Auto- und Motorsport-Lexikon

Fotos mit dem Roar-Effekt – Tipps vom Motorsport-Fotografen Frits von Eldik

Viele Besucher von Motorsportveranstaltungen werden das Bild kennen: Viel Strecke, kein Auto. Oder viele Autos, aber auch viele davon unscharf. Rennwagen sind naturgemäß schnell und deshalb oft viel schneller durchs Bild gefahren, als mancher Zeigefinger den Auslöser einer Kamera drücken kann. Damit die schönsten Eindrücke von einem spannenden Rennen auch zu Hause noch im Bild nachhallen können, damit ein von der Strecke mitgebrachtes Foto förmlich nach Benzin und Kupplung stinkt, gibt der Motorsport-Fotograf Frits von Eldik exklusiv für AutoNatives.de ein paar sehr nützliche Tips.

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Canon Ambassador Frits van Eldik, Foto: Canon Europe

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Feuergefahr

Um die Tips umsetzen zu können, muss man natürlich ausreichend Benzin im Blut haben. Wem es fehlt, der wird einen Rennwagen nur als irgendein schnelles Auto betrachten und das Brüllen seines Motors als schnöden Krach empfinden. Nähme man allerdings dem Niederländer Frits von Eldik Blut ab, bestünde ganz sicher höchste Feuergefahr.

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Denn seine Boliden sind Diven, sein Sound ein Symphoniekonzert und seine Rennstrecken magische Orte. Längst bewegt er sich im Kreis der Top-Fotografen, die mit ihren ganz speziellen Blicken auf die Welt internationales Aufsehen erregt haben. Kürzlich wurde der weit gereiste Motorsportfotograf daher von Canon in den Stand des Canon Ambassadors erhoben.

Ein ganz wesentlicher Bestandteil der Canon Ambassador Idee ist das Teilen. Wie auch seine Kollegen vermittelt er über das Jahr sein Wissen in Workshops und Seminaren und zu unserer Freude nun auch hier.

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Über den Berg in Spa Francorchamp. Ungewöhnliche Perspektiven bringen Fotos den nötigen Drive: Canon EOS-1D Mark IV, Brennweite: 500 mm, Belichtung: 1/500s bei Blende 6,3. Foto: Frits van Eldik

Slalom statt Formel1 – Kartbahn statt DTM

Die allerwenigsten Fotografen erhalten eine Akkreditierung zu einem Formel1-Rennen mit freiem Zugang zu den Boxen und der Strecke. Nun könnte man also behaupten, dass natürlich nur der hautnahe Actionbilder machen kann, der auch hautnah an der Action ist. Einerseits richtig, andererseits auch wieder nicht. Frits van Eldiks Tipps sind nämlich eins zu eins auf z.B. die lokale Slalom-Veranstaltung, die vermatschte Rallye-Cross Strecke oder an die nächste Freiluftkartbahn zu übertragen. Der Kamera ist es schließlich vollkommen egal, ob ihr ein gepimpter Polo, ein wieselflinkes Kart oder ein kreischender Ferrari vor die Linse kommt. Auf Tempo im fotografischen Sinne kommen sie alle auf die gleiche Weise.

Foto: Frits van Eldik
Die perfekte Symmetrie vermittelt Ruhe und Konzentration. Foto: Frits van Eldik

Vibrierende Energie

Die Atmosphäre, die vibrierende Energie einer Motorsportveranstaltung einzufangen, ist für Frits von Eldik der erste Schritt und der beste Weg zu einem guten Foto:
Die Atmosphäre auf einem Motorrennsport-Event ist immer phantastisch. Bei jeder Witterung sind die Tribünen mit Motorsport-Fans gefüllt, die eine Leidenschaft für das Rennen haben.

Man bemerkt jedoch oft, dass Fotos dieser Events sich häufig ähneln – Bilder von den Boxen, bewölktem Himmel und den schönen grünen Rasenflächen an der Rennstrecke. Die Rennstrecke ist sehr weiträumig, daher sind Nahaufnahmen von der Action ausgesprochen schwierig – speziell aus der Perspektive von Hobbyfotografen und Begeisterten. Am meisten macht mir der Wechsel zwischen den Positionen Spaß um den Abstand zur Action zu variieren. So erfasse ich eine große und szenische Kulisse neben feinsten Details mitten aus dem Geschehen.

