Fahrberichte: Citroën

Test Citroën DS3 Racing – Die französiche Führerscheingefahr mit hohem Suchtfaktor

Es gibt Autos, die haben einen gewissen Suchtfaktor. Obwohl oder vielleicht auch weil sie eine latente Gefahr für den eigenen Führerschein darstellen. Der Citroën DS3 Racing ist so ein Fall. Denn nachdem ich den Franzosen wieder abgegeben habe, stelle ich Entzugserscheinungen fest.

Ein Umstand, den ich direkt nach dem Kennenlernen kaum für möglich gehalten hätte. Denn bisher hatte ein von uns getestetes Auto so schnell seinen Spitznamen weg. Karla nannte den Citroën DS3 Racing bereits auf der ersten Tour schlicht „Das Brett“. Beim Fahren mit dem französischen Kompaktsportler fällt sofort das sportlich harte und sehr direkte Fahrwerk auf. Im Vergleich zum normalen DS3 ist es um 15 Millimeter abgesenkt und verfügt über eine um 30 Millimeter vergrößerte Spurweite.

Es ist – frei nach Jeremy Clarkson – so hart, dass der Fahrer beim Überfahren eines Regenwurms erkennen kann, ob dieser männlich oder weiblich war. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen. Wenn der Einsatzort stimmt, weiß der DS3 damit zu gefallen. Solange die Straßen gut sind, sorgt der DS3 Racing mit diesem Fahrwerk für eine Menge Fahrspaß. Dieser Citroën DS3 folgt allen Lenkbefehlen des Fahrers willig und gibt dabei gute Rückmeldungen zur Fahrsituation. Auf einer einsamen und guten Landstraße fällt es am Steuer des DS 3 leicht, sich wie Sébastien Loeb zu fühlen.

Allerdings nur während einer Asphaltprüfung wie bei der „Tour de Corse“ oder der „Deutschland Rallye“. Nicht ausmalen möchte ich mir, wie sich dieser DS3 auf einer Schotterprüfung in Argentinien oder Griechenland anfüllen würde. Insofern hat das Marketing des Herstellers das Produkt verstanden. „Racing“ deutet auf die Rundstrecke hin. Der Name „Rallye“, mit dem Hersteller Citroën und seine Schwester Peugeot in der Vergangenheit gern ihre sportliche Modelle bezeichnet haben, wäre in diesem DS3 absolut fehl am Platze.

Auf den Nebenstraßen des Ruhrgebiets, wo die Schlaglöcher inzwischen leider überhandnehmen, wird die Härte schnell zum Bumerang. Jeder Impuls, für den eine der hier zahlreich vorhandenen Straßenunebenheiten sorgt, landet unverzüglich bei den Insassen. Das hat wenigstens den positiven Nebeneffekt, dass der Pilot – schon aus Eigenschutz – die Geschwindigkeit reduziert. Schließlich ist ein Auto Blogger ohne Führerschein nur sehr eingeschränkt funktionstüchtig. Die Härte des DS3 sorgt auf vielen Straßen für ein natürliches Tempolimit.

Ohne dieses Regulativ ist der Citroën DS3 Racing eine Gefahr für jeden Führerschein.

Denn der 1.598 Kubikzentimeter große Motor wird von einem Turbo zwangsbeamtet. 207 PS stellt der in jeder Lebenslage extrem drehfreudige Direkteinspritzer zur Verfügung. „Turboloch“ ist ein Fremdwort, das DS3-Racing-Piloten definitiv aus ihrem Wortschaft streichen können. Womit wir – wo Licht ist, da ist immer auch Schatten – wieder bei der Führerscheingefahr des Citroën DS3 Racing wären. Denn wenn nach dem Ende eines Tempolimits beschleunigt wird, ist mit diesem Auto schnell auch die nächste Grenze erreicht. Das hat auch einen gewissen Suchtfaktor. Erfordert aber eine gewisse Charakterstärke, um nicht jeden Starenkasten mitzunehmen. Wer sich im Griff hat, bekommt mit dem Citroën DS3 Racing eines der konsequentesten Sportmodelle der Kompaktklasse.

Das überrascht, da Citroën ja in den Augen vieler Autofans immer noch für Komfort und Luxus steht. Obwohl die Franzosen mit Sébastien Loeb inzwischen neun Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft gewonnen haben, wirken im kollektiven Gedächtnis der Autofreunde Modelle wie die wunderbare Citroën DS oder auch der robuste 2CV nach. Doch die Erinnerung passt nicht zur Gegenwart. Zurzeit arbeitet die Sportabteilung mit Nachdruck daran, den Einstieg in die Tourenwagen-Weltmeisterschaft vorzubereiten. Obwohl dort der Citroën C-Elysée WTCC zum Einsatz kommen wird, ist der auf 2.000 limitierte DS3 Racing so etwas wie ein Vorbote dieser Sportaktivitäten.

Gewöhnungsbedürftig ist die Zweifarblackierung unseres Testwagens. Ein sattes Schwarz wechselt sich mit einem frischen Orange ab. Das Orange verwendet Citroën für die Lackierung des Dachs, der Seitenspiegel, der Kühlergrillumrandung sowie der 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Alternativ gibt es den DS3 Racing auch in Weiß-Grau. Im Innenraum trumpft das Spitzenmodell des DS3 mit hervorragenden Alcantara-Schalensitzen auf.

Mit dem DS3 Racing hat Citroën einen echten Geheimtipp für wirklich sportliche Individualisten geschaffen. Wer auf so viel konsequente Sportlichkeit steht, kann mit der Härte des Fahrwerks leben. Und bekommt einen echten Sportler, der mit seinem drehfreudigen Motor und dem direkten Zugang zur Straße viel, viel Fahrspaß im Alltag ermöglicht. Und wer es etwas sanfter mag, greift zum „normalen“ DS3, der ja auch kein schlechtes Auto ist.

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!