Farbenfroher Stil auf vier Rädern – ein Relikt der Vergangenheit?
von AutoNatives.de am 10. Jan 2025Autofahren war früher bunter. Knallrote Sitze, leuchtend gelbe Lackierungen – Mut zur Farbe war auf den Straßen allgegenwärtig. Heute dominieren Grau, Schwarz und Silber. Woran liegt das? Und wäre es nicht an der Zeit, diesem tristen Einheitsbrei wieder etwas mehr Farbe zu verleihen?
Ich suchte kürzlich eigentlich ein bestimmtes Foto in unserem Bildarchiv. Doch das gesuchte Bild fand ich einfach nicht. Egal, welche Suchbegriffe ich in Lightroom auch eingab, das Bild, das ich im Kopf hatte, tauchte einfach nicht auf. Also begann ich selbst, durch die Datenbank zu scrollen. Denn ich hatte eine grobe Ahnung davon, wann ich das Foto abgelegt haben könnte. Dabei blieb ich an (unfassbar) roten Sitzen hängen. Sie gehörten zu einem Porsche 911 Targa, den ich im letzten Sommer auf einem Oldtimer-Treffen in Dortmund sah.
Das Foto machte mich nachdenklich!
Heute würde wohl niemand auf die Idee kommen, den Innenraum seines Autos so einzukleiden. Denn Autos sind heute schlichter. Wer sich aufmerksam auf unseren Straßen umsieht, entdeckt in der Regel nur einen automobilen Einheitsbrei. Farbtupfer sind – innen wie außen – selten. Schaut euch, wenn ihr das nächste Mal zum Einkaufen fahrt, die Autos auf dem Parkplatz eines Supermarkts an. Dort stehen heute überwiegend dunkle Fahrzeuge. Allenfalls ein paar silberne Autos sorgen für „Farbtupfer“.
Das war früher definitiv anders! Im Kieler Stadtarchiv fand ich ein Bild vom Europaplatz vor der Ostseehalle. Es entstand 1979 und zeigt eine andere Welt. Damals gab es deutlich mehr Farbe auf unseren Straßen. Im Vergleich dazu wirkt der Automarkt heute eintönig. Mir ist klar, dass sich die Mode immer verändert. Wäre das anders, würden wir uns heute noch wie unsere Vorfahren kleiden oder unsere Haare wie sie schneiden. Heraklit von Ephesus (535–475 v. Chr.) sagte schon vor gut 2.500 Jahren: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“
Es wäre verwunderlich, wenn das nicht auch für unseren Autogeschmack gelten würde!
Insofern sind die roten Sitze, die ich im vergangenen Sommer fotografierte, ein schöner Beleg dafür, wie mutig wir früher bei unseren Autos waren. Es gab eine Zeit, in der Autos nicht nur funktionale Maschinen waren, sondern auch Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit. Wäre es nicht schön, wenn wir diesen Mut zur Farbenpracht auch heute noch wagen würden? Doch warum entscheidet sich die Mehrzahl der Kunden heute für „langweilige“ Autos? Eine große Rolle spielt dabei sicherlich, dass Autos heute oft Leasingfahrzeuge sind.
Teil des Deals ist ein möglichst hoher Restwert am Ende des Mietvertrags. Denn das hilft, dem Kunden günstige Raten anzubieten. Da sind „Experimente“ nicht gefragt. Der Leasinggeber hat ein großes Interesse daran, dass sich der Restwert auch realisieren lässt. Autos, die bei Vertragsende nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, haben es da schwer. Ob ein neonfarbener Innenraum oder ein knalliger gelber oder violetter Lack beim Wiederverkauf den erhofften Wert erzielen, ist ungewiss. Der Markt verlangt keine Individualität oder Extravaganz mehr – stattdessen zählen heute vor allem Praktikabilität und Wertstabilität.
Schade eigentlich!
Denn irgendwie waren solche Farbtupfer, wie der Porsche 911 mit den roten Sitzen oder die Autos auf dem Kieler Europaplatz, immer nett anzusehen. Sie waren in einer ansonsten funktionalen Welt ein fröhliches Highlight. Die Bilder wirken wie ein Gruß aus einer anderen Zeit. Was spricht eigentlich dagegen, bei der nächsten Neuwagenentscheidung einen farbigen Akzent zu setzen? Vielleicht ist es an der Zeit, den Wandel nicht nur in der Mode, sondern auch auf unseren Straßen zu vollziehen.
Oder was meint ihr?
AutoNatives.de
Seit 2007 dreht sich bei AutoNatives.de alles um Oldtimer, Youngtimer und die faszinierende Geschichte des Motorsports. Wir feiern automobiles Kulturgut und bringen regelmäßig spannende Geschichten über klassisches Blech und legendäre Rennsport-Momente.
Alles zusammen macht AutoNatives.de zum Blog, das Auto-Geschichte lebendig werden lässt und moderne Technik auf Herz und Nieren prüft.
Über diesen Artikel:
Kategorie:
Gefallen gefunden?
Helfen Sie uns, besser zu werden – wie fanden Sie diesen Artikel?
Anzeigen:
Ihr Einkauf zählt!
Mit jedem Kauf über unseren Amazon-Partner-Link helfen Sie uns, die AutoNatives.de zu verbessern und neue Inhalte für Sie zu erstellen.
Danke für Ihre Unterstützung!
Unterstützen Sie uns – mit einem Klick!
Wenn Sie unseren Amazon-Link nutzen, unterstützt das direkt unseren Blog. Sie profitieren von gewohnter Amazon-Qualität, wir von einer kleinen Provision. Und so hilft uns jeder Einkauf, den Sie über unseren Amazon-Link tätigen, hochwertigen Content für Sie zu erstellen. Ohne zusätzliche Kosten für Sie!