Passage du Gois – eine Straße im Meer

Passage du Gois

Es gibt Straßen, die musst Du nur einmal fahren und vergisst sie nie wieder. Die Passage du Gois an der französischen Westküste gehört eindeutig dazu. Denn die Straße verschwindet regelmäßig unter der Flut des Atlantiks. Deshalb ist die Straße nur bei Ebbe befahrbar.

Die Passage du Gois gehört zu den ungewöhnlichsten Straßen der Welt. Die 4,5 Kilometer lange Strasse verbindet in Frankreich die Île de Noirmoutier mit dem Küstenort Beauvoir-sur-Mer. Das Besondere an der Passage ist, sie ist nur bei Ebbe befahrbar. Bei Hochwasser steht das Meer zwei bis drei Meter über der Straße. Wer die Departementstraße D 948 befahren will, der muss also zum richtigen Zeitpunkt an einem der beiden Endpunkte sein. Denn durch die Gezeiten ist die Straße nur wenige Stunden am Tag passierbar. Zudem verschiebt sich dieser Zeitpunkt jeden Tag etwas. Als Pendlerstrnaße ist sie damit wohl nur sehr bedingt geeignet.

Die Passage du Gois ist ein Paradies für Muschelsucher!

Rund 1 ½ Stunden vor und nach dem Niedrigwasser geben die Behörden die Passage frei. Pro Tag kommen so rund sechs Stunden zusammen, die Autofahrer die Straße unter die Räder nehmen können. Immer wenn die Öffnung der Straße auf den Nachmittag fällt, kommt es vor dem Öffnen der Schranken zu einem Stau. Denn die in der Vendée lebenden Franzosen nutzen die Straße, um im Watt nach Muscheln zu suchen. Mit ihr können sie mit dem Auto bis ins Watt fahren. Das geht sonst an der französischen Westküste nicht so einfach. Wir vor ein paar Jahren von der Passage du Gois erstmals hörten, da war uns sofort klar, dass wir diese einmal befahren müssen. Und irgendwann schafften wir es dann tatsächlich, über die Passage du Gois zu fahren und über sie die Île de Noirmoutier zu besuchen.

Passage du Gois
Jeden Nachmittag ist die Passage du Gois ein Paradies für Muschelsammler. Das hindert den Einen oder Anderen nicht, erstmal Wasser abzulassen.

Dabei entstanden ein paar Bilder, die wir Euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Eines dieser Bilder zeigt, wie entspannt Franzosen sein können – Wasserlassen inklusive 😉 Denn tatsächlich stehen da zwei Herren am Rand der Straße und lassen hemmungslos laufen. Wobei dieses „Schauspiel“ nicht zum Standardprogramm der Passage du Gois gehört. Trotzdem lässt es mich heute beim Betrachten der Bilder tatsächlich etwas ratlos zurück. Entlang der Strecke gibt es übrigens in regelmäßigen Abständen künstliche Rettungsinseln mit Rettungskörben. Eines der Bilder zeigt einen dieser Körbe. Sollte sich beim Passieren der Straße das Wasser einmal zu schnell  der Küste nähern, dann können sich Reisende in diesen Körben vor der aufkommenden Flut in Sicherheit bringen.

Woraus besteht die Passage du Gois?

Die Straße selbst besteht übrigens aus Pflastersteinen. Diese Art der Straßenbefestigung hat sich über die Jahrzehnte bewährt. Nur die Rampen, die die Straße mit dem Land verbinden, sind asphaltiert. Die Passage du Gois wurde übrigens bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts das erste Mal erwähnt. Doch vermutlich nutzen Küstenbewohner die Verbindung schon wesentlich länger. In den 1920-Jahren wurde aus dem Weg eine befestigte Straße. In Spitzenzeiten passierten mehr als 900.000 Autos die Straße. Daher entschloss sich die französische Regierung Anfang der 1970er-Jahre zum Bau einer festen Alternativ-Verbindung. Dadurch ging der Verkehr auf der Straße im Meer deutlich zurück.

Passage du Gois
Rettungskörbe entlang der Passage du Gois – wer die Körbe sieht, der ahnt, wie hoch das Wasser steigen kann.

Seit 1983 gibt es keine offiziellen Zahlen zur Nutzung mehr. Doch Beobachter gehen davon aus, dass auch heute noch mehr als 200.000 Autos pro Jahr die Passage nutzen.

Passage du Gois
Die Pflastersteine als Straßenbelag haben sich bewährt. Sie halten besser als jede Asphaltdecke dem Meer Stand.

Dieser Artikel wurde ursprünglich 2011 veröffentlicht. Er interessierte damals überdurchschnittlich viele Leser. Daher haben wir ihn neu publiziert.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Die Passage du Gois ist nur wenige Stunden am Tag passierbar. Das macht sie zu einem ultimativen Straßentipp.

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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