HAWA Elektromobil EM3 von 1921
von Tom Schwede am 06. Oct 2020Ab 1921 baute die Hannoversche Waggonfabrik AG in Linden bei Hannover mit dem HAWA Elektromobil EM3 ein Elektroauto. In knapp zwei Jahren entstanden rund 2.000 Exemplare des Kleinwagens. Ein Lieferwagen der Braunschweiger Stadtwerke überlebte bis in die Gegenwart. Stadtwerke-Nachfolger „BS Energy“ holte den HAWA mit Unterstützung der „Hanomag Freunde“ jetzt zurück auf die Straße.
Ab 1921 baute die Hannoversche Waggonfabrik AG in Linden bei Hannover mit dem HAWA Elektromobil EM3 ein Elektroauto. In knapp zwei Jahren entstanden rund 2.000 Exemplare des Kleinwagens. Ein Lieferwagen der Braunschweiger Stadtwerke überlebte bis in die Gegenwart. Stadtwerke-Nachfolger „BS Energy“ holte den HAWA mit Unterstützung der „Hanomag Freunde“ jetzt zurück auf die Straße.
In der Anfangszeit des Autos war lange offen, was unsere Autos antreibt. Anfang des 20. Jahrhunderts lag der Marktanteil des Dampfwagens in den USA bei circa 40 Prozent. Das Elektroauto lag mit 38 Prozent knapp dahinter. Nur 22 Prozent der Autos trieb damals ein Verbrennungsmotor an. Erst in den 1910er-Jahren entschied der Verbrennungsmotor das Rennen für sich. Wobei auch der elektrische Anlassers eine wichtige Rolle spielte, da er den Umgang mit dem Benzinauto erheblich vereinfachte.
Während der Dampfwagen ab da praktisch sofort in die Bedeutungslosigkeit fuhr, hielt sich das Elektroauto bis in die Gegenwart. Vor allem in Krisenzeiten kehrte es regelmäßig in größeren Stückzahlen zurück. Ab 1921 bot beispielsweise die Hannoversche Waggonfabrik AG ein kleines Elektroauto an. Denn Deutschland litt unter den Folgen des Ersten Weltkriegs. Die hohen Reparationszahlungen führten die junge deutsche Republik an den Rand des Zusammenbruchs.
Zu den Beschränkungen gehörte das Verbot des Flugszeugbaus. Das traf auch die Hannoversche Waggonfabrik, die während des Kriegs mit dem Bau von Kampf-Flugzeugen gutes Geld verdiente. Daher entschied sich das Unternehmen, ab 1921 mit dem HAWA Elektromobil EM3 ein Elektroauto anzubieten. In einem zeitgenössischen Bericht nennt die Werkszeitung „HAWA-Nachrichten“ das Mobil eine Alternative, um „hohe Preise für Benzin und Benzol“ zu vermeiden.
Ganz nachzuvollziehen ist diese Argumentation heute nicht mehr!
Denn eine Kilowattstunde kostete 1921 rund 1,50 Reichsmark. Das EM3 kam damit rund neun Kilometer weit. Das entsprach Betriebskosten von rund 17 Pfennig pro Kilometer. Andere Autos dieser Zeit verbrauchten rund acht Liter Benzin pro 100 Kilometer. Bei einem Literpreis von rund 90 Pfennigen kostete der Benzin-Kilometer – ohne Betrachtung der Wartungskosten – damals circa 7,2 Pfennig. Jüngere Kleinwagen wie der Hanomag 2/10 PS „Kommissbrot“ oder der Opel Laubfrosch 4/12 PS vergrößerten dank geringerer Verbräuche den Kostenvorteil.
Die Entwickler sparten Gewicht, wo es nur geht. An der Front gibt es beispielsweise nur einen Scheinwerfer. Denn erst ab 1931 schrieb die Zulassungsordnung in Deutschland verbindlich den Einbau von zwei Frontscheinwerfern vor. Um die Stabilität der Karosserie zu erhöhen, verfügt das kleine Gefährt nur über zwei Türen. Neben der Hecktür des Ladeabteils gibt es nur an der rechten Seite eine Fahrertür. Eine zweite Tür zum Fahrgastraum war 1921 noch nicht vorgeschrieben.
Den Antrieb übernimmt 1,25 PS kräftiger Elektromotor. Er befindet sich unter dem Fahrersitz und treibt über eine Kette das linke Hinterrad an. Das rechte Hinterrad verfügt über einen Freilauf. Der Strom fließt über einen Walzenschalter von den Akkumulatoren zum Motor. Der Walzenschalter limitiert dabei die Maximalleistung, wodurch der HAWA Elektromobil EM3 über drei Fahrstufen verfügt. Bei der Restauration war übrigens dieser Walzenschalter das Sorgenkind. Denn das Originalteil war gebrochen, doch den Restauratoren gelang eine Rekonstruktion.
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