Formel Vau und Formel Super Vau – Alles zu den größten Nachwuchsklassen der Welt
von AutoNatives.de am 28. Mar 2010Mit der Formel Vau – oder wie die Amerikaner sagen Formula Vee – lernten mehrere Rennfahrer-Generationen die Grundlagen des Monopostosports. Denn mit dieser auf VW-Käfer-Technik basierenden Monoposto-Serie wurde in den 1960er-Jahren der Traum vom erschwinglichen Rennwagen für Jedermann Wirklichkeit.
Wer sich in den 1950er-Jahren für eine Motorsport-Karriere interessierte, der kaufte sich zunächst einen Sportwagen. Die, die sich hier bewährten, die stiegen irgendwann in einen Monoposto um. Eine klare Pyramide, die einen Nachwuchsfahrer auf höhere Aufgaben vorbereitete, gab es nicht. Die Grenzen zwischen der Formel 1, der Formel 2 und der Formel 3 waren fließend. Teilweise kamen die gleichen Chassis zum Einsatz. In Italien entstand die Formel Junior, um Neueinsteiger auf höhere Fahrzeugklassen vorzubereiten.
Doch innerhalb kürzester Zeit explodierten in der neuen Nachwuchsklasse die Kosten. Auf der anderen Seite des Atlantiks gab es die gleichen Probleme. Denn in den USA hatte es der Nachwuchs zunehmend schwer, sich für die 500 Meilen von Indianapolis vorzubereiten. Anfang der 1960er-Jahre rüstet der amerikanische VW-Händler Hubert Brundage seinen kleinen Daytona-Rennwagen der Formel First mit einem Käfer-Motor aus. Luftwaffen-Oberst Smith greift die Idee auf. Der Hobby-Rennfahrer läßt sich bei Nardi in Italien aus Original-VW-Teilen einen eigenen Monoposto bauen.
Auf die Idee folgt ein Reglement!
Dr. Carl Hahn, damals Chef bei „Volkswagen of America“ erkennt den PR-Wert und unterstützt das skurrile Unternehmen. Mit Unterstützung von „Volkswagen of America“ entsteht ein erstes offizielles Regelwerk. Es ist die Geburtsstunde der „Formula Vee“. Schnell nehmen 40 bis 50 Fahrer an den Rennen teil. Denn die notwendigen Rennwagen lassen sich in der heimischen Garage bauen. Für eine Teilnahme benötigt der angehende Rennfahrer nur Motor, Getriebe, Differential, Vorderachse und Lenkung eines Käfers. Wobei das Regelwerk an den Serienteilen nur leichte Modifikationen gestattet. Denn erlaubt sind nur das Glätten der Originalteile und die Änderung der Vergaser-Düsen.
Ein Gitterrohrrahmen, der alles zum Auto zusammenfügt, ist einfach zu bauen. Auch Kunststoffteile, die alles bedecken, sind kein Hexenwerk. Das Ergebnis dieses Kochrezepts sind 390 Kilogramm leichte Rennwagen, die beeindruckende Fahrleistungen ermöglichen. Das klare Regelwerk gewährleistet eine hohe Leistungsdichte und sorgt für spannende Rennen. 1964 erlebte der damalige Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein die kleinen Renner in Daytona.
Porsche holt die Formel Vau nach Deutschland
Zurück in der Heimat, versuchte der Rennbaron seinen Arbeitgeber Porsche davon zu überzeugen, die „Formula Vee“ in Deutschland zu etablieren. Porsche-Chef Ferry Porsche ist zunächst skeptisch, doch von Hanstein überzeugt seinen Chef schließlich vom PR-Wert der kleinen Flitzer. Ende 1964 darf der ehemalige Mille-Miglia-Sieger jeweils einen Rennwagen von „Beach“ und „Formcar“ nach Deutschland überführen. Zusammen mit Richard von Frankenberg und Herbert Linge testet der ehemalige Rennfahrer beide Chassis ausgiebig.
Anschließend ordert Porsche je fünf Bausätze beider Fahrzeuge. Porsche-Mitarbeiter in Stuttgart bauen die Fahrzeuge auf. Sie bekommen deshalb später einen Wagenpass mit der Herstellerangabe Porsche. Unter Formel Vau-Freunden gelten sie deshalb heute als „Blaue Mauritius“ der Rennwagen. Mit jetzt zwölf Fahrzeugen geht von Hanstein auf PR-Tour, um Interesse zu wecken. Bei den Bergrennen in Eberbach und am Rossfeld stellt Porsche die Formel Vau einer breiteren Öffentlichkeit vor.
Die damalige „Sportbehörde“ ONS verabschiedet auch in Deutschland das passende Reglement. Von Hanstein gehört dem ONS-Präsidium an und hat einen kurzen Draht in die ONS-Zentrale nach Frankfurt. Im Juni 1965 feiert die „Formel Vau“ am Norisring ihre offizielle Rennpremiere. Am Steuer sitzt dabei auch Streckensprecher Rainer Braun, der so mit 25 Jahren endlich zum Rennfahrer wird. Zum Glück für die Nachwelt! Denn Rainer Braun verarbeitet bis heute Geschichten aus dieser wilden Zeit in den wunderbaren Büchern der Reihe „Hallo Fahrerlager“.
Die Idee zündet sofort!
Bereits 1966 wollen an einem Lauf auf der Nordschleife fast 100 Piloten teilnehmen. Ihnen hilft, dass auch in Europa sofort zahlreiche Rennwagen für die „Formel Vau“ entstehen. Neben Porsche-Mitarbeiter Heinz Fuchs in Rutesheim bei Stuttgart baut der VW-Händler Mahag in München den „Olympic“. In Österreich konstruieren Porsche Salzburg den „Austro Vau“ und der Wiener Opel-Händler Kurt Bergmann den „Kaimann“. In Belgien entstehen mit amerikanischer Lizenz Fahrzeuge von „Apal“ und „Autodynamics“.
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