Roadtrip

Im Porsche 718 Boxster zum Porsche-Treffen in Herten

Kein aktueller Porsche ist näher am Ursprung der Marke als der neue Porsche 718 Boxster. Denn mit ihm kehrt ein Vierzylinder-Boxermotor ins Programm des Sportwagenbauers zurück. Das gab es seit mehr als 40 Jahren nicht.

Damit ist der Roadster der optimale Begleiter für meinen Ausflug zum Open Flair auf Zeche Ewald in Herten. Dort moderiere ich schon seit einigen Jahren ein großes Youngtimer-Treffen. Zweimal im Jahr lockt das Treffen mehr als 1.000 Youngtimer in die Kleinstadt am Rand des Ruhrgebiets. Mit dem neuen Treffen erweitern die Verantwortlichen jetzt ihr Angebot um ein Treffen für Fans und Freunde der Marke Porsche.

Bei diesem neuen Porsche-Treffen stehen die luftgekühlten Porsche-Modelle im Mittelpunkt. Mit Erfolg, denn insgesamt mehr als 300 klassische Sportwagen aus Zuffenhausen folgen bei der Premiere dem Ruf nach Herten. Mittendrin sorge ich mit dem jüngsten verfügbaren Porsche für Aufmerksamkeit. Denn auf der Fahrt zum Treffen steht mir der aktuelle Porsche 718 Boxster zur Verfügung.

Natürlich öffne ich morgens auf dem Weg nach Herten das Stoffverdeck des Roadsters. Denn schließlich habe ich kürzlich beim Ausflug mit dem Audi A3 Cabrio den Reiz des Offenfahrens für mich entdeckt. Ein Reiz, der mir zuvor lange verschlossen blieb. Doch es macht einfach verdammt viel Spaß, sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen.

Zumal das Öffnen des Verdecks im Porsche 718 elektrisch funktioniert. Das dauert nur wenige Sekunden und funktioniert bei Bedarf auch im Fahren. Wobei der Porsche sogar 70 Kilometer pro Stunde schnell sein darf. Um die Fahrtzeit und damit den Fahrgenuss zu maximieren, wähle ich die Landstraße.

Am Rhein-Herne-Kanal entlang fahre ich von Gelsenkirchen nach Herten. Gut 20 Minuten bin ich unterwegs – auf der Autobahn würde ich sicher fünf Minuten sparen. Doch das ist im Porsche 718 nicht wichtig! Heute ist der Weg das Ziel.

Auf der kurvigen Strecke wird die Agilität des kleinen Porsche deutlich. Der Zuffenhausener ist mit jeder Schraube ein echter Sportwagen. Die Fahrt geht – auch ohne Tempoverstoß – viel zu schnell vorbei.

Das Porsche-Treffen in Herten findet Anklang

Bereits eine gute Stunde vor der offiziellen Eröffnung ist der Doncaster Platz, auf dem das Porsche-Treffen stattfindet, gut gefüllt. Die Mehrzahl der anwesenden Porsche ist tatsächlich luftgekühlt. Neben einigen Porsche 356 und 914 ist der legendäre Porsche 911 mit Abstand das am häufigsten vertretene Fahrzeug.

Doch als die Motoren laufen, dringt in einigen Fällen nicht der gewohnte sonore Sechszylinder-Klang an mein Ohr vor. Die Lösung offenbaren die Typenschilder. Dort steht bei einigen „11ern“ Porsche 912, als Hinweis auf ihren Vierzylinder-Motor.

Die Erklärung ist einfach. Nach der Premiere des 911 bot Porsche den 356 zunächst weiter an. Doch die Konstruktion des Ur-Porsche stammte aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Das machte sich Mitte der 1960er-Jahre langsam bemerkbar.

Die Produktion des 356 war relativ teuer. Schon das 75 PS starke Grundmodell war deshalb 1964 mit einem Preis von 14.950 DM kein Schnäppchen. Einen neuen Käfer gab es damals schon für etwas mehr als 4.000 DM. Ein Porsche 356 C mit 95 PS kostete sogar 23.700 DM. Das war teurer als ein 130 PS starker Porsche 911, der damals für 21.900 DM zu haben war.

Porsche reagierte und nahm den 356 zum Ende des Modelljahrs 1964 aus dem Programm. Doch damit fehlte dem Sportwagenbauer ein Einsteigermodell. Daher bot Porsche den 1,6-Liter-Motor des 356 ab April 1965 einfach im größeren Porsche 911 als Porsche 912 weiter an. Bis zum September 1969 blieb der 912 im Programm. Dann übernahm der VW-Porsche 914 die Rolle des Einsteiger-Porsche.

Doch der 912 ging nur vorübergehend in Rente. Denn als der 914 Ende 1975 auslief, fehlte wieder ein Einsteigermodell. Besonders in den USA verlangten die Kunden nach einem „günstigen“ Porsche. Um die Zeit bis zur US-Premiere des Porsche 924 zu überbrücken, holten die Verantwortlichen das Konzept 912 wieder aus der Versenkung hervor.

718 mit dem ersten Vierzylinder-Boxer seit 40 Jahren

Knapp 2.100 Exemplare des jetzt Porsche 912 E genannten Sportwagens fanden in den USA Kunden. Nach nur einem Jahr endete das Kapitel Vierzylinder-Boxermotor bei Porsche für gut 40 Jahre. Im Neuen 718 gibt es bei Porsche erstmals wieder einen Boxer mit vier Zylindern. Zwei Liter Hubraum hat das neue Aggregat. Das gab es auch im Porsche 356 und 912 schon.

Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. Denn der neue Boxer ist – natürlich – wassergekühlt. Zudem verfügt der Motor über Vierventil-Zylinderköpfe und einen Turbolader. Diese technischen Details zeigen, dass der neue Vierzylinder-Boxermotor ein echtes Hightech-Aggregat ist.

Das wird auch bei den Leistungsdaten deutlich. Denn bei 6.500 Umdrehungen pro Minute stehen im 718 freundliche 300 PS zur Verfügung. Das maximale Drehmoment liegt bei 380 Newtonmetern. Das ermöglicht sportliche Fahrleistungen. Bei Bedarf ist der 718 immerhin freundliche 275 Kilometer pro Stunde schnell.

Den Sprint von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde legt der geübte Fahrer in 5,1 Sekunden auf den Asphalt. Wobei das Fahren mit dem 718 ein gewisses Feingefühl erfordert. Denn der Porsche 718 bringt die Kraft des zwischen den Achsen eingebauten Motors über die Hinterräder auf die Straße. Wer zu spontan Gas gibt, provoziert, dass das Heck des Boxsters kräftig zum äußeren Fahrbahnrand strebt.

Für eine Herausforderung sorgt auch das manuelle Sechsganggetriebe des Testwagens. Denn die Drehwilligkeit des Motors erfordert, dass der Fahrer dieses Autos regelmäßig zum Schaltknauf greifen muss. Zum Glück liegt der kurze Schaltknauf des 718 gut in der Hand, wodurch die Gangwechsel im 718 leicht von der Hand gehen.

Der Porsche 718 Boxster viele Blicke auf sich!

Porsche-Fans kennen den Neuen bisher hauptsächlich vom Hörensagen. Das sorgt auch auf dem Porsche-Treffen in Herten für reges Interesse. Regelmäßig fragen mich Besucher, wie sich der neue Vierzylinder denn fahre. Die Antwort ist einfach: Toll! Die Agilität des Handlings und die Drehwilligkeit des Motors machen den neuen Porsche 718 Boxster zu einem echten Sportwagen, der jede Menge Fahrspaß vermittelt.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!