Wer sagt schon Rundumkennleuchte oder Folgetonhorn?

von Tom Schwede am 10.11.2016

Was wir umgangssprachlich als Blaulicht oder Martinshorn kennen, trägt in den Vorschriften, Verordnungen und Gesetzen der Staatsdiener oftmals einen völlig anderen Namen. Bei der Spurensuche habe ich einige wunderschöne Begriffe kennengelernt. Denn – Achtung Ironie – Amtsdeutsch kann so schön sein.

Helge Schneider ist ein Meister seines Fachs. Unvergessen seine Filme, in denen Kommissar Schneider vom Pausenfüller im Western Texas zur Hauptfigur der weiteren Filme mutierte. Mir als Oldtimer-Freund gefiel der Kommissar natürlich zunächst wegen seiner Dienstwagen, die allesamt Oldtimer war. Die Komik des Mühlheimers besticht durch einen ungewöhnlichen Wortwitz, den Schneider und seine Schauspielern in oftmals absurden Dialogen vorgetragen.

Wenn der Kommissar und sein Assistent eine Verfolgungsjagd mit dem Dialog:

  • „Blaulicht?“
  • „Blaulicht!“
  • „Blauuulichttt“

einleiten, dann ist da mit einem Wort alles gesagt und garantiert für Heiterkeit des Publikums gesorgt. Ich mag das!

Doch wissen Sie, wie das Blaulicht eigentlich im Amtsdeutsch heißt?Nein? Es heißt: Rundumkennleuchte!

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: „Rundumkennleuchte“! Bei so einem Wortmonster ist es übrigens kein Wunder, dass die Staatsbediener ihre Wortschöpfung Rundumkennleuchte gern mit einem griffigen „RKL“ abkürzen. Und natürlich ist in den geltenden Vorschriften auch die Rundumkennleuchte im Detail definiert.

Neben Rundumkennleuchten kennt das Amtsdeutsch übrigens auch Blinklichter mit einer Hauptabstrahlrichtung nach vorne. Um die Lichter vom Dach einmal sauber von denen im Kühlergrill montierten Kennleuchten zu trennen. Doch das ist ein anderes Thema, das wir uns vielleicht für anderen Blogbeitrag aufsparen.

Bis vor einigen Jahren waren Rundumkennleuchten meist einfache Drehspiegelleuchten – auch so eine bemerkenswerte Wortschöpfung. Drehspiegelleuchten bestehen aus einer ruhenden Lichtquelle, um die sich ein parabolförmiger Reflektor dreht. Meist wird dazu eine Halogen-Glühlampe verwandt. Durch den Reflektor wird das Licht gebündelt und in Verbindung mit der Drehung der bekannte Blinklichteffekt mit dem umlaufenden Lichtkegel erzeugt.

Heute sind Rundumkennleuchten meist LED

Zeitweilig wurden meist Blitzleuchten auf die Dächer der Einsatzfahrzeuge geschraubt. Sie verfügen über keine beweglichen Teile mehr und haben dadurch weniger Verschleiß. Zudem sind sie tagsüber besser zu erkennen. Allerdings haben Blitzleuchten den Nachteil, dass die kurze Zeit des Blitzes dem Beobachter nicht ganz ausreicht, um die Entfernung zur Blitzleuchte ausreichend einzuschätzen.

Deshalb sind in der Szene inzwischen zunehmend LED-Blitzleuchten Standard. Ihr Vorteil ist, dass sich die Brenndauer eher an der Leuchtdauer der klassischen Drehspiegelleuchte orientiert. Womit das Abschätzen der Entfernung oftmals leichter fällt. Wer sich etwas mit dem Thema beschäftigt, lernt schnell, welche Papierberge unsere Verwaltungen zu einem vermeintlich einfachen Thema wie einem Blaulicht, oh, Verzeihung – einer Rundumkennleuchte, erzeugen können.

Die vom Steuerzahler bezahlten Werke werden übrigens fast durchgängig mit Anlagen – oder wie der Fachmann sagt Beiheftungen – bestückt. Beim Studium der Werke fällt Dem Leser unwillkürlich der gute alten Spruch: „Wer schreibt, der bleibt“ ein. Und mir graut schon jetzt vor dem Studium der Literatur zum Thema Folgetonhorn, das Sie wahrscheinlich als Martinshorn nennen.


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