Kommentar: Der Abschied des Suzuki Jimny ist Folge einer verfehlten Politik!

Suzuki Jimny

Der japanische Autobauer Suzuki zieht seinen beliebten Geländewagen vom europäischen Markt zurück. Denn der Suzuki Jimny treibt – man glaubt es kaum – den Flottenverbrauch der Marke nach oben. Das kostet Suzuki Strafzahlungen an die EU, die das Unternehmen nicht refinanzieren kann. Für uns ist das ein Musterbeispiel, wie die Politik die Bedürfnisse der Bürger aus den Augen verloren hat.

Ein Sprichwort sagt, niemand geht so ganz! Das trifft wohl auch auf den Suzuki Jimny zu. Denn der bisherige Schlusspunkt einer Baureihe, die Ende der 1960er-Jahre mit dem Suzuki LJ ihren Anfang nahm, war ein liebenswerter Geselle. Deshalb werden wir uns immer gerne an den Jimny erinnern. Denn er zeigte, wie einfach ein Auto sein kann. Der Geländegänger kam ohne den Schnickschnack aus, der moderne Autos kennzeichnet. Wo in anderen „Geländewagen“ Einzelradaufhängungen, über absurd viel Leistung verfügende Motoren, mit Leder ausgekleidete Innenräume und die heute üblichen digitalen Mäusekinos Standard sind, beschränkte sich der Suzuki auf das Wesentliche. 

Der Suzuki Jimny war ein Statement der Bescheidenheit!

Die Karosserie des japanischen Geländewagens steht – nach alter Väter Sitte – auf einem stabilen Leiterrahmen. In diesem hängen zwei Starrachsen. Der 1,5 Liter große Saugmotor leistet 102 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 130 Newtonmetern. In Japan gibt es den Jimny auch mit einem 658 Kubikzentimeter großen aufgeladenen Dreizylinder. Damit gilt der Geländewagen in seiner Heimat als steuerbegünstigtes Kei-Car (Leichtautomobil).  Zudem befreit die Anschaffung eines Kei-Cars die Käufer in vielen Kommunen des dichtbesiedelten Inselreichs von der Pflicht, vor dem Kauf einen Parkplatz nachzuweisen.

Die Politik führt zum Abschied des Suzuki Jimny.
Suzuki stellt den Import des Suzuki Jimny nach Europa ein. Der Abschied ist das Ergebnis einer verfehlten Politik.

In Europa kennen wir so intelligente Regeln nicht! Daher kommt es jetzt zum Abschied des kleinen Geländewagen. Denn Suzuki kann die Strafzahlungen, die für den Jimny fällig werden, nicht kompensieren. Vereinfacht gesagt sind die Autos von Suzuki zu billig, um den Zuschlag zu schultern. Bei der Mercedes-Benz G-Klasse fällt das angesichts eines Einstiegspreis von 122.808 Euro nicht ins Gewicht. Deshalb gibt es den Mercedes weiter, der Suzuki verlässt Europa. Für mich ist dies das Ergebnis einer völlig verfehlten Politik. Es ist völlig inakzeptabel, dass das Auto nur noch in Preisklassen überlebt, die das durchschnittliche Einkommen um das Dreifache übersteigen.


Menschen haben ein Bedürfnis nach individueller Mobilität!

Es steht auch im Widerspruch dazu, dass die Bundesbauministerin Geywitz empfiehlt, Menschen sollen ins Umland ziehen. Schließlich sei der Wohnungsmarkt in den Großstädten völlig überhitzt. Doch dort gibt es – anders als in Großstädten – oft kein funktionierendes Nahverkehrsangebot. Ich erinnere mich noch gut, wie ätzend es als Jugendlicher war, wenn der letzte Bus aus der Landeshauptstadt in den Vorort um kurz nach 22 Uhr abfuhr. Da war das Auto ein Wunsch, um die gut acht Kilometer bis in die Stadt endlich selbstbestimmt und trocken zurückzulegen zu können.

