Die Sache mit den Namen – wieso heißt ein Dreirad Can-Am Spyder?

von Tom Schwede am 25.09.2014

1973 entdeckte ich im Garten meiner Großeltern gerade die Faszination der eigenen Mobilität. Das Tretauto, das ich dabei nutzte, setzte dem Vortrieb natürliche Grenzen. Etwa zeitgleich erlebte der Motorsport in der nordamerikanischen CanAm-Serie die stärksten Rennwagen aller Zeiten. Um so mehr verstört, dass mit dem Dreirad Can-Am Spyder heute eines der hässlichsten Gefährte, die auf unsere Straßen dürfen, den Namen dieser Rennserie trägt.

Die CanAm-Serie war Racing der unbegrenzten Möglichkeiten. Denn die Serie gestattetet den Technikern – aus heutiger Sicht – unglaubliche Freiheiten. Nur in der CanAm-Serie war es möglich, den 5-Liter-Zwölfzylindermotor des Porsche 917 mit gleich zwei Turboladern beim Atmen zu unterstützen. Das Ergebnis waren brutale 1.570 PS, die das Aggregat dank eines Ladedrucks von 2,24 bar auf die Kurbelwelle stemmte.

Das Ganze finanzierte sich über satte Preisgeldtöpfe. Dank ihnen war das Fahren in der CanAm für Piloten und Teams finanziell attraktiver als in der Formel 1. Deshalb strömten Piloten aus aller Welt nach Nordamerika, um Sportwagenrennen zu fahren. Ende 1974 beendete die Ölkrise diese Ära. Eine spätere Neuauflage erreichte nie die Popularität des Originals.

Wohl auch deshalb erinnern sich bis heute viele Rennsportfans ausgesprochen gern an die Serie. Das wussten wohl auch die Marketingleute bei Bombardier Recreational Products. Der Schneemobilhersteller bietet seit sieben Jahren ein Trike an, das sich optisch an den Schneemobilen des Hauses orientiert. Auf der Suche nach einem Namen für dieses Gefährt ersannen sie die Bezeichnung Can-Am Spyder.

Can-Am Spyder geht gar nicht!

Dieses Trike als Can-Am-Spyder zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für die damalige Motorsport-Serie. Trikes sind „Motorräder“ für Menschen, die an ihrem Fahrrad zu lange mit Stützrädern unterwegs waren. Wobei Bombardier das Ganze umdreht. Denn um das Design der Schneemobile aufzunehmen, verfügt ihr Gefährt über zwei Räder an der Fahrzeugfront. „Normale“ Trikes haben zwei Räder an der Hinterachse.

Nun ist Geschmack immer so eine Sache, aber das Gefährt von Bombardier ist meiner Meinung nach hässlich. Womit es vielleicht sogar eine Brücke zum Namensgeber schlägt. Denn den Fahrzeugen der CanAm-Serie wuchsen große Flügel, um die gewaltigen Kräfte ihrer Motoren zu bändigen. Auch das war nicht hübsch, hatte aber wenigstens einen Zweck. Das unterscheidet die Rennwagen von dem Bombardier Can-Am-Spyder.

Jedem das Seine!

Denn dessen Gestaltungselemente sind eher zweckfrei. Möglicherweise sehen die Stützradfahrer, die den Can-Am-Spyder kaufen, in ihm eine Ersatzbefriedigung für ihren unerfüllten Traum vom Motorradfahren. Das ist schon ok. Nur dazu hätte es nicht des Besudelns des Namens Can-Am bedurft. Dafür hätte das Teil auch SnowStreet, StreetSnow oder Wanker heißen können. Zumindest der letzte Nanmen hatte dann sogar zu unerfüllten Träumen gepasst.


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