Museumsstück: Mazda RX-7 vom Müllerbräu Team
Der Mazda RX-7 des Müllerbräu Teams sorgte in der Tourenwagen-EM der 1980er-Jahre für Aufsehen. Wir trafen diesen Rennwagen jetzt im ring°werk Museum am Nürburgring.
Gestern besuchten Fabian und ich wieder einmal das Museum am Nürburgring. Fabian, ein Mitglied unserer Redaktion, ist einer der Leihgebern der ständigen Sammlung dort. Deshalb gehört ein Besuch im Museum bei unseren Ausflügen in die Eifel fast immer dazu. Vor drei Jahren entstand bei einem solchen Besuch die Story über die Geschichte des Arrows A2. Diesmal fiel uns sofort der Mazda RX-7 ins Auge, der aktuell in der großen Halle des ring°werk-Museums ausgestellt ist.
Der Mazda RX-7 forderte den Porsche 924 heraus – das war keine einfache Nummer!
Der Wankel-Sportwagen aus Japan blieb in Deutschland immer ein Exot – auf der Straße ebenso wie auf der Rundstrecke. Denn der ab 1978 angebotene Mazda stand stets im Schatten von Wettbewerbern wie dem Porsche 924. Mazda versuchte sich deshalb als Preisbrecher: In Deutschland lag der Preis des RX-7 mehr als 20 Prozent unter dem des Transaxle-Porsches. In den USA unterbot Mazda die Preise von Porsche sogar um 40 Prozent. Um den RX-7 zu bewerben, schickte Mazda seinen Sportwagen in die British Touring Car Championship (BTCC) und die Tourenwagen-Europameisterschaft.
Tom Walkinshaw Racing (TWR) trat dort als offizielles Werksteam an – mit Erfolg: Win Percy sicherte Mazda 1980 und 1981 zweimal den BTCC-Titel. Außerdem gewannen Pierre Dieudonné und Tom Walkinshaw 1981 die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Damit war Mazda – wie zehn Jahre später in Le Mans – der erste japanische Hersteller, der sich in die Siegerlisten dieses traditionsreichen Rennens eintragen konnte. Interessant, dass Mazda dies zweimal mit „Wankel-Power“ gelang.
Nicht nur TWR setzte den Mazda RX-7 ein!
Ab 1980 vertrauten auch Fritz Müller und Heinz Kühn-Weiss auf den japanischen Sportwagen. Die beiden Bayern verfügten bereits über einige Rennsport-Erfahrung mit Fahrzeugen von Porsche, BMW und Ford. Der Mazda RX-7 war – im Vergleich dazu – damals eine exotische Wahl. Das sicherte ihm Aufmerksamkeit – denn die Fans lieben oft gerade solche Underdogs. Müller, Spross einer 1775 gegründeten Weißbierbrauerei, warb auf dem Rennwagen für sein Unternehmen.
Deshalb trat das Fahrzeug offiziell unter der Bewerbung „Müllerbräu Team“ an. Damit reihte sich die vergleichsweise kleine Privatbrauerei in den Kreis zahlreicher großer Biermarken ein, die ebenfalls im Motorsport für ihre Produkte warben. Anders als „Warsteiner“ (wie beim Arrows A2) oder Marken wie Löwenbräu, Kingfisher und Forsters, die zeitweise in der Formel 1 aktiv waren, beschränkte sich Müllerbräu jedoch auf die Unterstützung der Einsätze des Chefs.
Die Einsätze in der Tourenwagen-EM übernahm das Müllerbräu Team aus Bayern!
1980 traten Fritz Müller und Heinz Kühn-Weiss bei fünf Läufen der Tourenwagen-Europameisterschaft mit dem Mazda an. Bereits beim Debüt auf dem Salzburgring erzielte das Team einen Klassensieg in der Division 4 für Rennwagen mit zwei bis drei Litern Hubraum – und landete zudem auf Platz neun in der Gesamtwertung. Der Gruppe-2-Rennwagen verfügte über zwei Drehkolben mit jeweils 573 Kubikzentimetern Kammervolumen, was nach den FISA-Regeln einem „Hubraum“ von 2,3 Litern entsprach.
