Soll man für 7.000 Euro einen neuen Dacia Sandero kaufen?

In den Online- und den Offline-Medien entflammte in den vergangenen Wochen eine Debatte über den Begriff „Premium“ im Autobereich. Interessanterweise fragte mich passend dazu in der zurückliegenden Woche eine Kollegin beim Mittagessen, ob sie eigentlich bedenkenlos einen dieser billigen Neuwagen wie den Dacia Sandero kaufen könne oder ob das gleiche Geld besser in einem Gebrauchten angelegt sei?

Dacia Sandero
Das Grundmodell des neuen Dacia Sandero bietet Dacia für weniger als 7.000 Euro an (Foto: Dacia)

In meinen Augen ist das eine interessante Frage. Und sie ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn deren Antwort ist am Ende immer auch von persönlichen Ansprüchen abhängig. Natürlich sind Premiumautos toll. Doch die automobile Realität sieht oft anders aus. Von den Stückzahlen her dominieren die Brot- und Butter-Autos den Markt. Gilt dabei etwa „Geiz ist geil“? Und irgendwie probieren ja alle Hersteller immer auch ein bisschen Premium.

Der einzige Hersteller auf dem deutschen Markt, der überhaupt keine Anstalten macht, seinen Autos eine Anmutung von Premium mit auf den Weg zu geben, ist Dacia. Die rumänische Marke aus dem Renault-Konzern definiert sich – in der Werbung – offensiv als anders. Bei Dacia steht der Preis konsequent im Mittelpunkt und der folgt immer dem Minimalprinzip.

Was brauche ich denn schon?

Die Kollegin spielt daher mit dem Gedanken, ihren alten Corsa durch einen Dacia Sandero zu ersetzen. Sie würde nicht viel fahren und deshalb nicht mehr brauchen, waren – in der Kurzfassung – ihre Argumente. Für den Dacia würde in ihren Augen sprechen, dass dieser mit einem Basispreis von 6.990 Euro der günstigste Neuwagen in Deutschland ist. Zumal, wie sie weiter ausführte, der Sandero trotz seines Preises über ein in ihren Augen vollständiges Sicherheitspaket verfügen würde. Sie hatte sich also schon mit dem Rumänen beschäftigt.

So ist beim neuen Dacia Sandero, der kürzlich auf der „Mondial de l’Automobile“ in Paris Premiere feierte, auch ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) serienmäßig mit an Bord. In der ersten Generation des 2008 vorgestellten Kleinwagens war dieser wichtige Helfer zunächst nicht zu bekommen. Zur Sicherheitsausstattung des neuen Sandero gehören außerdem neben den serienmäßigen Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer auch 3-Punkt-Sicherheitsgurte mit Gurtkraftbegrenzer vorne sowie Isofix-Befestigungspunkte für Kindersitze auf den hinteren Außenplätzen.

Der Dacia Sandero klingt auf dem Papier in der Tat recht vernünftig!

Doch es bleibt Theorie, denn leider sind für den neuen Sandero bei der Euro NCAP noch keine aktuellen Ergebnisse für einen Crashtest verfügbar. Die Ergebnisse des bisherigen Modells waren nicht berauschend. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen des Skoda Fabia, so fällt auf, dass der Dacia besonders beim Seitenaufpralltest deutlich abfällt. Natürlich ist das kein Indiz dafür wie die Neukonstruktion abschneiden wird. Trotzdem bleiben bei mir im Sicherheitsbereich gewisse Zweifel zurück.

Denn auch der größere Dacia Duster kann im Crashtest nicht überzeugen. Mit drei Sternen im Crashtest der Euro NCAP liegt der SUV deutlich hinter dem Skoda Yeti, der im gleichen Crashtest mit der Bestnote von fünf Sternen überzeugt. Sorgenbeim Dacia also doch nicht nur geringere Vertriebskosten und die produktionstechnisch günstige Reduzierung der Ausstattungsvarianten für einen Preisvorteil? Wird bei Dacia vielleicht doch auch an der Sicherheit gespart?

Welche Alternativen gibt es?

Wer den Basispreis des Dacia Sandero von rund 7.000 Euro zum Vergleich heranzieht, der findet hier im Ruhrgebiet auch Neuwagen beziehungsweise Tageszulassungen von Hyundai, Chevrolet oder Suzuki sowie junge Gebrauchte europäischer Hersteller. Mir fallen bei meiner Suche sofort ein Citroën C1 mit Tageszulassung sowie ein ein Jahr alter VW Fox mit 12.000 Kilometern ins Auge. Beide Angebote sind in meinen Augen eine echte Alternative zu einem neuen Dacia Sandero.

