Vor gut einem Jahr berichteten wir über das Comeback der Marke „Automobili Turismo e Sport“. 1961 gegründet lebte das ursprüngliche Unternehmen ATS nur knapp zwei Jahre. Erst fast fünf Jahrzehnte später belebten Fans die Marke unter dem den Namen „ATS – Automobili Turismo Sport“ wieder. Doch auch über diesem Traum schweben inzwischen dunkle Wolken.
Gestern gab „ATS – Automobili Turismo Sport“ (ATS) bekannt, dass es die Produktion des ATS Sport nach Teneriffa verlegt. Der ATS Sport ist ein offensichtlich vom Radical SR3 inspirierter Sportwagen. Trotzdem sorgt die Nachricht für Aufsehen, denn die größte der Kanarischen Inseln ist bisher nicht als Industriestandort bekannt. Für den neuen Standort spreche, dass der Versand der Fahrzeuge über den Hafen vom Santa Cruz de Tenerife möglich sei. Dank des dortigen Container-Terminals lassen sich alle wichtigen Märkte der Firma auch von Teneriffa aus erreichen. ATS listet in seiner Pressemeldung ausdrücklich die USA, Lateinamerika sowie den Fernen und Mittleren Osten auf.
Zudem betont „ATS – Automobili Turismo Sport“, dass die Arbeiten am hübschen ATS 2500 GT, dessen Gestaltung sich am Original der 1960er-Jahre orientiert, wie geplant weitergehe. Vor einem Jahr hieß es im Umfeld des Unternehmens, dass für den Antrieb des ATS 2500 modifizierte Formel-1-Motoren der 2,4-Liter-V8-Generation vorgesehen seien. Wobei sich ATS im Gespräch ausdrücklich nicht auf einen Lieferanten festlegen wollte. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dabei der Cosworth CA2010-13 gemeint war. Denn der britische Motorenbauer plante 2010 mit der Ausrüstung von vier Teams. Neben dem Traditionsrennstall von Williams gingen zunächst auch die Teams von HRT, Virgin und Caterham (damals Lotus genannt) mit Motoren von Cosworth an den Start.
Die Adaption eines Rennmotors für die Straße kostet viel Geld! Zuviel Geld für ATS – Automobili Turismo Sport?
Caterham wechselte nach nur einer Saison zu Renault. Williams folgte diesem Beispiel ein Jahr später. Nach der dritten Saison war Cosworth-Kunde HRT Pleite. Am Ende blieb nur das inzwischen als Marussia F1 Team startende Team Virgin Racing als Cosworth-Kunde übrig. Motoren müsste es also eigentlich geben. Trotzdem ist ein F1-Motor sicher kein günstiges Vergnügen und kostet möglicherweise mehr Geld als „ATS – Automobili Turismo Sport“ (noch) hat. Denn neben der Marke ATS wollten die Verantwortlichen zwischenzeitlich auch die Marke De Tomaso wiederbeleben. Im November 2013 kauften sie aus der Insolvenzmasse von De Tomaso die Namensrechte heraus.
Jetzt gab „ATS – Automobili Turismo Sport“ bekannt, das Projekt De Tomaso nicht mehr weiterzuverfolgen. Zudem verkaufte ATS alle Rechte am Sportwagen Leggera. Der neue Eigentümer dieses Modells werde seine Pläne für den Sportwagen in Kürze selbst vorstellen. Alles zusammen wirkt wie der Versuch, ein möglicherweise leckgeschlagenes Boot wieder auf Kurs zu bringen. Dazu werfen die Verantwortlichen mit der Marke De Tomaso unnötigen Ballast ab und holen mit dem Verkauf neues Geld ins Unternehmen. Es bleibt zu hoffen, dass das reicht. Denn der neue ATS 2500 ist ein wunderschöner Sportwagen und hätte eine Chance am Markt verdient. Selbst wenn „ATS – Automobili Turismo Sport“ kein Motor von Cosworth, sondern vielleicht ein Aggregat von Audi, Seat oder Fiat nutzt.