Mit dem Mazda MX-5 RF stellt Mazda seinem erfolgreichen MX-5 ein Fastback-Coupé zur Seite. Am 3. und 4. Februar 2017 feiert der japanische Sportwagen bei den Händlern Premiere. Ich war mit dem neuen Retractable Fastback bereits jetzt auf Probefahrt.
Mazda bietet seit mehr als einem ¼-Jahrhundert den Roadster MX-5 an. Bei der Premiere der vierten Generation des MX-5 fand ich vor 1½ Jahren mindestens neun gute Gründe, den Mazda MX-5 zu lieben. Schon die Tage vor dem Test des Mazda MX-5 RF frage ich mich, ob das auch für den MX-5 Retractable Fastback gilt. Nach der Probefahrt bin ich sicher: Ja!
Wie groß ist der Unterschied zum klassischen Roadster?
Roadster sind Autos für Enthusiasten. Denn unser Wetter ist häufig nicht gut genug für ein offenes Dach. Geschlossen sorgen naturgemäß Windgeräusche dafür, dass die Insassen nie vergessen, dass es auch anders gehen würde. Das schränkt den Kreis der Kunden verständlicherweise ein. Seit 2008 bot Mazda deshalb ein „Roadster Coupé“ an, dessen festes Dach sich elektrisch öffnen lies. Gut die Hälfte der MX-5-Kunden entschieden sich zeitweise für den MX-5 mit Hardtop.
Dies ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie groß die Komfortbedürfnisse der Kunden offensichtlich sind. Denn das MX-5 Roadster Coupé wirkte geschlossen auf mich immer etwas plump und pummelig. Mit dieser Einschätzung war ich offensichtlich nicht alleine. Denn beim neuen Mazda MX-5 machen es die Verantwortlichen besser. Der neue Dachträger in der MX-5-Familie ist ein Retractable Fastback und verfügt über eine völlig eigenständig gestaltete Heckpartie.
Mazda rückt den neuen MX-5 RF damit bewusst etwas vom MX-5 Roadster ab. Das ändert sich auch nach dem Öffnen des Dachs nicht. Denn dabei verstaut der MX-5 RF „nur“ sein Dach und die Heckscheibe im Kofferraum. Die großen Finnen, die das markante Heck des Retractable Fastback prägen, bleiben stehen. 13 Sekunden braucht der MX-5 RF für dieses Schauspiel, das es in ähnlicher Perfektion sonst nur beim Porsche Targa zu bewundern gibt.
Wie kann ich im Retractable Fastback sitzen?
Die ersten Meter im geschlossenen Mazda MX-5 RF sind anstrengend. Schon im Roadster brachte ich meinen mehr als zwei Meter langen Körper nur mit einer konzentriert angewandten Falttechnik unter. Im geschlossenen MX-5 RF gelingt mir das auch. Trotzdem ist das Fahren kein Vergnügen. Denn ich stoße mit dem Kopf ans Dach.
Das passiert im Roadster mit geschloßenem Verdeck nicht. Deshalb stoppe ich den RF nach wenigen Metern, um das Verdeck zu öffnen. Anschließend sieht die Welt schon ganz anders aus. Der jetzt fehlende Mittelteil des Dachs gibt mir die notwendige Bewegungsfreiheit.
Jetzt kann ich mit dem Mazda zu einer ausführlichen Probefahrt aufzubrechen. Den RF gibt es ausschließlich mit einem zwei Liter großen Vierzylinder. Der Saugmotor stellt 160 PS Leistung bei 6.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Das maximale Drehmoment beträgt 200 Newtonmeter und liegt bei 4.600 Touren an.
Wie fährt sich der Mazda MX-5 RF?
Die letzten Platzprobleme, die mein überdurchschnittlich großer Körper verursacht, löse ich, indem ich mich bei meiner Testfahrt für einen Retractable Fastback mit Automatik- entscheide. Das Sechs-Stufen-Automatikgetriebe ist in Deutschland dem RF vorbehalten. Auf anderen Märkten wie den USA oder in Japan erfreuen sich auch Roadster-Fahrer an der Bequemlichkeit der automatischen Gangwahl.
33.990 Euro kostet der Mazda MX-5 RF SKYACTIV-G 160 SKYACTIV-Drive, da Mazda die Automatik nur im Top-Modell „Sports-Line “ anbietet. Zur Sports-Line gehören unter anderem eine Ausparkhilfe, ein Fernlichtassistent, Voll-LED-Scheinwerfer und ein Sound-System von Bose. Wer darauf verzichten kann, der kann übrigens auch schon für 29.890 Euro in den manuell geschalteten RF einsteigen. Damit ist der RF rund 3.000 Euro teuer als ein vergleichbarer Roadster.
Entscheidend ist auf der Straße!
Auf der Straße hat sich der MX-5 auch als Retractable Fastback viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt. Dabei spielt das im RF serienmäßige Sperrdifferenzial eine wichtige Rolle. Denn es hilft, in den engen Kehren der Teststrecke die Kraft des Motors auf die Straße zu bringen. Das Sperrdifferenzial ist übrigens mechanisch. Ich mag, das Mazda im MX-5 auf ein elektronisch gesteuertes Torque Vectoring verzichtet.