VW Fox
Volkswagen bot von 2005 bis 2011 den VW Fox an. Fahrzeuge des letzten Baujahrs sind für den Preis des neuen Dacia verfügbar. (Foto: Volkswagen)

Denn sowohl der Fox als auch der Citroën C1 konnten den (alten) Sandero in Crashtests bisher deutlich hinter sich lassen. Mein – zugegeben subjektives Vertrauen in die Sicherheit der Fahrzeuge – ist bei beiden größer. Wer mit seinem Geld unbedingt ein Premiumprodukt fahren will, der landet – wenn wir erstmal im Segment der Kleinwagen bleiben – vermutlich bald beim BMW Mini oder vielleicht auch beim Fiat 500. Doch die kleinen Italiener sind bei uns im Ruhrgebiet für den Gegenwert von 7.000 Euro mindestens drei Jahre alt.

Zudem sind sie dann meist schon mindestens 70.000 Kilometer gelaufen. Der BMW Mini ist für den Gegenwert eines neuen Dacia Sandero mindestens sieben Jahre alt, er wird aber – mit der entsprechenden Ausstattung – auch mit 10 Jahren auf dem Buckel noch für mehr als 6.000 Euro angeboten. Die Laufleistungen liegen dabei gerne auch jenseits der 100.000 Kilometermarke. Das spricht für eine hohe Preisstabilität und dafür, dass die Kunden auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt Image honorieren. Ob das gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst beantworten.

Ich würde es nicht bezahlen und mich mit diesem Budget weiter im Bereich der jungen Gebrauchten umsehen. Denn auch die Klassiker, die für 7.000 Euro zu bekommen sind, eignen sich (leider) nicht für den Alltag . Obwohl mich ein Fiat 500 von 1967, dessen Verkaufsanzeige ich heute Morgen fand, schon etwas unruhig gemacht hat.

Welches Auto soll man mit 7.000 Euro kaufen?

Grau ist alle Theorie. Wie seht Ihr das? Was für ein Fahrzeug würdet Ihr für 7.000 Euro kaufen? Kommt ein Dacia Sandero für Euch überhaupt in Frage? Würdet Ihr einen jungen Gebrauchten kaufen? Sollte es für 7.000 Euro ein älteres Premiumprodukt sein? Oder seit Ihr gar so verwegen und kauft Euch einen Klassiker?

Ich freue mich auf Eure Kommentare!

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

11 Kommentare

  1. Jo
    4. November 2012

    Jedes Auto zu seiner Zeit. Hier in den USA lief vor 20 Jahren plötzlich der Yugo wie geschnitten Brot. Vermutlich weil der Kleine unfassbar billig war. Ähnlich ist das doch jetzt mit Dacia, Nano und Co. Musst Du halt kaufen und nach vier Jahren wegwerfen. Wenn Du dann noch 1.000 Schleifen bekommst, dann hat Dich die Anschaffung der Kiste 125 € auch pro Monat gekostet. Finde ich gar nicht so billig für einen Kleinwagen. Zumal die Unterhaltskosten noch dazu kommen.

    • Holger
      4. November 2012

      also, mit MJ 2008 ist der Sandero auf Autoscout24 ab ca. 3.500 Euro zu haben. Die meisten liegen um die 4.000 Euro und höher. Die Wertverlust-Rechnung sieht also wesentlich besser aus. Siehe auch http://www.autobild.de/artikel/wertverlust-auto-bild-wertmeister-2326703.html

      • Gunnar
        4. November 2012

        Ja, überzeugt mich aber auch nicht. Ich würde mir für das Gelt lieber einen 3er kaufen. Einen brauchbaren 2004er sollte man dafür schon bekommen

  2. Frank
    6. November 2012

    Ich finde es etwas eindimensional gedacht, wenn man den Dacia nur auf seine drei Sterne im Crashtest reduziert. Irgendwann las ich einmal, dass ein Mercedes nur vier bekommen hat, weil in der Serienausstattung der Gurtwarner fehlte. Wenn das so ist, ist ein Dreisterneauto sicherlich keine Todesfalle. zu fragen wäre doch eher, ob der Sandero gut fährt, mit dem Sprit zivil umgeht und nicht dauernd in der Werkstatt steht, so wie das mein bislang einziger Renault vor ein paar Jahren dauernd machte.

    • Tom Schwede
      6. November 2012

      Nicht „eindimensional“, sondern bewusst reduziert. Denn interessanterweise „rechtfertigen“ sich Interessenten für den Dacia ganz oft, dass die Sicherheit doch heute Standard sei. Und genau das stimmt in meinen Augen leider nicht. Vielleicht fängt sogar genau bei dieser Frage „Premium“ an.

      Die aktuellen Crashtests der Euro NACP sind da sehr objektiv, weil im Prinzip nur die Verletzungswahrscheinlichkeit in die Wertung einfließt. Insofern habe ich mal bewusst nur hier den Hebel angesetzt, quasi als Erwiderung auf ein Tischgespräch.

      Sicherlich könnte man auch andere Faktoren vergleichen. Da würde ich es aber vorziehen, eigene Erfahrungen im Sinne eines echten Vergleichstests zu veröffentlichen. Dazu müsste man die Autos fahren und testen. Vielleicht machen wir das noch, aber im Moment ging es bewusst nur um einen Aspekt, der nach meinem Verständnis für einen Käufer relativ objektiv vergleichbar ist.

