Der erste Ford Transit Supervan ist zurück!

Andy Browne und sein Ford Transit Supervan

Ab 1971 begeisterte der Ford Transit Supervan regelmäßig die Besucher von Motorsport-Veranstaltungen. In den 1970er-Jahren gehörte der Supervan Andy Browne. Später galt das Original als verschollen. Doch manchmal gibt es im Leben eine zweite Chance. Browne fand die Reste des Originals wieder und begann mit der Restauration.

1965 begann mit dem Ford Transit bei den europäischen Töchtern des amerikanischen Autobauers eine neue Ära. Denn zuvor setzte Ford in Deutschland und in Großbritannien auch bei leichten Nutzfahrzeugen auf lokale Modelle. In Deutschland gab es den „Ford FK 1000 Kleinlieferwagen“. Die Briten setzten diesem den Ford Thames 400E entgegen. Solche teuren Parallel-Entwicklungen beendete die Ford Zentrale in Detroit Ende der 1960er-Jahre. Den Auftrag zur Entwicklung eines gemeinsamen Nachfolgers für beide europäischen Lieferwagen bekam Ford Großbritannien.

Die Keimzelle des Ford Transit Supervan lag in einer Lehrlingswerkstatt!

Das Ergebnis sollte zunächst „V-Serie“ heißen. Doch schließlich fiel die Entscheidung, den Neuen auf allen Märkten Transit zu nennen – wie Ford Deutschland seinen FK 1000 bereits seit 1961 bezeichnete. Teil des erfolgreichen Marktstart des neuen Transit waren auch einige geschickte Marketingaktionen. Schon kurz nach dem Debüt quetschten sich 48 Menschen in einen Transit. Etwas später baute die britische Lehrlingswerkstatt des Autobauers einen sieben Liter großen Ford Galaxie-Motor in einen Transit ein.

Äußerlich steht der Ford Transit Supervan bereits wieder gut da.
Äußerlich steht der Ford Transit Supervan bereits wieder gut da. Bis zum Sommer 2025 soll die Restauration vollständig abgeschlossen sein. (Foto: Ford)

Dieses Auto brachte die Verantwortlichen im Marketing auf die Idee, den Gedanken weiterzuspinnen. Denn von 1966 bis 1969 gewann der Ford GT40 viermal die 24 Stunden von Le Mans. Doch Regeländerungen beendeten die Karriere des Ausnahmesportlers. Der Versuch, mit dem Ford P68 einen Nachfolger zu etablieren, scheiterte. Doch in der Formel 2 und der Formel 1 spielte Ford inzwischen eine wichtige Rolle. Schon das erste Rennen der Formel 2-Europameisterschaft gewann Jochen Rindt mit einem Brabham BT23, den ein Cosworth FVA von Ford antrieb.

Der Ford Transit Supervan verband die Serie mit dem Motorsport!

1968, 1969 und 1970 verhalf dessen großer Bruder, der Ford Cosworth DFV Graham Hill, Jackie Stewart und Jochen Rindt zum Titel des Automobil-Weltmeisters. Das Marketing von Ford sah in einem schnellen Transit die Möglichkeit, eine attraktive Brücke zwischen den Erfolgen auf der Rennstrecke und den Serienprodukten zu schlagen. Dazu reichte es jedoch nicht, den Transit nur mit einem großen Motor zu bestücken. Dafür musste echte Renntechnik in den Transit einziehen.

Das Ziel ist, dass der Ford Transit Supervan auf die Rennstrecke zurückkehrt.
Das Ziel ist, dass der Ford Transit Supervan wieder – wie Anfang der 1970er-Jahre – auf die Rennstrecke zurückkehrt. (Foto: Ford)

Ford bat Terry Drury, das Projekt zu realisieren. Der ehemalige Ford-Ingenieur fuhr zunächst in seiner Freizeit Tourenwagen-Rennen. Ab 1967 setzte Drury einen Ford GT40, in dessen Cockpit der Ingenieur regelmäßig selbst ins Lenkrad griff, ein. Mit diesem Sportwagen wurde aus dem Hobby ein Standbein. Drury kündigte bei Ford, um sich ganz auf das in Rainham, Essex beheimate Rennteam „Terry Drury Racing“. 1970/71 übernahm dieses den Aufbau des Super-Transits.

Terry Drury dachte das Konzept „Schneller Transit“ weiter!

Als Grundlage wählte Terry Drury das Chassis eines Cooper T61 Monaco. In diesen Sportwagen, der ursprünglich in der CanAm rannte, integrierte der Ingenieur den 5-Liter-V8 aus dem Ford GT40 und stülpte die Karosserie des Transit darüber. Um beim Publikum die Illusion zu erzeugen, dass es sich beim Fahrzeug um einen „normalen“ Transit handelt, legte Drury zudem den Fahrerplatz etwas höher. Fertig war der Ford Transit Supervan.


Die Motorsport-Karriere von Terry Drury im Überblick:

Zunächst bestritt Terry Drury Tourenwagen-Rennen. Ab 1967 fuhr der Brite einen Ford GT40 und nahm unter anderem am „BOAC International 500“, einen 6-Stunden-Rennen in Brands Hatch teil. Ein Jahr später folgten Starts bei den 1.000-Kilometern von Monza, der Targa Florio sowie bei den 1.000-Kilometer-Rennen am Nürburgring und von Spa-Francorchamps. Später betreute Drury mit seinem Team unter anderem mit einem Ford Sierra Cosworth in der BTCC, der britischen Tourenwagen-Meisterschaft.


