Fahrberichte: Audi

Test Audi Q7 (2015) – Wie fährt sich der neue Q7?

Audi hat im Frühjahr den neuen Audi Q7 vorgestellt. In Kürze steht der Luxus-SUV bei den Händlern. Ich hatte jetzt die Gelegenheit zu einer ausführlichen Probefahrt mit dem Audi Q7 des Jahrgangs 2015.

Als Audi vor rund zehn Jahren den ersten Q7 vorstellte, polarisierte der SUV. Fans waren begeistert von der Größe und den Fahrleistungen. Bei seinen Kritikern sorgten die gleichen Merkmale für Unmut. Für sie gehört der Audi Q7 zu den Dinos eines automobilen Zeitalters. Kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen in Ingolstadt mit dem neuen Audi Q7 in Bescheidenheit üben und den Neuen ordentlich abspeckten. Denn damit lässt sich der Verbrauch deutlich senken, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Was ist neu beim Audi Q7 des Jahrgangs 2015?

Bis zu 325 Kilogramm bringt der neue Q7 weniger als sein Vorgänger auf die Waage. Die Karosserie des Neuen 71 Kilogramm leichter als die des Alten. An der Vorderachse „fehlen“ im Vergleich zum Vorgänger 27 Kilogramm. Die Türen, die jetzt aus Aluminium sind, bringen weitere 24 Kilogramm weniger als bisher auf die Waage. Bei der Auspuffanlage sparte Audi nochmal 19 Kilogramm ein.

Die Aufzählung ließe sich (fast) endlos fortsetzten. Alles zusammen führt dazu, dass der neue Audi Q7 das zurzeit leichteste Auto seiner Klasse ist. Als 3.0 TFSI wiegt der neue Q7 leer „nur“ 1.970 Kilogramm. Beim 3.0 TDI sind es 1.995 Kilogramm. Mit knapp zwei Tonnen Gewicht und einer Länge über alles von 5,05 Metern ist der kein Leichtgewicht. Aber der 2015er Audi Q7 liegt beim Gewicht unter dem legendären Monteverdi Safari.

Der Schweizer galt vor knapp 40 Jahren als Inbegriff des Luxus-Geländewagens und brachte knapp 2,1 Tonnen auf die Waage. Heutige SUV sind seine gedanklichen Nachfahren, auch wenn der Safari technisch noch ein echter Geländewagen war. Dass der neue Q7 – mit der heute üblichen Ausstattung und den heute üblichen Sicherheitsmerkmalen – leichter als der Safari ist, belegt den technischen Fortschritt. Oder wie es bei Audi heißt: Vorsprung durch Technik.

Fahrerassistenzsysteme für jede Lebenslage

Audi spielt eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung des Autos. Zusammen mit nvidia stellte Audi im Audi TT vor einem Jahr das virtuelle Cockpit vor. Das macht auch im SUV Q7, wo es allerdings ein Extra ist, eine gute Figur. Bei meiner Probefahrt assistiert das Head-up-Display das virtuelle Cockpit. Angenehm, dass sich die Position der Projektion stufenlos regulieren lässt. Die schwebende Anzeige des Head-up-Displays scheint rund zwei Meter vor dem Fahrzeug zu liegen. Das Auge muss sich nicht von der Fernsicht umstellen, um auf die Geschwindigkeitsanzeige oder die nächste Anweisung des Navigationssystems zu blicken.

Die Grundausstattung der serienmäßigen Fahrerassistenzsysteme ist ansehnlich. So gibt der neue Q7 seinem Fahrer eine Pausenempfehlung. Nicht nach einem festen Zeitintervall, sondern auf Grundlage einer Analyse des Fahrverhaltens. Wirkt der Fahrer unaufmerksam, empfiehlt der Q7 eine Pause. Daneben sind ein Anfahrassistent, ein Tempomat, der einstellbare Geschwindigkeitsbegrenzer sowie die neue Frontkamera serienmäßig an Bord.

Mit der Frontkamera verfolgt Audi im Geschwindigkeitsbereich bis 85 Kilometer pro Stunde das Umfeld des Fahrzeugs. Drohen andere Verkehrsteilnehmer wie Autos, Zweiräder oder Fußgänger den Weg des Q7 zu kreuzen, warnt das Auto seinen Fahrer zunächst. Bahnt sich eine Kollision an, leitet der Q7 automatisch eine Vollbremsung ein. „pre sense city“ nennt Audi das.