Das dürfte heute nicht anders sein. Und da schlägt zusätzlich ins Kontor, dass die Politik schon „erfolgreich“ den Abschied der Kleinwagen verursachte. Denn der Suzuki Jimny ist nur die Spitze des Eisbergs. Fast habe ich den Eindruck, dass das Auto für viele Politiker die Ausgeburt des Bösen ist. Das ist ein Fehler, denn es sichert nicht nur Arbeitsplätze, es sorgt dafür, dass die Menschen diese auch erreichen können. Am Ende ist das eine einfache Rechnung: Ohne Beschäftigung gibt es keinen Wohlstand, den die Politiker so gerne umverteilen möchten.

Und der Abschied des Jimny ist möglicherweise nur die Ouvertüre für Schlimmeres!

Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn die Politik nun noch bis zu 8,2 Millionen Diesel-Fahrzeugen die Betriebserlaubnis entzieht. Sie erhielten ihre Zulassung für den Straßenverkehr auf Basis von Labortests. Dort mussten sie in einem definierten Ablauf nachweisen, die damals geltenden Abgasvorschriften zu erfüllen. Zu den heute gültigen Zulassungsverfahren gehört, dass die Fahrzeuge im Straßenverkehr die inzwischen gültigen Vorschriften erfüllen. Nun sollen Fahrzeuge, deren Zulassung auf einer alten Norm basiert, die Regeln nachträglich im realen Straßenverkehr erfüllen. Wer jetzt leichtfertig sagt, dass solle ja kein Problem sein, der denkt zu kurz. Das wäre ein Tabu-Bruch!

Motor der Alfa Romeo Giulia 2.2 Multijet AT8 Q4
Moderne Diesel sind rollende Luftreinigungsanlagen. Oft ist das, was sie hinten ausstoßen, sauberer als das, was sie zuvor einatmen. (Foto: Karla Schwede)

Denn zu den damaligen Regeln gehörte auch die Möglichkeit, die Abgasregelung unter klar definierten Bedingungen zeitweise außer Kraft zu setzen. Die Politik stand dies der Autoindustrie zu, um die Haltbarkeit der Abgasreinigungsanlagen zu gewährleisten. Im Abgasskandal nutzten dies einige Autobauer über die Grenzen des Erlaubten hinaus aus. Dafür leisteten sie bereits horrende Strafzahlungen. Die Politik läuft Gefahr, Vertrauen zu verspielen, wenn sie die Besitzer dieser Autos jetzt nachträglich doch noch „enteignet“. Zudem würde das nicht dazu führen, dass die Fahrzeuge keine Schadstoffe mehr emittieren.

Danke für nichts! Es gibt zurzeit nur eine vernünftige Stimme für das Auto!

Es ist davon auszugehen, dass die teilweise nur sieben Jahre „jungen“ Autos außerhalb der EU eine neue Heimat finden. Dort wird man sie mit Kusshand nehmen. Und so würden sie in Afrika und Teilen Asiens weiter Schadstoffe ausstoßen – vermutlich sogar von ihren Abgasreinigungsanlagen befreit. Die Wertstoffe in den Katalysatoren sind wertvoll, das Auto läuft auch ohne. Den Preis für diese Enteignung zahlen die bisherigen Besitzer! Denn mit dem Entzug der Zulassung verlieren ihre Fahrzeuge schlagartig an Wert. Schon das ist ein Vermögensverlust. Diesen steigert, dass sie bei der Neubeschaffung durch die vom plötzlichen Kaufdruck ausgelöste erhöhte Nachfrage überhöhte Preise zahlen müssen.

Denn es wäre naiv zu hoffen, dass die Leute auf ihr Auto verzichten. Das das Auto ist notwendiger Teil der modernen Lebensgestaltung. Mit dem Druck aufs Auto befriedigen einige Unverbesserliche einen fast schon irrationalen Hass auf das Auto. So sieht keine Politik aus, die die Interessen der Bürger verfolgt. Es wird Zeit, dass wir dieser Ideologie die Mehrheit nehmen. Und es ist verwunderlich, dass sich bisher nur die F.D.P. klar gegen diesen Irrsinn stellt. Ja, man kann dieser Partei historisch Lobbyismus und Klientel-Politik vorwerfen. Aber im Moment ist sie die einzige vernünftige Stimme des Autofahrers.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Tom unterwegs im Suzuki Jimny.

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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