Mazda hat die Strecke gut gewählt, um einen Eindruck von der Sportlichkeit des RF zu gewinnen. Teilweise geht es steil bergauf. Auf diesen Steilstrecken lerne ich, die Schaltwippen zu schätzen. Denn wer sich komplett auf die Automatik verlässt, raubt dem RF seinen sportlichen Charakter.
Diesen Eindruck belegt auch ein Blick in die technischen Daten des Sportwagens. Mit dem manuellen Schaltgetriebe legt der MX-5 RF den Sprint auf Tempo 100 in 7,5 Sekunden auf den Asphalt. Mit Automatik genehmigt sich der RF genau eine Sekunde mehr Zeit. Wobei das im Alltag keine große Rolle spielt.
Denn mit offenem Dach, wie ich den Retractable Fastback schließlich ausschließlich bewege, sind auch 8,5 Sekunden mehr als ausreichend fix. Das Gleiche gilt für die Höchstgeschwindigkeit. Der manuell Geschaltete ist immerhin bis zu 215 Kilometer pro Stunde schnell. Mit Automatik-Getriebe erreicht der Sportler nur eine maximale Geschwindigkeit von 194 Kilometern pro Stunde.
Was hat mir gefallen?
Der Mazda MX-5 ist auch als Retractable Fastback ein echter Sportwagen. Sicherlich fehlt dem MX-5 RF gefühlt die Leichtigkeit des puristischen Roadsters. Aber das ändert nur wenig am Fahrspaß des kleinen Japaners. Auf der Probefahrt versuche ich, den Vierzylinder möglichst im Bereich seines Drehmoment-Maximums zu halten. Dank der Schaltwippen des Automatik-Getriebes ist das eine einfache Geschichte.
Meine Fahrweise sorgt jedoch dafür, dass der Testverbrauch am Ende bei knapp zehn Litern liegt. Das ist deutlich mehr als der Normverbrauch von 6,4 Litern. Aber für einen Sportwagen ist das völlig in Ordnung. Zudem ist das weniger eine Schwäche des Mazdas als des Systems der Verbrauchsmessungen. Denn die Abweichung zeigt, welchen Einfluß die persönliche Fahrweise auf den Verbrauch eines Autos hat.
Als ich den Testwagen zurückgebe, hat sich trotz der kalten Wintertemperaturen ein breites Lächeln in meinem Gesicht manifestiert. Beim Schließen des Verdecks beeindruckt mich noch einmal das komplexe Technik-Ballett des Dachs. Das ist auch deshalb faszinierend, weil der Mazda sein Dach verstauen kann, ohne das Kofferraum-Volumen zu beeinträchtigen. Wobei sicher hilfreich ist, dass Mazda nur 127 Liter im Kofferraum des MX-5 RF unterbringt.
Was hat mir nicht gefallen?
Die Antwort ist einfach: dass ich zu groß für den kleinen Sportwagen bin. Natürlich kann ich das nicht dem Auto anrechnen. Trotzdem gefällt mir dieser Umstand gar nicht. Zudem ist der Kofferraum des Retractable Fastback mit gerade einmal 127 Litern wirklich klein.
Denn das erfordert von Mitreisenden die Disziplin, sich vor einem Wochenendtrip auf das Wesentliche zu beschränken. Zumal Mazda auch im Innenraum des Sportwagens, wie Thomas von Autogefühl in seinem Review feststellt, auch mit Ablagen geizt. Aber ok, Zahnbürste und Kreditkarte lassen sich verstauen, der Rest lässt sich vor Ort kaufen.
Daten zum Testwagen – Fazit zum Test Mazda MX-5 RF
- Typ: Mazda MX-5 RF SKYACTIV-G 160 SKYACTIV-Drive
- Testwagen-Preis: 33.990 Euro – Startpreis 29.890 Euro (01/2017)
- Motor: 4-Zylinder-Ottomotor
- Emissionsklasse: Euro 6
- Getriebe: 6-Stufen- Automatikgetriebe
- Hubraum: 1.998 ccm
- max. Leistung: 160 PS bei 6.000 1/min
- max. Drehmoment: 200 Nm bei 4.600 1/min
- Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
Zusammengefasst: Auch als Retractable Fastback ist der Mazda MX-5 RF ein echter Sportwagen. Besonders auf kurvigen Landstraßen verschmelzen Fahrer und Auto schnell zu einer Einheit. In der Stadt beeindruckt der RF mit Eleganz und Komfort. Mehr als jemals zuvor gestattet Mazda seinem MX-5 mit festem Dach eine eigene Note.
Denn den neuen RF setzt Mazda bewusst etwas vom Purismus des Roadsters ab. Das ist geschickt, denn schließlich sind Roadster Autos für Enthusiasten. Der Mazda MX-5 RF ist ein Auto für Genießer. Vermutlich gibt es im MX-5 auf unseren Straßen bald mehr Genießer als Enthusiasten.