      Aber mal zurück zur Ausgangsfrage, wie würdest Du Dich denn entscheiden?

      • Frank
        6. November 2012

        Hallo Tom, ich würde einen Gebrauchten nehmen. Für 7.000 Euro bekommt man einen Golf V Viertürer mit Automatik, Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern. Das ist dann einfach zwei Ligen höher als der Sandero. Allerdings setze ich meine Autos auch nicht als Geschäftswagen von der Steuer ab, deshalb habe ich wenig davon, mir Neuwagen zu kaufen. Außerdem bin ich, was die Technik und die Kompetenz der Werkstätten angeht, gebranntes Renault-Kind. In meinen Augen macht ein neuer Dacia in einem Land, in dem hochwertige Gebrauchtwagen an jeder Ecke stehen, wenig Sinn. In Ostblock-Ländern, in denen die meisten Gebrauchten runtergerittene Letzthand-Karren sind, stellt ein neuer Sandero einen echten Image-Gewinn für den Besitzer dar.

  3. Christoph
    9. November 2012

    Schwachsinn, natürlich den Neuwagen. Wenn der nicht funktioniert hat der Garantie und einen Unfall baue ich nicht!

    • Thorsten
      9. November 2012

      Dein Selbstvertrauen möchte ich haben 😉

  4. Anton
    11. November 2012

    Ein wichtiger Punkt ist die Haltbarkeit. Und die sieht laut TÜV nicht so gut aus http://www.billigstautos.com/dacia-logan-landet-beim-tuv-und-adac-im-alter-auf-die-hinteren-platze

  5. Christian
    13. November 2012

    Ich finde diese Vergleiche hinken ein wenig: Neuwagen oder Gebrauchten. Sicher ich kann für 7kEuro auch richtig dicke Schlitten fahren, aber kann ich mir dann den Unterhalt noch leisten? Es ist immer eine Rechnung mit vielen Faktoren. Wenn die Dame recht wenig fährt, noch dazu womöglich in der Stadt dann reichen auch 3 Sterne Euro-NCAP aus. Die Autos heutzutage sind schließlich sehr sehr selten noch „Todesfallen“ … gut, vielleicht das eine oder andere chinesische Produkt hat uns in den letzten Jahren anderes gelehrt. Aber ich sehe dies nicht so bei Dacia. Um es noch am Rande zu erwähnen, ich bin kein Fan von Dacia oder Renault und die Autos stehen bei mir derzeit nicht zur Debatte, aber man sollte immer nach seinen persönlichen Ansprüchen schauen. Und das Dacia auf den hinteren Plätzen landet, hat der ADAC auch selber noch versucht zu erklären damit, dass Dacia häufig von „finanziell schwächeren“ gefahren wird und es daher auch zu einem gewissen Wartungsstau kommen kann. Ein gut gewartetes Auto kann ewig halten!

    Komme wir doch mal zu Argumenten, die gegen Gebrauchte sprechen. Wenn ich mich für einen Dacia entscheide, dann spielt sehr wahrscheinlich der Punkt Kosten eine große Rolle. Dazu muss ich auch den Unterhalt zählen und wenn ich dann höre, dass eine große Inspektion knappe 350 Euro kostet und wenn ich recht wenig Kilometer fahre, vielleicht nach 2 Jahren auf dem Plan steht, dann kann ich gut damit kalkulieren. Kaufe ich einen Gebrauchten Golf – wie er gerne genannt wird – und habe auch noch ein Modell, welches über Zahnriemen verfügt und der hat eventuell um die 90.000 km runter, dann erwartet mich spätestens in zwei Jahren eine nette Überraschung von einer Inspektion mit VW üblichen Preisen für einen Zahnriemenwechsel, der mich ungefähr 900 Euro kostet. Das tut dann in der Kasse u.U. weh!

    Ich gebe dies nur zu bedenken, dass nicht der Anschaffungspreis die Hauptrolle spielt, sondern für viele sollte auch der Unterhalt wichtig sein. Ich kenne einige, die Autos angeschafft haben und dann feststellen mussten, dass Auto ist ja richtig teuer und verkauften dann weit unter Preis um es loszuwerden.

  6. Uboot69
    22. Januar 2013

    Neuwagen oder Gebrauchtwagen? Keine Frage! Immer Neuwagen! 0 Km! Garantie! Reifen neu! Sitze neu! Kein Rost!

    Gebrauchtwagen? Kilometer schon mal getürkt! Nicht nur der Motor hat zig tausend runter sondern auch das ganze Fahrgestell! Reifen nicht neu! Rost an nicht ersichtlichen Stellen! Alle elektrischen Helferlein haben schon tausende Bewegungen hinter sich!
    Zur Sicherheit? Ich fahre schon über 40 Jahre Auto, habe auch ohne Airbags und Sicherheitgurte oder ABS ein gutes Alter erreicht!
    Ich brauche kein Auto mit 10 Airbags und trallala. Fragt euch mal wann ihr mal das ABS zbs. wircklich eingesetzt habt?
    MfG

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