(Canon Ambassador Frits van Eldik)

GP Turkey, Istanbul Park. ©Frits van Eldik
Auf interessanten Bildern müssen nicht immer unbedingt die Wagen abgebildet sein. Hier bereitet sich die Red Bull Boxencrew beim Türkei Grand Prix auf die nächsten Aktionen vor. Kamera: Canon EOS-1D Mark IV, Brennweite: 550 mm, Belichtung: 1/1.250s bei Blende 4. Foto: Frits van Eldik

Langsam herantasten

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass man sich immer wieder ganz neu auf eine Strecke, auf ihre Besonderheiten und die dort fahrenden Autos einstellen muss. Ein bis in die Tiefen gestochen scharfes Foto muss dann nicht unbedingt ein gutes Foto sein. Geht es um schnelle Autos, geht es auch immer um Dynamik. Die will in einem Foto sichtbar sein, sonst könnte man schließlich auch ein stehendes Auto ablichten. Um auszuloten, was geht, rät Frits van Eldik zu Experimentierfreude:

  • Stellen Sie sicher, dass Sie sich frei bewegen können und folgen Sie den vorbeifahrenden Wagen mit der Kamera.
  • Experimenten Sie mit verschiedenen Verschlusszeiten von 1/1.000s bis zu 1/15s.
  • Wählen Sie eine realistische Verschlusszeit von zum Beispiel 1/250s oder einen Schritt darunter von 1/125s. Wenn Sie sich sicher fühlen sogar 1/80s.
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Aus der Ferne mitgezogen. Foto: Frits van Eldik
  • Bedenken Sie, dass der Bewegungseffekt auf dem Bild effektiver ist, wenn sich etwas
    im Vordergrund und im Hintergrund befindet.
  • Wechseln Sie die Positionen – von der Rennstrecke zu den Tribünen oder sogar mitten aus dem Publikum.
  • Übung macht den Meister – machen Sie für die perfekte Aufnahme viele Versuche!

(Canon Ambassador Frits van Eldik)

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Sehr viel Dynamik und ein tolle Atmosphäre bringen weitere einfache van-Eldik-Tricks: Einfach mal die Kamera schräg halten oder das Gegenlicht nutzen. Beim Motorsport am wichtigsten ist aber wohl die uneingeschränkte Konzentration auf die Strecke. Man muss immer vorbereitet sein, so van Eldik, denn man weiß nie, was im nächsten Augenblick passieren wird.

Es muss nicht das High-End sein

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Foto: Frits van Eldik
Dieses Foto zeigt, wie wichtig es ist, vorbereitet zu sein, falls etwas Unerwartetes geschieht. Hier hebt das Auto von Kamui Kobayashi beim Start des Grand Prix in Monaco ab. Kamera: Canon EOS-1D X, Brennweite: 239 mm, Belichtung: 1/1.000s bei Blende 7,1. Foto: Frits van Eldik

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Leicht gesagt könnte man nun meinen. Wer freien Zugriff auf das High-End der Fototechnik, auf die schnellsten Kameras und die besten Objektive hat, der kann auch die besten Bilder machen. Die Technik allein macht es aber nicht.

Denn sie ist immer nur so gut, wie das Auge, das sie bedient. Das Gespür für den richtigen Moment hat der Fotograf und nicht die Kamera. Außerdem lässt sie sich, ebenso wie die oben genannten Events, auf ein normales Niveau herunterrechnen. Mit einer flotten DSLR, wie zum Beispiel der Canon 7D, und einem lichtstarken 70-200er Zomm lässt sich bei kleineren Veranstaltungen schon richtig was anstellen.

Foto: Frits van Eldik
Eine längere Belichtungszeit bewirkt auf diesem Bild einen ausgesprochen künstlerischen Effekt. Die Aufnahme entstand unter Flutlicht beim Grand Prix Nachtrennen in Singapur. Kamera: Canon EOS-1D Mark IV, Brennweite: 500 mm, Belichtung: 1/15s bei Blende 14. Foto: Frits van Eldik

Demnächst werden wir versuchen, die Tips vom Grandmaster of Motorsports Frits van Eldik in einem kleineren Rahmen umzusetzen. Selbstverständlich werden wir die Ergebnisse hier in Bild und Wort ausführlich dokumentieren.

Schon jetzt bedanken uns herzlich bei Frits van Eldik und freuen uns auf mehr von seinen Roaring Pictures.

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