Ist der Jaguar F-Type ein echter Nachfolger des E-Type?

Im vergangenen Herbst stellte Jaguar den F-Type vor. Mit der Namenswahl des offenen Zweisitzers nehmen die Briten in indischen Händen eindeutig Bezug auf den legendären E-Type. Im Zuge einer Roadshow, bei der zurzeit Jaguar-Händler ihren Kunden den F-Type präsentieren, hatten wir vor ein paar Tagen die Gelegenheit, uns den neuen Sportwagen einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen, wie die Gedanken von Karla und mir zum Jaguar F-Type zeigen.

Premiere Jaguar F-Type
Die Diva vor der Vorstellung – Der neue Jaguar F-Type

Die Veranstaltung offenbarte viel über das neue Selbstbewusstsein von Jaguar. Mit der klaren Strategie, seine Autos als Luxusartikel zu positionieren und die Tradition der Marken zu leben, hat man trotz der aktuellen Autokrise Erfolg. Kaum ein anderer Hersteller erreicht im Moment die Wachstumsraten der Briten. Mit dem neuen Sportwagen nimmt man nun mutig Zuffenhausen ins Visier. Denn der auf dem Autosalon in Paris vorgestellte F-Type soll dem Porsche 911 Konkurrenz machen.

Dazu versucht man, bei den Käufern von Anfang an Emotionen zu wecken. Doch das mit der Emotion ist bekanntermaßen ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen Ebenen abläuft. Man muss nicht Psychologie studiert haben, um zu wissen, dass das mit den Emotionen nicht bei allen Menschen gleich abläuft. Der F-Type zeigt das sehr schön, denn Karla und ich haben zum Teil ganz unterschiedliche Ansichten dazu, was am F-Type gefällt oder besonders gut gelungen ist, was gar nicht geht oder einfach nur persönlich nicht gefällt.


nobody is perfect

Stilvolle Präsentation – Die Premiere des Jaguar F-Type
Stilvolle Präsentation – Die Premiere des Jaguar F-Type

Auch am F-Type gibt es Dinge, die nicht gefallen oder die, selbst für Fans der Marke, erklärungsbedürftig sind und daher zumindest irritieren. Karlas Antwort auf diese Frage viel spontan – und für den Verfasser dieser Zeilen nicht ganz unerwartet – aus:

Mich stört, dass das Dach fehlt. Das liegt aber wohl daran, dass ich ein grundsätzliches Problem mit Cabrios habe. Geschlossen sehen die meisten Sportwagen stimmiger und deutlich harmonischer aus.

Karla spielt damit darauf an, dass der F-Type tatsächlich zunächst nur als Cabrio verfügbar ist. Das ist aus kommerzieller Sicht – Jaguar hat mit dem XK-R aktuell bereits einen geschlossenen Sportwagen im Angebot – sicherlich nachvollziehbar. Trotzdem gibt es Hoffnung, denn rund um das Entwicklungszentrum im britischen Gaydon sollen bereits geschlossene F-Type gesichtet worden sein.

Enthüllt – Der Jaguar F-Type im Belagerungszustand.
Enthüllt – Der Jaguar F-Type im Belagerungszustand.

Mich hat beim genaueren Hinsehen das Gewicht des Jaguar doch etwas überrascht. Jaguar spricht davon, dass der F-Type in der Basisausführung mit dem 3,0 Liter V6 Motor 1.597 Kilogramm wiegt. Das Spitzenmodell, mit dem 5,0 Liter V8, wird mit 1.665 Kilogramm angegeben. Im Vergleich zum deutlich mehr als 2 Tonnen schweren Maserati GranCabrio sind das sicherlich gute Werte. Aber das Porsche 911 Carrera Cabriolet ist mit rund 1.500 Kilogramm deutlich leichter als der Brite – das könnte im direkten Vergleich zu Handlingvorteilen führen.

Genug gemeckert, was ist das Beste am neuen F-Type?

