Wochenrückblick: Bei der TAZ ist der Oldtimer Klassenkampf
Das Auto ist für einige nur ein Transportmittel, bei anderen sorgt es für Emotionen. Das funktioniert interessanterweise genauso bei Autofreunden wie bei Autohassern. Denn während bei den Auto-Fans die Herzen höher schlagen, lässt es bei Autohassern den Blutdruck steigen. Die TAZ-Kolumme „Wir retten die Welt – Holt den Oldtimer raus aus der Stadt“ von Bernd Müllender ist ein typisches Beispiel dafür.
Gleich im ersten Absatz der TAZ-Kolumme bekennt sich der Autor zu seiner Abneigung des Autos: „… Autos sind die Pest. …“. Für Müllender ist klar, dass Autos lärmen und giften. Zudem verhindern sie mit ihren „groteskesten Verstauungen den Radverkehr“. Sicherlich kennt auch die TAZ den Anteil des Straßenverkehrs an der weltweiten CO2-Emission aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.
Er liegt bei bescheidenen 17 Prozent. Das ist deutlich weniger als die Industrie sowie die Strom- beziehungsweise Wärmeerzeugung an CO2-Emission beitragen. Doch das nur am Rande. Fakten spielen für die Überzeugungstäter dieser „Zeitung“ meist nur eine kleine Rolle.
Oldtimer sind böse, ihre Enteignung legitim
Wo Argumente fehlen, müssen Minderheiten herhalten, um den eigenen Hass zu kanalisieren. Auf seinem Weg zur Weltverbesserung nimmt sich Müllender die Besitzer von klassischen Automobilen vor. Findet es sogar ihren Diebstahl gut: „… Gut so, eine weniger von diesen extrastinkenden Kultkarren … jeder geklaute Oldtimer verbessert die Luft …“.
Eine in mehrfacher Hinsicht bedenkliche Aussage des Autors. Abgesehen davon, dass der Oldie dann möglicherweise woanders fährt. Oder weiß die TAZ mehr und kennt eine „fünfte Kolonne“ von Auto-Hassern, die Oldtimer in Nacht und Nebel Aktionen vernichten. Denn auch die Liquidation hat im politischen Kampf eine traurige Tradition.
Doch in der Realität unser Rechts- und Gesellschaftsordnung ist der Diebstahl eines Autos eine Straftat. Der Gesetzgeber sieht dafür in besonders schweren Fällen eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor. Für Müllender ist das nicht wichtig, möglicherweise sieht man bei der TAZ in den Tätern ja auch eine Art modernen Robin Hood.
Deutlich überzieht der Autor dafür die Diebstahlsopfer mit Hohn und Spott. Zitate aus einer – nicht genannten – Lokalzeitung dienen dazu, eines der Diebstahlopfer vorzuführen. Hier wird der Text zu einem Musterbeispiel für Intoleranz. Nicht alle Menschen wollen im Gleichklang und mit der Uniformität von FDJ oder HJ durchs Leben laufen. An dieser Stelle sind die Unterschiede zwischen links und rechts bekanntermaßen klein.
Luftverschmutzung durch Oldtimer – wirklich?
In Deutschland gibt es zurzeit rund 400.000 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen. Damit bewegen Klassiker-Fahrer gerade einmal 0,9 Prozent des inzwischen 44,4 Millionen großen Fahrzeugbestands in Deutschland. Wobei das mit dem Bewegen der Oldtimer ja immer so eine Sache ist. Die jährliche Fahrleistung der meisten Klassiker erreicht nur kleine vierstellige Werte.
Ihr Anteil am vom Autor bemängelten Lärm, am Gift und am Stau dürfte somit kaum messbar sein. Aber in der Politagitation waren Argumente noch nie wichtig. In der TAZ-Zielgruppe findet Bernd Müllender mit seinem Text sicherlich Zuspruch. Doch jetzt mal im Ernst, wenn sich die TAZ jetzt schon mit Weltthemen wie dem Oldtimer beschäftigt, kann ja nichts mehr passieren. Dann sind ja alle anderen Probleme offensichtlich gelöst.
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