Wie wirkt der Audi Q7 auf mich?

Über das Design lässt sich streiten. Aber der Erfolg des Vorgängers zeigt Audi, was die Kunden wünschen. Deshalb ist sich der neue Q7 treu geblieben. Die neue Karosserie fällt geringfügig kleiner aus als bisher. Das Design wirkt – besonders durch den schärfer gezeichneten Grill – kantiger und dynamischer als bisher.

Insgesamt macht der neue Audi Q7 in allen Details einen ziemlich perfekten Eindruck. Die Qualitätsanmutung des SUV ist großartig. Der Q7 ist ein echter Luxus-SUV. Das Angebot der Fahrerassistenzsysteme und der Extras ist umfangreich. Bei meiner Probefahrt hinauf zum Col du Pillon begeistert mich die Leichtfüßigkeit des Audi. Der SUV erklimmt den 1.546 Meter hohen Pass in der Nähe von Gstaad wie eine leichte Steigung in der norddeutschen Tiefebene.

Welche Motoren bietet Audi im Q7 an?

In Deutschland sind zum Start des neuen Q7 zunächst „nur“ der 3.0 TFSI mit 333PS und der 3.0 TDI mit 272 PS verfügbar. Etwas später folgt noch ein zweiter Diesel, der 218 PS leistet. Zudem ist der Q7 – zunächst ausschließlich – in den USA und in Asien auch mit einem 252 PS starken 2.0 TFSI verfügbar. Dazu kündigt Audi noch den Audi Q7 e-tron quattro an. Im Plug-in-Hybrid für Europa verbindet einen drei Liter großen Turbodiesel mit einem Elektromotor. In Asien gibt es auch einen Benziner e-tron. In ihm übernimmt das bekannte 2.0 TFSI-Aggregat die Aufgabe des Verbrenners.

Audi Q7 3.0 TFSI: 333 PS Leistung und 440 Nm Drehmoment

Der Benziner ist ein Direkteinspritzer mit Kompressoraufladung. Mit 2.995 ccm Hubraum stemmt der V6 (90-Grad-Zylinderwinkel) 333 PS auf die Kurbelwelle. Die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit des Q7 liegt bei 250 Kilometern pro Stunde. Der Sprint bis zur Landstraßenhöchstgeschwindigkeit gelingt in 6,1 Sekunden.

Im NEFZ-Zyklus verbraucht der Audi Q7 3.0 TFSI 7,7 Liter pro 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 179 Gramm pro Kilometer. Das liegt mehr als 25 Prozent unter dem Vorgänger. Eine Besonderheit ist, dass der Motor zeitweise als reiner Sauger arbeitet. Bei Lasten bis 250 Newtonmetern und bis zu einer Drehzahl von 4.000 Umdrehungen pro Minute legt eine elektromagnetische Kupplung den Kompressor still. Einen Fahreindruck davon gibt es bei Jens, der mit dem Q7 TFSI unterwegs war.

Audi Q7 3.0 TDI: 272 PS Leistung und 600 Nm Drehmoment

Auch der Diesel des Q7 ist ein V6-Motor, der mit Sportlichkeit überzeugt. Beim Sprint auf Tempo 100 verliert der Diesel die Winzigkeit von 0,2 auf seinen nach dem Otto-Konzept arbeitenden Bruder. Auf der Autobahn rennt der Selbstzünder maximal 234 Kilometer pro Stunde.

Den Normzyklus absolviert das rund 190 Kilogramm leichte Aggregat mit 5,7 Litern. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 149 Gramm pro Kilometer. Das ist kein theoretischer Wert. Als ich auf meiner Probefahrt mit Unterstützung des prädiktiven Effizienzassistenten kräftig segeln lasse, sinkt der Verbrauch tatsächlich deutlich unter fünf Liter.

Angenehm auch der ruhige Lauf des Diesels. Damit keine Vibrationen ins Innere des Q7 vordringen, montiert Audi den Dieselmotor auf schaltbaren hydraulischen Lagern. Passend zur Drehzahl und den dabei jeweils auftretenden Schwingungen, verändern die Lager ihr Dämpfungsverhalten.