Ostern 1971 fuhr der von Terry Drury gebaute Ford Transit Supervan in Thruxton erstmals vor Publikum. In den Pausen des „Jochen Rindt Memorial“, einem Lauf der Formel 2-Europameisterschaft unterhielt Chris Craft im Supervan die 30.000 Zuschauer mit Demo-Runden und atemberaubenden Drifts. Zwei Jahre lang zeigte Ford den schnellen Lieferwagen regelmäßig der Öffentlichkeit. Dann stellte der Autobauer die Demofahrten mit dem Ford Transit Supervan ein.

Ein Lehrling übernahm den Supervan!

Andy Browne verfolgte die Demofahrten aus nächster Nähe. Denn Browne absolvierte damals eine Lehre bei Ford, bildete sich anschließend zum Ingenieur fort. Nach dem Ende der Demofahrten, wozu 1971 auch ein Auftritt beim Großen Preis von Deutschland auf der Nordschleife des Nürburgrings gehörte, zerlegte Terry Drury den Supervan. Damals waren die Einzelteile, wie der V8-Motor mehr wert als das gesamte Fahrzeug. Die Karosserie und das Chassis erwarb der damals 19 Jahre alte Andy Browne.

„Ich kaufte den Supervan Ende 1973 für 500 Pfund.“, berichtet Andy Browne im Rückblick heute. „Aber da war nichts – übrig waren eine Hülle und vier Räder. Sonst nichts. Zum Glück hatte ich Zugang zu Werkstätten, sodass ich Teile herstellen konnte. Für weitere 500 Pfund kaufte ich von Terry ein Getriebe. Damals war ich ein Ford-Lehrling und verdiente fünf Pfund die Woche!“, so Browne weiter. Trotzdem hauchte der damals 19 Jahre alte Browne den Supervan erfolgreich neues Leben ein.


Die Spur verlor sich!

Dazu bestückte Browne den Supervan mit einem 4,7 Liter großen V8 von Ford. Der war deutlich günstiger als das zuvor genutzte Motorsport-Triebwerk. Doch auch mit diesem Motor war der umgebaute Supervan für den Lehrling ein teures Vergnügen. Denn Browne nutzte den ehemaligen Show-Transit im Alltag. Dafür musste der angehende Ingenieur den Supervan registrieren, versteuern und versichern. Das war ein teurer Spaß – bis sich irgendwann die Prioritäten verschoben. Nach Familiengründung und Hausbau verkaufte Browne den Ford Transit Supervan.

Ford Transit Supervan
Zum 60. Geburtstag des Ford Transit soll der neuaufgebaute Ford Transit Supervan fertig sein.

Der Transit „erlebte“ in den nächsten Jahren eine wechselvolle Geschichte. Schon als Ford 1985 den Supervan 2 enthüllte, galt das Original als verschollen. Erst im neuen Jahrtausend nahm das Interesse am ersten Ford Transit Supervan wieder zu. Fans in der ganzen Welt versuchten, das Original aufzuspüren. Andy Browne erhielt über die Jahre zahlreiche Anrufe von Menschen, die wissen wollten, ob sie das Original hätten. Auch bei Andy Browne kehrte – als die Kinder das Haus verlassen hatten und aus dem Ingenieur ein Rentner wurde – das Interesse am Ford Transit Supervan zurück.

Auf Umwegen kam der Supervan zurück zu seinem ehemaligen Besitzer!

 „Ursprünglich wollte ich eine Replika bauen. Doch dann erhielt ich eines Tages einen Anruf, und jemand sagte mir, dass er dachte, er wisse, wo die Überreste des Supervan seien. Ich habe den Überblick verloren, aber dies war mindestens der zwanzigste Anruf dieser Art. Trotzdem ging ich hin, um mir diese Überreste anzusehen, fuhr mit der Hand unter die Schweller und wusste, dass es der Van war, den ich besessen hatte. Es war nicht einmal mehr ein Van – nur noch ein Bodenblech und ein bisschen Schottwand sowie einige Teile eines Chassis, das zerschnitten worden war.“

Browne wusste genau, wo nach er suchen musste. Denn während der Original-Supervan in seinem Besitz war, passte der Brite die Karosserie im Bereich der Schweller an, um eine straßentaugliche Auspuffanlage einbauen zu können. Andy Browne kaufte die Überreste und begann den Wiederaufbau.

Zum 60. Geburtstag des Transit soll der Ford Transit Supervan zurückkehren!

Von Anfang an verstand der Ingenieur sein Projekt als Verneigung vor seinen Freund Terry Drury. Deshalb wollte Browne so viel originale Substanz des zu ihm zurückgekehrten Supervans nutzen, wie möglich. Inzwischen – mehr als fünfzig Jahre nach seinem ursprünglichen Debüt – ist der Aufbau fast abgeschlossen. Das Ziel ist, den Ford Transit Supervan zum 60. Geburtstag des Ford Transit, der in knapp einem Jahr ansteht, vollständig fertigzustellen.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Brite Andy Browne besaß in den 1970er-Jahren den Ford Transit Supervan. Später galt das Original als verschollen. Browne fand es wieder und restaurierte es jetzt.

Foto: Ford

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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