Bei einem Concours d’Elegance in Zolder traf ich auf drei Alpine mit dem Schriftzug Dinalpin. Das kennzeichnet die in Mexiko entstandenen Lizenzbauten der französischen Sportwagen. Wie kam es eigentlich dazu, dass die Alpine auch in Mexiko gebaut wurde?
Früh lizensierte Alpine-Gründer Jean Rédélé seine Modelle an Hersteller in aller Welt. Schon 1960 – da war ALPINE gerade fünf Jahre alt – nahm Gillet d´Herstal in Belgien die Lizenzproduktion des Sportwagens Alpine A106 auf. Ein Jahr später begann Willys-Overland do Brazil mit der Fertigung des Alpine A108 – wobei in Brasilien schon der A108 mit allen seinen Karosserievarianten (Cabrio, Coupé, Coupé 2+2 und Berlinette) entstanden. Ab 1965 startete auch der mexikanische Nutzfahrzeughersteller Diesel Nacional S.A., kurz DINA mit der Fertigung der Alpine-Modelle. DINA verdiente in Mexiko sein Geld eigentlich mit Schwerlast- und Spezial-Lkw, Stadt- und Überlandbusse sowie gepanzerten Militärfahrzeugen.
Wer ist Diesel Nacional S.A. (DINA)?
Der 1951 auf staatliche Initiative gegründete Nutzfahrzeughersteller arbeitete zunächst mit FIAT zusammen. Im Werk in der Stadt Fray Bernardino de Sahagún im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo entstanden neben Traktoren und Lkw „aus Italien“ auch die Pkw FIAT 600, FIAT 1100 sowie FIAT 1400B. Allerdings sahen sich die Mexikaner Ende der 1950er-Jahre nicht mehr in der Lage, die Lizenzkosten der Italiener zu tragen. Deshalb kündigten sie die Verträge im Januar 1960. Im Bereich der Busse fand DINA schon 1961 mit dem US-Hersteller Flxible einen neuen, günstigeren Partner. Ein Jahr später schloss DINA daneben einen Vertrag mit Renault, um sich den Zugriff auf die Lkw der Franzosen zu sichern.
Kurze Zeit später, als die mexikanische Regierung die Einfuhrzölle auf Pkw anhob, erweiterten DINA und Renault den Vertrag um Pkw. Wobei die mexikanischen Renault Dauphine unter dem Namen des französischen Autobauer in Mexiko verkauft wurden. Es ist deshalb heute nicht sicher, wie viele Dauphine DINA fertigte. Klar ist nur, die Stückzahlen blieben weit hinter denen anderer Dauphine-Lizenznehmer wie IKA in Argentinien (97.209 Exemplare) oder Brasilien (74.627 Exemplare bei Willys-Overland do Brazil) zurück. Es ist heute schwer Hinweise auf die mexikanischen Dauphine zu finden. Viele Quellen kennen in der Regel nur die Dauphine, die in Argentinien, Brasilien, Italien (Alfa Romeo) und Spanien entstanden.
Über Renault kam DINA auch mit Jean Rédélé und Alpine in Kontakt!
Irgendwann entstand die Idee in Mexiko auch Sportwagen zu bauen. Anders als beim Renault Dauphine entschieden sich die Beteiligten, diesen Autos einen eigenen Markennamen zu geben. Aus DINA und Alpine wurde Dinalpin. In Mexiko entstanden unter diesem Namen ab 1965 drei Versionen der französischen Sportwagen: Dinalpin Berlinette, Dinalpin GT4 und Dinalpin Cabriolet. Trotz dieser breiten Modellauswahl blieben die Stückzahlen gering. Das lag an den hohen Preisen. Denn die nur in Mexiko angebotenen Dinalpin waren dort sündhaft teuer. Selbst Importsportwagen wie ein Ford Mustang lagen trotz des hohen Zolls preislich unter den „Mexikanern“.
Am besten lief noch die Dinalpin Berlinette. Sie entsprach der klassischen Alpine A110 Berlinette von 1962 und entstand in Mexiko in 508 Exemplaren. Vom Schwestermodell Dinalpin Cabriolet baute DINA nur 67 Exemplare. Der Dinalpin GT4, ein Coupé mit vier Sitzplätzen brachte es auf 138 Exemplare. Auch der GT4, den ich im vergangenen Jahr auf einen Concours d’Elegance in Zolder traf, basierte auf einem europäischen Vorbild. Der Alpine A110 GT4 entstand 1962. Dessen Karosserie entwarf der Karosseriebauer Chappe et Gessalin. Autonatives kennen diesen Karosseriebauer vor allem, weil sich dieser 1970 sein Logo von Asterix-Erfinder Albert Uderzo zeichnen ließ.
Wann verabschiedete sich DINA von der Dinalpin?
Die Produktion der Dinalpin endete 1974 – das Cabriolet lief sogar schon 1967 aus. Das lag auch daran, dass DINA im gleichen Jahr die Produktion von – modifizierten – MAN-Lkw aufnahm. Dazu beendete DINA die Verträge mit Renault. Das entzog, da die Dinalpin auf Technik von Renault zurückgriffen, der Produktion die Grundlage. So endeten das Kapitel der mexikanischen Alpine noch vor dem der europäischen A110. Mit dem Ende des Baus der Dinalpin endete auch das Kapitel Autobau bei Diesel Nacional beziehungsweise DINA. Das ursprünglich teilstaatliche Unternehmen ist heute in Privatbesitz. Seit der Jahrtausendwende baut das Unternehmen nur noch Busse, die es inzwischen sogar selbst entwickelt.