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SAAB-Museum zu verkaufen

Im Dezember 2011 meldete der schwedische Autobauer SAAB Konkurs an. Jetzt steht das SAAB-Museum zum Verkauf.

Frühes Pressebild von SAAB, das neben dem SAAB 92 auch den Versuchswagen 4 zeigt.
Frühes Pressebild von SAAB. Der Wagen mit dem amtlichen Kennzeichen P 15913 ist der Versuchswagen Nummer 4 (92004) aus dem Jahr 1948. – Foto: IDENTIFIKATIONSNUMMER TEKA0019876 ALTERNATIVNUMMER C12418; Okänd, Teknik- och industrihistoriska arkivet / Tekniska museet (ARK-K5)

Bereits vor gut zwei Jahren schrieben wir darüber, wie die damalige SAAB-Mutter General Motors die Marke SAAB einstellen wollte. Irgendwie ging es dann doch weiter. Das damals erwartete Sterben dieser automobilen Legende trat dann doch nicht ein. Mit der niederländischen Sportwagenmarke Spyker fand sich doch noch ein Käufer für SAAB. Die Niederländer übernahmen im Februar 2010 für nur 74 Millionen US-$ die Mehrheit des Unternehmens. Der bisherige Eigentümer General Motors blieb ein wichtiger Anteilseigner, um einige seiner Patente zu schützen.

Doch die Übernahme war keine Rettung!

Denn inzwischen meldete SAAB Insolvenz an. Spyker fehlten die Mittel, um das Unternehmen dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben. 2010 baute SAAB immerhin etwas mehr als 32.000 Fahrzeuge. Doch ein gutes Jahr nachdem Spyker die Kontrolle übernahm, stellten zahlreiche Zulieferer im März 2011 die Lieferung von Fahrzeugteilen ein. Es gab zu viele nicht bezahlte Rechnungen. Anfang April 2011 SAAB musste daraufhin Fertigung im Werk Trollhättan stoppen.

Die Geschäftsleitung nahm Verhandlungen mit mehreren chinesischen Unternehmen auf, die in SAAB investieren sollten. Im Oktober 2011 schien es, als ob Spyker seine Mehrheit an SAAB an zwei chinesische Unternehmen weiterreichen würde. Doch General Motors blockierte den Verkauf, um den Zugriff der Chinesen auf die Technik der Amerikaner zu verhindern. Denn die „modernen“ Produkte aus dem Hause SAAB basieren auf Technologieplattformen des inzwischen wieder größten Automobilherstellers der Welt.

SAAB hängt immer noch am Tropf von General Motors

Der in Trollhättan gebaute SAAB 9-5 teilt sich mit dem Opel Insignia, dem Buick LaCrosse und dem Cadillac XTS die sogenannte Epsilon-II-Plattform der Amerikaner. Wie sein kleiner Bruder, der auf der Epsilon-I-Plattform aufbauende SAAB 9-3, wird der große SAAB mit den bei Opel in Kaiserslautern gebauten Ecotec-II-Vierzylinder-Motoren verkauft. Der in Mexiko gebaute SUV SAAB 9-4X ist eine „nur“ per Typenschild veränderte Variante der zweiten Generation des Cadillac SRX.

Mit dem Konkursantrag erreichte das lange Siechtum der Marke SAAB einen neuen Tiefpunkt. Inzwischen stehen sogar schon die Ausstellungsstücke aus dem SAAB-Museum zum Verkauf. Das sind keine guten Zeichen für die Fans der Marke. Und es sind schreckliche Nachrichten für die Mitarbeiter der traditionsreichen Marke aus Trollhättan. Denn es ist ein Schritt, der nicht auf den Erhalt der Marke hindeutet. Auch wenn die Interessen der Amerikaner durchaus zu verstehen sind, dokumentieren die heutigen „SAAB“ das ganze Dilemma.

SAAB stand immer für besondere Autos – im SAAB-Museum gibt es viele davon!

Seit Gründung der SAAB-Autosparte 1946 sorgte das von einem Flugzeugbauer gegründete Unternehmen mit teilweise skurrilen Ideen für Aufmerksamkeit. Damit erarbeitete sie sich über die Jahre eine treue Fan-Gemeinde. Doch die Globalisierung zwar Autobauer zur Größe. SAAB war irgendwann zu klein (für die neue Autowelt). Trotzdem begann mit der Übernahme durch General Motors der Niedergang. Die Amerikaner begriffen vermutlich nie, welches Kleinod sie in Schweden kauften.

Dieser URSAAB aus dem SAAB-Museum stand 2003 auf der IAA – bei Opel, da bahnte sich das Drama bereits an!
Dieser URSAAB aus dem SAAB-Museum stand 2003 auf der IAA – bei Opel, da bahnte sich das Drama bereits an! (Foto: Tom Schwede)

Anders ist nicht zu erklären, warum sie zeitweise einen in Japan gefertigten Subaru Impreza als SAAB 9-2X verkauften. Wobei selbst das in der SAAB-Geschichte nicht völlig ohne Parallele ist. Denn in den 1980er-Jahren vertrieb SAAB den Lancia Delta als Saab 600 in Skandinavien. Da hätte vielleicht ein Blick ins SAAB-Museum helfen können. Nach dem Veto von General Motors scheiterten mit allen möglichen Käufern die Verhandlungen. Am 19. Dezember 2011 stellte SAAB einen Insolvenzantrag. Nun versucht der Insolvenzverwalter, alles was in dem Unternehmen einen Wert hat, zu Geld zu machen.

Der Verkauf des Museums klingt nach Ausverkauf und nicht nach „Weitermachen“!

Natürlich betont der Insolvenzverwalter, nur den Betrieb des Unternehmens sichern zu wollen. Trotzdem klingt es, als ob es um das letzte Tafelsilber geht, wenn zu den Angeboten auch Exponate aus dem SAAB-Museum gehören. Denn gerade SAAB definiert sich auch über seine Geschichte. Und dazu gehört ein SAAB-Museum. Seit der Übernahme durch General Motors durfte SAAB diesen Trumpf viel zu wenig spielen. Im Gegenteil, auf der IAA 2003 verleibte sich Opel die SAAB-Geschichte mit einem Exponat aus dem SAAB-Museum ein. Die Insolvenz zeigt, wozu das führte. Als Oldtimer-Freund ist nur zu hoffen, dass sich eine Lösung findet, die das SAAB-Museum irgendwie zu sichern.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Altes Logo von SAAB im Kühlergrill eines Fahrzeugs

Foto: Tom Schwede

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!