Eigentlich dachte ich, dass ich alle Rennsport-Filme kenne. Doch dann fragte mich Fabian, ob ich „Formel 1 und heisse Mädchen“ kenne. Dieser Titel mir tatsächlich nichts. Wir fanden den Film bei Amazon Prime und waren entsetzt. Der Film hat allenfalls SchleFaZ-Potenzial, was ja auch ganz unterhaltsam sein kann.
Vorweg das Wichtigste: ein klassischer Motorsport-Film ist „Formel 1 und heisse Mädchen“ trotz seines Namens beim besten Willen nicht. Denn die Königsklasse des Motorsports spielt in dem Film allenfalls eine Nebenrolle. Die ist so klein, dass sie sich auf Bilder im Vorspann reduziert. Um an dieser Stelle eine Einordnung aus dem Bereich des Kinos zu wählen, der Auftritt von Claude-Oliver Rudolph im Spielfilm „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“ (Affiliate-Link) wirkt im Vergleich dazu fast schon wie eine Hauptrolle. Und das ist eine Einschätzung zum Auftritt von Rudolph, die wohl noch nicht einmal der Schauspieler selbst teilen wird.
Was ist „Formel 1 und heisse Mädchen“ dann?
Wenn ich diese Frage mit nur einem Wort beantworten soll, dann wähle ich „schlecht“. Anders kann ich über den Film wirklich nicht urteilen. Das liegt an der faden Geschichte, die – das ist die Brücke zum Titel – im weiteren Sinne im Motorsport-Umfeld spielt. Um diesen Bezug zu hinterlegen, gibt es am Anfang tatsächlich ein paar Szenen aus der Formel 1. Die sind jedoch völlig wahllos aneinandergeschnitten. Sie stammen aus Grand Prix in Monza. Für Motorsport-Fans sind sie jedoch nur schwer verdaulich. Denn die Verantwortlichen des Films zeigen Szenen aus mehreren Jahren. Und so fährt dort genauso Niki Lauda im Ferrari 312T2 (1977) wie Gilles Villeneuve im zwei Jahre jüngeren Ferrari 312T4B. Und zwischendurch fährt Lauda Brabham.
Zwischen die Szenen aus Monza fügen die „Macher“ den Unfall von Clay Regazzoni in Indianapolis ein. Dort trat der Schweizer 1977 für Theodore Racing mit einem McLaren-Offenhauser an. Im Training verunglückte Regazzoni spektakulär, konnte aber 14 Tage später das Rennen bestreiten. Im Film findet der Unfall in Monza statt. Nach einem Schnitt folgen Bilder der Bergung von Ronnie Peterson, der 1978 in Folge einer Karambolage beim Start zum Großen Preis von Italien in Monza verstarb. Doch das ist längst Nebensache. Denn nun verlässt der Film die Welt des Motorsports, kehrt später allenfalls halbherzig in die Kulisse des bei Rom gelegenen Autodromo Vallelunga zurück. Doch da ist der Film fast schon vorbei.
Die Handlung ist dünn und langweilig!
Die Handlung des Films „Formel 1 und heisse Mädchen“ will, dass der durch den Crash von Regazzoni dargestellte Unfall die Folge einer Sabotage war. Die verbleibenden 75 (überwiegend langweiligen) Minuten „untersucht“ ein Kommissar nun diesen Unfall. Wobei „untersuchen“ das Geschehen nur unzureichend beschreibt. Darsteller Tomás Milián stolpert irgendwie durch den Film. Das wirkt meist ziellos. Milián trägt dabei immer eine Wollmütze und in der Regel auch bunte – gern unterschiedlich farbige – Strickhandschuhe. Das macht den Film zu einer Fortsetzung von Miliáns-Superbullen-Serie. Diese Reihe drehte der auf Kuba geborene US-Schauspieler in den 1970er-Jahren in kurzer Folge in Italien. Allein im Debütjahr 1977 entstanden zwei von diesen Filmen.
Die Filme lehnen sich – wie weitere Filme mit Tomás Milián – offensichtlich an die Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme an. Wie diese erhielt auch „Formel 1 und heisse Mädchen“ eine für die damalige Zeit übliche Schnodderdeutsch-Synchronisation. Das kann – wie besonders die TV-Serie „Die 2“ mit ihren kreativen Dialogen zeigt – unterhaltsam sein. Dumm nur, dass, als das deutsche Drehbuch für die Synchronisation von „Formel 1 und heisse Mädchen“ entstand, jede Kreativität offenbar abwesend war. Aber das passt irgendwie zu dem Film, der im italienischen Original „Delitto in Formula Uno“ („Verbrechen in der Formel 1“) heißt.
Für Motorsport-Freunde ist der Film unerträglich!
Das fängt mit der wirren Nutzung der Rennsportaufnahmen zu Beginn an. Mir missfällt da besonders die Nutzung der Bilder der Bergung von Ronnie Peterson. Und es geht mit den Autos des fiktiven Teams „Miraggio“ weiter. Das Team nutzt Fahrzeuge, die an den Lola T506 erinnern und (vermutlich) über Käfer-Triebwerke verfügen. Diese „Rennwagen“ sind so weit von einem Formel 1-Boliden weg, wie die Burger-Läden großer Fast-Foot-Ketten von einem Restaurant der Haute Cuisine. Der Film kam 1984 – also satte sieben Jahre nach seinen den ersten Motorsport-Aufnahmen – in die Kinos. Da wirken die Rennwagen nicht nur zu klein, sie passen auch nicht mehr in die Zeit.
Ich weiß nun, dass ich nichts verpasst habe, „Formel 1 und heisse Mädchen“ nicht zu kennen. Der Film hat SchleFaZ-Potenzial, was ja auch ganz unterhaltsam sein kann. Ich sage nur „Sharknado“. Aber lassen wir das, ich schließe die Filmkritik mit einem Zitat: „Und nun raus hier, ich muss mich auf die Matratze legen.“
Den Film gibt es bei Amazon (Werbung) Prime. Wer sich trotz unser Kritik nicht davon abhalten lassen mag, der kann den Film dort als Prime-Mitglied sogar kostenlos schauen. Das paßt irgendwie, denn Geld wäre mir der Film nicht wert.