Bis ich den F-Type gefahren bin, muss ich mich leider auf äußere Werte beschränken. Der Sound, ein beim Sportwagen sicherlich extrem wichtiges Merkmal, ist klasse. Durch das Auspuffsystem, bei dem oberhalb von 3.000 U/min der Weg in Auspuffstrang durch eine Klappe verkürzt wird, geht da richtig die Musik ab. Das hat zwar wenig mit britischem Unterstatement zu tun, ist aber Musik in meinen Ohren.

Jaguar verspricht, dass der F-Type eine von Jaguar bisher nicht erreichte Fahrdynamik erreicht. Von den Daten her, die zum Antrieb und dem Fahrwerk des F-Type bekannt sind, kann das klappen. Der große V8 mit 495 PS soll den F-Type in 4,3 Sekunden aus dem Stand heraus auf Tempo 100 km/h katapultieren. Zudem sind der klassische Heckantrieb und eine Gewichtsverteilung von 50:50 zumindest mal Daten, die auf wirklich gute Anlagen hindeuten.

Doch Karla hat auf der Suche nach dem Besten am F-Type ein ganz anderes Detail entdeckt:

Der Sound gefällt mir auch sehr, doch den Sport-Shift-Wahlhebel finde ich noch besser. Er ist sehr cool gestaltet und die Bezeichnung an sich ist preisverdächtig.

Das Gesicht der Marke – Kühlerkatze am Jaguar F-Type
Das Gesicht der Marke – Kühlerkatze am Jaguar F-Type

Die Frage nach dem Gefallen der Form des F-Type muss zunächst die Designbeauftragte der Familie beantworten:

Wie oben, geschlossen fände ich sie bestimmt schöner. Aber die lange Motorhaube und das leicht abgleitende Heck sind schick, ich hätte ihn mir noch ein bisschen runder gewünscht. Der Spoiler kann von mir aus weg.

Mir gefällt ja der große Kühlergrill, der mehr als nur einfach das Gesicht der Jaguar-Familie ist. Insgesamt kommt der F-Type kräftig daher, ohne gleich allzu aufdringlich zu sein.

Die Frage der Fragen: Ist der F-Type ein würdiger Nachfolger des E-Type?

Karla war mit dieser Frage schnell durch, wie ihre Antwort zeigt:

Nein, in meinen Augen kann es niemals einen echten E-Type-Nachfolger geben kann. Der E-Type ist perfekt. Welches Auto könnte also diesem Vergleich standhalten?

Auch ich finde die Namenswahl des F-Type wirklich mutig. Sie passt sicherlich zum neuen Selbstbewusstsein der Marke. Doch die Erwartungshaltung an einen Nachfolger des legendären E-Type ist einfach größer, als wenn man das Modell in Bezug zum ebenfalls traditionsreichen XJ-S gesetzt hätte.

Katzenauge – Schweinwerfer des Jaguar F-Type
Katzenauge – Schweinwerfer des Jaguar F-Type

Doch am Ende kann die Frage vielleicht jetzt noch gar nicht abschließend beantwortet werden. Denn der E-Type basierte auf dem Rennwagen D-Type, kam also aus dem Motorsport. Der F-Type entstand vordergründig für die Straße. Das ist natürlich unserer Zeit geschuldet. Doch wenn der F-Type ein würdiger E-Type-Nachfolger sein will, dann sollte Jaguar vielleicht einmal über einen Le Mans Einsatz nachdenken. Schließlich sagt man im Hause Jaguar ja, „Wir konnten ihn nicht einfach F-TYPE nennen, wir mussten ihn zu einem F-TYPE machen“. Wo könnte man das besser als in Le Mans oder am Nürburgring?

Wir danken dem Autohaus Wolf in Marl für die Einladung.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

Ein Kommentar

  1. Der Brite
    24. Februar 2013

    Ich mag, dass bei Ihnen! Sie haben Ihre eigene Sicht der Dinge und schreiben nicht nur den 27. bedeutungslosen Fahrbericht „Fährt sich ganz toll der Kleine“.

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