von Tom Schwede am 19.02.2017

Test: Wie fährt sich der Volvo V90 Cross Country AWD (2017)?

Volvo ergänzt mit dem V90 Cross Country die im vergangenen Jahr präsentierte V90-Baureihe um einen Crossover. Ich war mit dem Volvo V90 Cross Country bereits auf Probefahrt.

Tom unterwegs mit dem Volvo V90 Cross Country AWD (2017)

Tom unterwegs mit dem Volvo V90 Cross Country AWD (2017) – Foto: Bernhard Limberger

In Schweden ist vieles etwas anders. Im Taxeringskalender sind die Einkünfte aller Bürger öffentlich. Das klingt für viele Deutsche genauso verwunderlich wie ein Kombi in der Oberklasse. Trotzdem bietet Volvo traditionell auch von seinem Spitzenmodell einen Kombi an. Und weil es in Schweden viele unbefestigte Wege gibt bot Volvo schon vor 17 Jahren einen Crossover mit höher gelegtem Fahrwerk und Allradantrieb an.

Das war damals genauso ungewöhnlich, wie es die ebenfalls in Schweden erfundenen Möbel zum Mitnehmen und Selbstbauen einmal waren. Trotzdem setzte sich beides durch, wie Allroad, All-Terrain oder Alltrack-Modelle von Audi, Mercedes oder Volkswagen zeigen. Offensichtlich haben Schweden ein gutes Gespür für innovative Ideen. Mit dem neuen Volvo V90 Cross Country wollen die Schweden ihre Erfolgsgeschichte deshalb jetzt fortschreiben.

Dabei setzt Volvo konsequent auf die Schlechtwege-Eigenschaften. Dazu spendieren die Schweden dem Cross Country im Vergleich zum normalen V90 Kombi gleich sechs Zentimeter mehr Bodenfreiheit. Satte 21 Zentimeter steht der Crossover über dem Boden. Das reicht für Wiesen, die meisten Waldwege oder schneebedeckte Straßen locker. Insbesondere auch, da Volvo den V90 Cross Country ausschließlich mit Allradantrieb anbietet.

Den V90 Cross Country gibt es ausschließlich mit Allradantrieb

Denn beim Cross Country verzichtet Volvo – wohl auch im Sinne der Glaubwürdigkeit – auf ein Einsteiger-Modell mit nur einer angetriebenen Achse. Zum Startpreis von 56.350 Euro gibt es den Cross Country mit dem 190-PS-Dieselmotor, Achtgang-Automatik und Allrad. Damit hat der V90 Cross Country sogar seinem großen Bruder Volvo XC90 etwas voraus. Denn der SUV bietet zwar noch mal gut sechs Zentimeter mehr Bodenfreiheit, ist aber auch mit Frontantrieb verfügbar.

Bei meiner Probefahrt in den verschneiten Alpen hatte ich reichlich Gelegenheit, den Allrad-Antrieb des Cross Country auf Herz und Nieren zu überprüfen. In der Nacht hat eine dicke Neuschneedecke die Roßfeldhöhenringstraße oberhalb von Berchtesgaden in eine idyllische Winterlandschaft verwandelt. Doch darunter lauern immer wieder tückische Eisplatten. Den Volvo V90 Cross Country stört das nicht. Ohne Probleme meistert der Schwede die Steigungen von bis zu 13 Prozent.

Im Gelände setzt der Crossover Maßstäbe

Diese Fähigkeit unterstreicht der Cross Country später nochmals auch auf einem Wintertestgelände im angrenzenden Österreich. Auf dem Testgelände gibt es einen steilen Berghang. Dessen Neigung und Länge ähneln einer großen Skisprung-Schanze. Mit etwas Schwung fährt der Volvo V90 Cross Country da ohne größere Probleme hinauf. Beim Aufstieg hilft, dass der Vierzylinder-Diesel des Testwagens mit einem Drehmoment von 480 Newtonmetern Kraft glänzt.

Den Berg hinauf ... der Volvo V90 Cross Country AWD erklimmt erstaunlich steile Hügel

Der Volvo V90 Cross Country AWD erklimmt erstaunlich steile Hügel … – Foto: Bernhard Limberger

Die Auffahrt erinnert mich an den legendären TV-Werbespot eines Wettbewerbers. Wobei der Cross Country auch die Abfahrt ohne eine zusätzliche Sicherung meistert. Denn im Offroad-Programm verteilt der Volvo schon etwas früher als sonst seine Kraft auf alle vier Räder. Zudem unterstützen wohldosierte Bremseingriffe die Bergabfahrt. So kehren der Volvo V90 Cross Country und seine Besatzung nach dem Sturm auf den Berg auch ohne Probleme wieder heil ins Tal zurück.

Der Cross Country kann auch Straße

Zurück im Tal nutze ich die Gelegenheit, um mir in meinem Notizblock ein Zwischenfazit zu notieren: Der Unterfahrschutz vorn und hinten sowie die auffällige Beplankung an den Flanken und den Radläufen sind nicht nur Show-Elemente. Der V90 Cross Country lässt bei Bedarf einen ziemlich aktiven Outdoor-Lebensstil zu. Wenn sein Besitzer es will! Denn das alles bedeutet nicht, dass dieser V90 nicht auch anders kann.

