Bonnier auf dem Zylinderkopfdeckel?

von Fabian P. Wiedl und Tom Schwede am 02.04.2025

Ein Formel-Super-V-Motor mit der Aufschrift „Bonnier“? Unser Kollege Fabian P. Wiedl staunte nicht schlecht, als er dieses seltene Foto aus dem Jahr 1973 entdeckte. Wie kam der Name auf einen Motor?

Bonnier auf einen Formel-Super-V-Motor
Bonnier auf einen Formel-Super-V-Motor – Aufgenommen am 1. April 1973 am Nürburgring (Foto: Archiv Wiedl)

Sicher, Bonnier ist im Motorsport ein bekannter Name. Er wird jedoch in der Regel nicht mit Motoren in Verbindung gebracht. Vielmehr denken Motorsport-Fans an den schwedischen Rennfahrer Joakim Bonnier. Dieser trat von 1956 bis 1971 immerhin 104-mal bei Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft an. Bei seinem ersten Grand Prix bewegte der Schwede einen Maserati 250F. Seinen letzten Grand Prix fuhr Bonnier mit einem McLaren M7C.

Joakim Bonnier hatte ein eigenes Team

Dazwischen pilotierte Bonnier auch Formel-1-Boliden von BRM, Porsche, Cooper, Brabham und Lotus. Ein Grand-Prix-Sieg sprang dabei heraus: 1959 gewann Joakim Bonnier den Großen Preis der Niederlande in Zandvoort. Eine Besonderheit seiner Karriere: Bonnier bestritt satte 37 Grands Prix im eigenen Team. Dieses trat zunächst als „Joakim Bonnier Racing Team“, dann als „Anglo-Suisse Racing Team“ und später als „Ecurie Bonnier“ an und setzte Fahrzeuge unterschiedlicher Fabrikate ein.

Auch auf der Langstrecke war der Schwede zu Hause und galt als exzellenter Sportwagen-Pilot. Schon 1962 gewann Bonnier zusammen mit Lucien Bianchi den Langstrecken-Klassiker von Sebring. Zwei Jahre später belegte der Schwede in Le Mans zusammen mit Graham Hill im Ferrari ebenfalls Platz zwei. Bei elf weiteren Versuchen an der Sarthe fiel Bonnier jedoch aus – um ausgerechnet bei seinem 13. Start in Le Mans tödlich zu verunglücken.

Ein tragisches Ende in Le Mans

Am 11. Juni 1972, gegen 8 Uhr morgens, kollidierte der von Bonnier gesteuerte Lola T280 mit einem Ferrari Daytona. Bonnier wollte den Ferrari von Florian Vetsch vor der Indianapolis-Kurve überholen. Doch der bremste seinen 365 GTB ungewöhnlich hart – wohl, um den schnelleren Prototypen vorbeizulassen. Es kam zur Kollision. Der Lola flog in die Luft und ging bei der Landung in Flammen auf. Joakim Bonnier wurde aus dem Cockpit geschleudert und verstarb noch am Unfallort.

Joakim Bonnier im Lola T70 Mk3B der Scuderia Filipinetti

Joakim Bonnier wr, wie viele Rennfahrer seiner Zeit, ein Vielfahrer. Unser Foto zeigt den in der Schweiz lebenden Schweden 1969 im Lola T70 Mk3B der Scuderia Filipinetti bei einem Rennen in Hockenheim. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Zum Zeitpunkt des Unfalls betrieb Joakim Bonnier nicht nur sein Sportwagen-Team. Als Bonnier-Lola-Team trat die Ecurie Bonnier auch in der Formel Super V an. Diese Klasse führte Volkswagen Motorsport in Europa zur Saison 1971 ein. In ihr kam der 1,6 Liter große Vierzylinder-Boxer aus dem VW Typ 4 (411/412) zum Einsatz. Er bezog sein Gemisch – wie auf dem Foto aus der Sammlung von Fabian gut zu erkennen ist – von zwei Weber- oder Solex-Doppelvergasern. Damit kam die Formel Super V bald auf fast 140 PS Leistung.

Heini Mader schraubte für Joakim Bonnier!

Dabei half, dass sich die VW-Formel-Renner in der Super V vom Technik-Transfer mit dem VW Käfer verabschiedeten. Denn anders als in der Formel V 1300 waren in der Super V die Aufhängungen und die Lenkung freigestellt. In der Formel V 1300 mussten noch Fahrwerksteile vom VW Käfer genutzt werden. Das holte neben den Formel-V-Spezialisten wie Veemax, Beach oder Kaimann auch etablierte Rennwagenhersteller wie Royale, Grac oder Lola in die Serie.

In der als VW-Goldpokal bekannten Europameisterschaft der Formel Super V fuhr der Schwede Greger Kronegård 1971 für das Bonnier-Lola-Team auf den zweiten Platz. Damit etablierte sich die Ecurie Bonnier in der europäischen Spitze. Nach Bonniers Tod übernahm sein langjähriger Mechaniker Heini Mader das Team. Der Schweizer führte es unter dem Namen Heini Mader Racing Components weiter und entwickelte sich zu einem erfolgreichen Experten für Rennsportmotoren von Cosworth und BMW.

Das Foto entstand 1973

Schon 1971 bereitete Heini Mader die Formel-Super-V-Motoren des Teams vor. Zu den Geheimnissen der Super-V-Tuner gehörte die Arbeit mit dem Ventiltrieb und den Ventilfedern. Offenbar entstanden dabei eigene Zylinderkopfabdeckungen – und die blieben noch einige Jahre in Betrieb. Denn das Foto des Bonnier-Motors entstand 1973 am Nürburgring. Auf dem gleichen Negativ befand sich ein Foto von Georg Loos im Porsche 917/10. Doch das ist eine andere Geschichte – und vielleicht eine für später.


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