Mit welchem Audi Q7 war ich auf Probefahrt?

Für meine Probefahrt stand mir der Audi Q7 3.0 TDI zur Verfügung. 272 PS leistet das V6-Aggregat. Zwischen 1.500 und 3.000 Umdrehungen pro Minuten stemmt der Motor ein Drehmoment von 600 Newtonmetern auf seine Kurbelwelle. Der Motor reiht sich nahtlos in die Reihe der neuen Hightech-Diesel ein, die die Autohersteller „dank“ der Euro6-Norm zurzeit reihenweise präsentieren.

Im Motorblock gibt es Ölkanäle, um die Kolben zu kühlen. Der Kühlkreislauf der Zylinderköpfe ist vom restlichen Kühlkreislauf getrennt, um die Temperatur der Zylinderköpfe regeln zu können. Natürlich ist auch der Turbolader wassergekühlt. Dazu wanderten die Bauteile der Abgasreinigung näher an den Motor heran. Das verbessert ihren Wirkungsgrad.

Im Innenraum glänzt mein Testwagen fast mit Vollausstattung. Nur im Kofferraum finde ich einen nicht belegten Schalterplatz. Dem Testfahrzeug fehlt die optional angebotene elektrisch ausklappbare Anhängerkupplung. Deshalb muss ich bei meiner Probefahrt zu meinem Bedauern auf einen Test des Anhängerassistenten verzichten. Mit ihm kann der Q7 einen Anhänger rückwärts rangieren. Das muss ich bei Gelegenheit unbedingt nachholen.

Wie fährt sich der 2015er Audi Q7?

Der große Diesel passt nach meinem Geschmack optimal zur zweiten Q7-Generation. Der SUV und sein Antrieb bilden ein harmonisches Team. Souverän zieht der Motor den Q7 durch die Landschaft. Auch an dieser Stelle spielt der Leichtbau des neuen Q7 eine Rolle. Er sorgt dafür, dass sich dieser SUV vergleichsweise agil anfühlt.

Geheimnis: Hinterradlenkung

Besonders in engen Kurven vergesse ich fast, dass ich gerade ein fünf Meter langes Auto bewege. Willig folgt der neue Q7 den Befehlen zum Einlenken. Dabei spielt der SUV mit seiner aktiven Hinterradlenkung an dieser Stelle einen weiteren Trumpf aus. Denn der neue Q7 verfügt an der Hinterachse über einen elektrischen Spindelantrieb. Damit kann der Q7 die Hinterräder um bis zu fünf Grad einschlagen.

Bei niedrigen Geschwindigkeiten passiert das gegenläufig zu den Vorderrädern. Das sorgt für Vorteile beim Rangieren oder Parken. Im Vergleich zum Vorgänger sinkt der Wendekreis um rund einen Meter. Bei höheren Geschwindigkeiten folgen die Hinterräder dem Lenkeinschlag der Vorderräder. Damit erhöht sich lauf Audi die Stabilität in Ausweissituationen.

Was verbraucht der Audi Q7 3.0 TDI?

Audi gibt einen kombinierten Normverbrauch von 5,7 Litern an. Im gesamten Test liege ich rund zwei Liter darüber. Trotzdem ist der Normverbrauch keine theoretische Größe. Denn auf dem Weg vom Hotel zum Flughafen lasse ich mich vom Duo Abstandsregeltempomat (Adaptive Cruise Control, ACC und prädiktiven Effizienzassistenten führen. Sie sorgen dafür, dass der Q7 die Geschwindigkeit selbstständig regelt.

Dabei berücksichtigt der Q7 genauso die vor ihm liegende Topografie der Strecke wie Tempolimits und natürlich andere Verkehrsteilnehmer. Das funktioniert übrigens auch, wenn keine Zielführung aktiv ist. Wer will, der kann nach dem Anfahren den Fuss vom Gas nehmen und sich auf das Lenken beschränken – autonomes Fahren für Einsteiger.

Unterwegs wird der Q7 dabei übrigens nicht automatisch zum Schleicher. Der Q7 passt seine Geschwindigkeit auf freier Strecke exakt an das Erlaubte an. Das funktioniert übrigens auch im Dynamikmodus. Worauf der Q7 auch in engen Autobahnabfahrten wie ein Sportfahrer lange das Gas stehen lässt oder sich punktgenau an das nächste Tempolimit heranbremst.