Ganz Volvo-typisch bietet auch dieser große Kombi auf befestigtem Untergrund viel Komfort. Nach dem Ende der Wintertestfahrten in den Alpen muss ich zurück zum Münchener Flughafen. „Nur“, denn die Strecke stellt mit dem Cross Country keine größere Herausforderung dar. Beim Aussteigen bin ich sicher, dass auch eine Fahrt zum Volvo-Stammsitz in Torslanda bei Göteborg kaum anstrengender ausfällt. Und bin jederzeit bereit, diese Annahme zu überprüfen.

Volvo glänzt mit allem, was Kunden heute erwarten!

Angenehm bewährt sich der optionale „Drive Pilot“ des Testwagens. Der Assistent hält bis zu einem Tempo von 130 Kilometern pro Stunde selbstständig die Spur und orientiert sich an den Fahrbahnmarkierungen. Das teilautonome Fahren funktioniert auf meiner Probefahrt sogar in einer Autobahnbaustelle, wo aufgeklebte gelbe Markierungen die normalen weißen Markierungen „übertrumpfen“, sehr zuverlässig.

Trotzdem registriere ich als Auto-Tester, dass Mercedes hier inzwischen noch etwas mehr anbietet. Denn in der neuen E-Klasse der Stuttgarter kann der Fahrassistent inzwischen sogar selbstständige Spurwechsel vollziehen. Volvo bietet das bisher nicht. Dafür gefällt mir, wie sanft und damit komfortabel der Volvo beim Auflaufen auf langsamere Verkehrsteilnehmer abbremst. Offensichtlich schaut der Schwede weit voraus und reduziert frühzeitig fast unmerklich die Geschwindigkeit.

Ich habe nie das Gefühl, mit einem Tritt auf die Bremse eingreifen zu müssen, weil Kollege Computer zu dicht auffährt. Das gute Gefühl setzt sich auch im Stadtverkehr fort. Der Volvo verfügt über einen bei Tag und bei Nacht arbeitenden Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Radfahrer-Erkennung. Und kann auch dabei seine Offroad-Leidenschaft nicht verheimlichen. Denn das „City-Safety-System“ bremst auch, wenn der Zusammenstoß mit einem größeren Wildtier droht.

Im Innenraum geht es edel und geräumig zu

Die Verarbeitung des Testwagens macht einen hervorragenden Eindruck. Genauso wie im „normalen“ V90-Kombi und im SUV XC90 steht auch im Cross Country der 12,3 Zoll große Touchscreen-Bildschirm hochkant. Angenehm ist, dass praktisch alle Funktionen mit wenigen Klicks erreichbar sind. Trotzdem halte ich die Anordnung für eine Spielerei. Denn bei der Kartendarstellung des Navigationssystems zeichnet der Volvo die Karte vergleichsweise schmal.

Im Alltag des Fahrens fällt diese Einschränkung jedoch kaum ins Gewicht. Denn auch der V90 Cross Country verfügt über das übersichtliche digitale Cockpit, das mir bereits im XC90 gut gefiel. Ebenso gut gefallen mir die Sitze. Sie verdienen das Urteil „exzellent“. Auch mit meinem mehr als zwei Meter langen Körper finde ich im Volvo V90 eine hervorragende Sitzposition. Zudem fällt auf, wie ruhig es im Volvo zugeht.

Die Techniker haben den Crossover hervorragend gedämmt und halten damit Fahrgeräusche weitgehend draußen. Das bringt das 1.400 Watt starke Audiosystem des Testwagens besonders zur Geltung. Mit dem sogenannten Premium Sound verfügt der Volvo über 19 Lautsprechern von Bowers & Wilkins und über einen digitalen Soundprozessor. Der lässt auch AC/DC klingen, als ob sie im Konzertsaal in Göteborg spielen. Ist sicher ein Luxus, klingt aber verdammt gut!

Fazit zum Volvo V90 Cross Country

Volvo hat mit dem neuen V90 Cross Country Offroad-Fähigkeiten und Autobahn-Kompetenz kombiniert. Normalerweise ist das ein schwer lösbarer Konflikt. Die Schweden haben diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Der Crossover macht deutlich warum Volvo in den vergangenen Jahren ein bemerkenswertes Comeback gelungen ist. Denn der Volvo V90 Cross Country ist ein Oberklasse-Kombi auf hohem Niveau.

Daten zum Testwagen

  • Typ: Volvo V90 Cross Country D5 PRO AWD
  • Testwagen-Preis: ab 60.550 Euro (02/2017)
  • Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und Bi-Turbolader
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 8-Stufen-Automatikgetriebe
  • Hubraum: 1.969 ccm
  • max. Leistung: 235 PS bei 4.000 1/min
  • max. Drehmoment: 480 Nm bei 1.750 bis 2.250 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h

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