zudem fast so exklusiv wie der 2000GT. Trotzdem ist es Schade, dass Toyota nicht mehr 2000GT baute. Denn der Toyota 2000GT hätte es verdient gehabt! Aber wer weiß, ob der Sportwagen dann auch so eine Legende wie heute wäre.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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