Doch so richtig in seinem Element ist der gasgebende Computer im Effizienzmodus. Jetzt koppelt der Computer bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Antrieb über einen Freilauf ab und lässt den Q7 segeln. Er weiß schließlich, dass hinter der nächsten Kurve ein Kreisverkehr auf die Fuhre wartet. Bei meiner Testfahrt sinkt der Verbrauch auch auf längeren Strecken zeitweise auf weniger als fünf Liter ab.

Wie sitze ich im neuen Audi Q7?

Der Innenraum des Audi Q7 ist weitläufig. Das wird auf allen Plätzen deutlich. Hinter dem Lenkrad finde sofort eine gute Sitzposition. Trotz meiner überdurschnittlichen Körperlänge sitze ich angenehm aufrecht. Trotzdem bleibt oberhalb meines Kopfes mehr als nur eine Handbreit Luft bis zum edlen Dachhimmel.

Kleinere Menschen erinnert Q7 bestimmt an einen Hochdachkombi. Und wie viel Platz der Q7 bietet, wird deutlich als Stefan Maaß auf den Fahrersitz wechselt. Der Sitz braucht jetzt eine gefühlte Ewigkeit, bis der Sitz elektrisch die Strecke von ganz hinten nach ganz vorne zurücklegt.

Platz ist übrigens auch in der zweiten Reihe des Q7 reichlich vorhanden. Wer will, kann im neuen Q7 übrigens drei Kindersitze nebeneinander befestigen. Im Siebensitzer mit der dritten Sitzreihe lassen sich weitere Kindersitze befestigen. Ich kenne keinen anderen Personenkraftwagen, der das kann.

Was hat mir gefallen?

Ich bemühe mich hier gerade um die gebotene Objektivität. Mit dem neuen Audi Q7 ist Audi tatsächlich die Neudefinition des SUV gelungen. Mich hat auf meiner Probefahrt wieder einmal der V6-Diesel überzeugt. Auch wenn ich mich frage, wie sich der Hochleistungsdiesel, den ich kürzlich im Audi A6 allroad fuhr, im Q7 machen würde. Im Innenraum überzeugt mein Testwagen mit hochwertiger Verarbeitung und – wichtiger – einer sinnvollen Anordnung aller Knöpfe und Schalter. Trotz der zahlreichen Funktionen wirkt hier nichts überladen.

Was hat mit am Audi Q7 nicht gefallen?

Gar nicht so einfach, diese Standardfrage unseres Auto-Blogs zu beantworten. Denn der neue Audi Q7 ist dicht dran am perfekten SUV. Allenfalls das Kunststoffelement auf der Außenhaut der Türen sagt mir gar nicht zu. Ich habe nicht herausgefunden, ob es eine Funktion hat. Gut denkbar, dass das Element Vibrationen schluckt oder vor Parkremplern schützen soll. Optisch soll es wohl auch die Form des Q7 etwas auflockern. Doch nach meinem Geschmack ist die breite Leiste jedoch eher ein Fremdkörper.

Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die Rückmeldung der Lenkung. Wie schon vor ein paar Tagen im Jaguar F-Type AWD passt das Gefühl in den Händen nicht zum Gewohnten. Sowohl der Q7 als auch der F-Type verfügt über eine elektromechanische Lenkung. Und in beiden Fällen spricht die Lenkung spontan an und führt die Räder präzise. Doch irgendwie werde ich mit dem – überwiegend synthetisch – generierten Feedback der Lenkung nicht warm.

Welcher Audi Q7 (2015) ist mein Favorit?

Die Antwort ist einfach: Ich bin schon lange Diesel-Fan und der Hightech-Diesel Audi Q7 3.0 TDI passt sehr gut zu dem großen SUV. In Verbindung mit dem Assistenzpaket Tour gibt der neue Q7 ein sehr komfortables Langstreckenfahrzeug. Optimal auf langen Urlaubs- oder Geschäftsfahrten. Und dank des Stauassistenten macht der Q7 auch im Dauerstau auf der A40 zwischen Essen und Dortmund eine gute Figur.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!