Dieses Kunststück des Klassensieges wiederholten die Bayern beim Großen Preis der Tourenwagen 1980 am Nürburgring – jenem Rennen, das überraschend ein Mercedes-Benz 450 SLC von AMG für sich entschied (die Geschichte zum Überraschungssieg des AMG 450 SLC gibt es ebenfalls hier im Blog). Bei zwei weiteren Einsätzen 1980 schlug jedoch die Defekthexe zu: In Silverstone und Zolder sah der Mazda nicht die Zielflagge.
In Vallelunga erbte der Mazda RX-7 den Sieg
Auch 1981 setzte das Müllerbräu Team auf den RX-7. Beim Saisonauftakt in Monza sprang ein fünfter Platz in der Gesamtwertung und erneut ein Klassensieg heraus. Beim darauffolgenden Rennen in Vallelunga erreichte das Team sogar einen dritten Platz in der Gesamtwertung – hinter zwei in der Division 5 startenden BMW 635 CSi. Doch nachträglich werteten die Sportkommissare diesen Achtungserfolg noch auf. Denn sie strichen sechs Autos aus den Top 10, da die vorderen Federaufnahmen zahlreicher BMW nicht regelkonform waren. So „erbten“ Fritz Müller, Heinz Kühn-Weiss und ihr Mazda RX-7 den Gesamtsieg!
Bis 1983 blieben die Piloten und das Team ihrem „Japaner“ treu. Doch mehr als ein dritter Platz beim Tourenwagen-EM-Lauf in Zolder 1981 sollte nicht mehr herausspringen. Bereits 1982 fiel das Team im Saisonverlauf kontinuierlich im Feld zurück. Seit dem Beginn der Saison galten die Regeln der Gruppe A, damit verschwanden die großen Kotflügelverbreiterungen. Damit verlor der Mazda zunehmend seine Konkurrenzfähigkeit. Gegen die zahlreichen BMW 635 CSi und ab 1983 auch den von TWR eingesetzten Jaguar XJ-S war kein Kraut gewachsen. Deshalb wechselte das Müllerbräu Team im Laufe der Saison 1983 auf das bayrische Sportcoupé und beendete die Rennkarriere seines Mazda RX-7.
Die Renneinsätze des Mazda RX-7 vom Müllerbräu Team im Überblick:
Datum | Veranstaltung | Ergebnis |
---|---|---|
25.05.80 | Austria-Trophäe Salzburgring | 9. Platz |
08.06.80 | Grand Prix Brno | 9. Platz |
06.07.80 | Grosser Preis der Tourenwagen Nürburgring | 6. Platz |
14.09.80 | RAC Tourist Trophy, Silverstzone | DNF – Ausfall |
28.09.80 | E.G. Trophy Zolder | DNF – Ausfall |
22.03.81 | 4 Stunden von Monza | 5. Platz |
05.04.81 | 500km von Vallelunga | 1 (nach Disualifikation von zwei BMW 653 Csi) |
07.06.81 | Austria-Trophäe Salzburgring | 10. Platz |
14.06.81 | Grand Prix Brno | DNF |
13.09.81 | Silverstone Tourist Trophy | 9. Platz |
27.09.81 | E.G. Trophy, Zolder | 3. Platz |
Ersatz oder Umbau auf Gruppe A-Spezifikationen | ||
02.05.82 | Donington 500 | 10. Platz |
23.05.82 | Euro Mugello | 10. Platz |
13.06.82 | Grand Prix Brno | 12. Platz |
27.06.82 | Austria-Trophäe Salzburgring | 8. Platz |
11.07.82 | Grosser Preis der Tourenwagen Nürburgring | DNF |
12.09.82 | RAC Tourist Trophy Silverstone | 12. Platz |
26.09.82 | EG Trophy Zolder | 15. Platz |
20.03.83 | 500km von Monza | 13. Platz |
22.05.83 | 500km von Mugello | 14. Platz |
10.07.83 | Grosser Preis der Tourenwagen Nürburgring | DNF |
Quelle: Ergebnisse der ETCC 1980 bis 1983