Notizen vom Mikro – Überholparty beim Kampf der Zwerge in Hockenheim!

Ich habe inzwischen einigen Rennen im Kampf der Zwerge erlebt. Doch das, was ich Samstag beim Kampf der Zwerge in Hockenheim als Streckensprecher dieser Motorsportserie erleben durfte, bot noch mehr Spannung als sonst. Denn von so vielen Führungswechseln können andere Rennserien nur träumen.

Motorsport kann faszinierend und spannend sein. Wir vergessen das oft, wenn wir im Fernsehen die technisch hochgestochenen Autos der Profis um die Wette rennen sehen. Denn deren Autos sind so perfekt, dass die Rennen zur Prozession ausarten. Darunter leidet der Reiz. Doch viele Fans wissen, im historischen Motorsport gibt (manchmal) noch Rennen wie früher. Rennen, die mit zahlreichen Positionskämpfen nicht nur die Fahrer erfreuen, sondern auch das Publikum an der Strecke gut unterhalten.

Der „Kampf der Zwerge“ fällt dabei immer wieder sehr positiv auf. Denn die Tourenwagen von Abarth, Austin, NSU, Renault oder Simca eint der maximale Hubraum von 1,3 Litern. Wobei das mit dem Hubraum so eine Sache ist. Denn seit dieser Saison rennen auch die Renault R5 Alpine aus dem legendären „Renault 5-Pokal“ im „Kampf der Zwerge“. Sie schöpfen ihre Kraft aus 1.397 ccm Hubraum. Im Vorfeld befürchteten deshalb einige Beobachter die Dominanz der französischen Kleinwagen. Doch das Wochenende in Hockenheim zeigte, dass das unbegründet ist.

Doch der Reihe nach! Fangen wir mal mit dem Training an …

Im Zeittraining drehte Herbert Wein Junior mit seinem neuaufgebauten Austin Mini Cooper S die schnellste Runde. Der Kfz-Meister aus Mainz bewegt einen vom britischen Mini-Spezialisten Mondo Sport vorbereiteten Mini. Die Briten haben für Wein einen perfekt vorbereiteten Rennwagen im Stil der britischen Mini Miglia Klasse auf die breiten 10“-Räder gestellt. Womit der Name Wein nun meist zweimal in den Startlisten des „Kampf der Zwerge“ auftaucht.

Denn bisher teilte sich Wein Junior einen weiteren Mini mit seinem Vater Herbert Wein Senior. Mit dem zweiten Wagen im Team können nun beide alle Läufe zum Kampf der Zwerge bestreiten. Und zunächst sah es so aus, dass der Senior sich den besten Startplatz sichern kann. Denn nach gut der Hälfte der Trainingszeit schob sich Herbert Wein Senior mit 2:09.538 Minuten an die Spitze der Zeittabelle.

Darum geht es ... die Pokale für den Teilnehmer im Kampf der Zwerge beim Preis der Stadt Stuttgart in Hockenheim
Darum geht es … die Pokale für den Teilnehmer im Kampf der Zwerge beim Preis der Stadt Stuttgart in Hockenheim

Ich rätselte am Sprecher-Mikrofon noch, wer von beiden gerade im Rennwagen sitzt. Denn zu diesem Zeitpunkt tauchte der Junior noch nicht auf dem Computerbildschirm der Zeitnahme auf. Ein Defekt am Schwimmer eines Vergasers führte dazu, dass der neu aufgebaute Rennwagen noch nicht wie gewünscht lief. Doch nachdem der Fehler beseitigt war, schoss sich Herbert Wein Junior immer besser auf sein neues Sportgerät ein.

Sechs Minuten vor dem Ende der Trainingssitzung verdrängte der Junior den Senior von der Pole Position. Der Mainzer umrundete die 4,574 Kilometer lange Strecke in 2:08,968 Minuten. Das entspricht einem Schnitt von 127,68 Kilometern pro Stunde. Mit einem dritten Platz vervollständigte Rainer Klockenhoff (2:09.559 Minuten) die Armada der Mini an der Spitze der Ergebnisliste.

„Top of the Rest“ war Roland Müller. Der NSU-Pilot sicherte sich mit einer Zeit von 2:10.886 Minuten den vierten Startplatz. Bester Pilot im 1300er-Histo-Cup wurde Christoph Wilde. Der Pilot aus Düren stellte seinen Simca Rallye II mit einer Zeit von 2:12.289 Minuten auf Startplatz acht. Schnellster Abarth-Pilot wurde Hubert Nagl. Im Fiat Abarth 1000 TC umrundete der Bayer die badische Grand Prix-Strecke in 2:15.655 Minuten.

Dabei fand sich der ehemalige Teamchef der deutschen Motorcross Nationalmannschaft an der Spitze des engen Verfolgerfelds wieder. Denn von Platz zehn bis vierzehn trennte die Piloten nur eine gute Sekunde. Wobei sich in diesem Pulk auch die beiden schnellsten Renault R5 wiederfanden. Damit war endgültig belegt, dass die Ängste vor den R5 an diesem Wochenende unbegründet waren.

Die große Überhol-Show im ersten Rennen!

Mit Vater und Sohn in der ersten Startreihe bot der „Kampf der Zwerge“ im ersten Saisonrennen 2018 ein Novum. Denn das habe ich in mehr als 30 Jahren, die ich mich inzwischen regelmäßig an Rennstrecken rumtreibe, noch nicht so oft erlebt. Seite an Seite folgen die beiden Mini-Piloten über die Startlinie. Doch schon in der ersten Kurve „störte“ Rainer Klockenhoff mit einem weiteren Mini das Familienduell. Herbert Wein Junior parierte den Angriff von Klockenhoff und musste gleichzeitig seinen Vater passieren lassen.

In den folgenden Runden entbrannte ein spannendes Duell. Denn die drei Protagonisten an der Spitze wechselten teilweise mehrmals pro Runde die Positionen. Bis Runde neun war nicht vorhersehbar, wer das Rennen am Ende gewinnt. Zeitweilig gab es an Start und Ziel jede Runde einen anderen Spitzenreiter zu bestaunen. Bis in der zehnten Runde Rainer Klockenhoff die Führung übernahm und diese bis ins Ziel nicht mehr abgab.


Fotos vom Kampf der Zwerge in Hockenheim

Fotos: Rudy Lambrechts

Damit sicherte sich Rainer Klockenhoff nicht nur den Gesamtsieg, sondern war auch in der Wertungsgruppe der „British Car Trophy“ der Schnellste. Mit einem vierten Platz Unterstrick Gregor Nick die Überlegenheit der Mini eindrucksvoll. Zumal der Schweizer im ehemaligen 24-Stunden-Renner auch die schnellste Rennrunde drehte. Mit 2:08.906 Minuten unterbot Nick dabei sogar die Trainingszeit von Herbert Wein Junior.

Bester NSU-Fahrer wurde Andreas Vielgut, der als Fünfter ins Ziel fuhr. Die Wertung im 1300er-Histo-Cup sicherte sich Michel Braxhoofden mit seiner Renault R5 Alpine, der Achter wurde. Schnellster der Abarth-Coppa-Mille wurde Christof Hürter. Hürter, der einen Fiat 127 pilotiert, profitierte dabei vom Nichtantritt von Hubert Nagl. Der Fiat Abarth 1000 TC des Bayerns rollte im Training mit einem Schaden an der Antriebswelle aus und musste daher den ersten Lauf auslassen.

Solofahrt von Herbert Wein Junior im zweiten Rennen

Nach dem spannenden Auftakt am Samstag trat der „Kampf der Zwerge“ in Hockenheim am Sonntag zum zweiten Rennen des Wochenendes an. Gestartet wird in der Reihenfolge des Zieleinlaufs vom Vortag. Rainer Klockenhoff führte als Sieger des ersten Laufs das Feld zur Startlinie. Doch unmittelbar nach Freigabe des Rennens zog Herbert Wein Junior neben den silbernen Mini von Klockenhoff und übernahm die Führung.

Der Rest des Rennens ist schnell erzählt. Denn der Spitzenreiter baute in den nächsten Runden seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Wobei Wein auch davon profitierte, dass sein Vater starken Druck auf Vortagssieger Klockenhoff ausübte. Das nutzte der Junior, um dem Feld zu enteilen. Und als sich Klockenhoff nach acht Runden endlich seines Verfolgers entledigen konnte, war die Messe gelesen.

Nach 30 Minuten Rennzeit hatte sich Herbert Wein Junior seinen Verfolger Klockenhoff um 7.6 Sekunden distanziert. Damit fuhr der Mainzer im neuen Auto zu einem letztlich ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Neben der Gesamtwertung sicherte sich Wein damit auch den Sieg in der Gruppe der „British Car Trophy“. Die Wertungsgruppe der NSU-TT-Trophy gewann Andreas Vielgut. Der sich als Dritter der Gesamtwertung sogar noch einen Pokal auf dem Podium abholen durfte.

Schnellster der Abarth-Coppa-Mille war Hubert Nagl. Nach dem der Schaden an der Antriebswelle, der den Start im ersten Lauf verhinderte, behoben war, ging der Bayer vom letzten Startplatz ins Rennen. Schon aus der ersten Runde kam Nagl im hinteren Mittelfeld zurück. Nach wenigen Runden war Nagl auf dem 18. Platz angekommen. Am Ende langte es sogar noch zu Platz zehn. Den Sieg im 1300er-Histo-Cup holte sich erneut Christoph Wilde im Simca.

Weiter geht es schon in 14 Tagen in Oschersleben!

Die nächste Gelegenheit, den „Kampf der Zwerge“ auf der Strecke zu bestaunen, gibt es schon am 12. