31. Mai 1965 – Jim Clark fährt beim Indianapolis 500 überlegen zum Sieg
Indianapolis, 31. Mai 1965. Jim Clark, der flinke Schotte aus dem Team Lotus, fuhr in einer Klasse für sich. 190 von 200 Runden an der Spitze – das war ein Triumph in Reinkultur!
Dan Gurney überzeugte Lotus-Chef Colin Chapman Anfang der 1963 von einen Ausflug nach Indianapolis. Denn Gurney, der seit fünf Jahren regelmäßig in Europa an Rennen teilnahm, war sich sicher: Ein leichter Rennwagen mit Mittelmotor würde das wichtigste amerikanische Rennen gewinnen. Denn schließlich waren dort damals noch traditionelle Frontmotor-Boliden unterwegs. Zudem lockte ein Preisgeld in Höhe von 150.000 Dollar. Alles zusammen überzeugte Colin Chapman.
1963 nahm der erste Lotus in Indianapolis teil
Schon beim ersten Start in Nordamerika bewies Clark, was möglich war. Denn beim Debüt im Mai 1963 steuerte der schottische Ausnahmekönner seinen Lotus 29 auf Anhieb auf den zweiten Platz. Dan Gurney beendete das Rennen als Siebter. Ein Jahr später stellte Clark den verbesserten Lotus 34 auf die Pole-Position. Doch ein Aufhängungsschaden beendete die Fahrt früh. Kurz nach der Mitte riss ein Reifenschaden auch Dan Gurney im zweiten Lotus vorzeitig aus dem Rennen.
Das war offenbar ein Ansporn zur Rückkehr! Denn im Mai 1965 kehrten Chapman und Lotus mit dem weiter verbesserten Type 38 nach Amerika zurück. Der neue Wagen war länger, breiter und nutzte einen Ford-V8-Motor, der nun mit Methanol lief. Chapman glaubte an das Mittelmotor-Konzept und die Chance in Amerika. Deshalb legte der Brite seinen vollen Fokus auf „The Brickyard“, verzichtete dafür sogar auf den Grand Prix von Monaco. 1965 traten an der Côte d’Azur nur die Lotus-Kunden an.
Drei Lotus in der ersten Startreihe
Der Einsatz zahlte sich aus: In Indianapolis standen drei Lotus in der ersten Startreihe. Schnellster war A. J. Foyt, bereits zweifach Gewinner (1961 und 1964). Ein Schönheitsfehler: Foyt, saß im umgebauten Formel 1-Boliden des Typs Lotus 33. „Nur“ auf den Plätzen zwei und drei folgten die speziell für den „Nudeltopf“ entworfenen Werkswagen von Clark und Gurney. Rookie Al Unser startete im dritten Werkswagen aus der letzten Startreihe.
Das über 200 Runden à 4,023 Kilometer führenden Rennen war eine klare Sache für Jim Clark. Denn der Schotte ging am Start sofort in Führung. A. J. Foyt im von Ansted-Thompson Racing eingesetzten Lotus 33 versuchte zu kontern, führte Runde 2 und später von der 66. bis zur 74. Runde. Doch dann übernahm Clark endgültig die Spitze und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. In einem Rennen, das nur drei Gelbphasen mit insgesamt 13 Minuten Neutralisation sah, fuhr der Lotus-Pilot in einer eigenen Liga.
Jim Clark führte 190 von 200 Runden
Der Schotte führte 190 der 200 Runden, sein Wagen lief wie ein Uhrwerk – ganz im Gegensatz zu vielen Gegnern. Bereits vor Rennhalbzeit schieden 17 Fahrer mit technischen Defekten aus. Auch Foyt musste nach 115 Runden mit einem Getriebeschaden aufgeben. Am Ende sahen nur elf Fahrzeuge die Zielflagge. Zweiter wurde Parnelli Jones, der in der letzten Runde ohne Sprit ausrollte und seinen Vorjahres-Lotus ins Ziel schob. Auf Rang drei: „Rookie of the Year“ Mario Andretti im Brawner-Hawk-Ford.
An den Boxen von Lotus arbeitete – im Auftrag von Ford – die Crew von Wood Brothers Racing. Die Stock-Car-Mannschaft leistete auch in Indianapolis blitzschnelle Arbeit. Clark stoppte nur zweimal zum Nachtanken. Reifenwechsel waren nicht nötig. Ob Clark den Sieg auch ohne sie errungen hätte? Möglich, doch die Wood Brothers gehören untrennbar zu diesem Erfolg. Deshalb erinnerten sie kürzlich bei einem Nascar-Rennen mit einer Sonderlackierung ihres Rennwagens an diesen Erfolg.
1965 war das Jahr von Jim Clark
Nach dem Erfolg von Lotus war der Wachwechsel vom Frontmotor zum Mittelmotor auch in Indianapolis vollzogen. Nur noch zwei der Rennwagen, die das Rennen 1965 in den Top 10 beenden konnten, waren Frontmotor-Boliden. Für Jim Clark war der Sieg in Indianapolis nur einer von vielen Höhepunkten in einem Ausnahmejahr. Denn der Schotte gewann 1965 auch seinen zweiten Formel-1-Weltmeistertitel, die Tasman-Serie, die französische Formel 2-Meisterschaft und diverse Sport- und Tourenwagenrennen.
Jim Clark war auf dem Zenit seines Könnens. Dazu kam ein revolutionärer Rennwagen. Das Ergebnis war ein historischer Triumph, der bis heute nachhallt. Und nebenbei schrieb der Schotte mit seinem Sieg beim 49. Indianapolis Motorsportgeschichte. Denn Jim Clark bescherte Lotus den ersten Triumph eines europäischen Herstellers seit dem Zweiten Weltkrieg – 25 Jahre nach Maserati. Der letzte Sieg eines europäischen Fahrers lag sogar schon 49 Jahre zurück – das sind wahrlich historische Dimensionen.
Über diesen Artikel:
Kategorie:
Schlagwörter:
Ähnliche Artikel:
Gefallen gefunden?
Helfen Sie uns, besser zu werden – wie fanden Sie diesen Artikel?
Unterstützen Sie uns – mit einem Klick!
Wenn Sie unseren Amazon-Link nutzen, unterstützt das direkt unseren Blog. Sie profitieren von gewohnter Amazon-Qualität, wir von einer kleinen Provision. Und so hilft uns jeder Einkauf, den Sie über unseren Amazon-Link tätigen, hochwertigen Content für Sie zu erstellen. Ohne zusätzliche Kosten für Sie!
Online-Magazin für echte Auto-Enthusiasten:
Seit 2007 dreht sich bei AutoNatives.de alles um Oldtimer, Youngtimer und die faszinierende Geschichte des Motorsports. Wir feiern automobiles Kulturgut und bringen regelmäßig spannende Geschichten über klassisches Blech und legendäre Rennsport-Momente.
Wir lassen Klassiker aufleben und prüfen moderne Autos!
Doch damit nicht genug: Auch aktuelle Modelle kommen bei uns auf den Prüfstand – authentisch, leidenschaftlich und mit dem unbestechlichen Popometer unserer Redakteure.
Alles zusammen macht AutoNatives.de zum Blog, das Auto-Geschichte lebendig werden lässt und moderne Technik auf Herz und Nieren prüft.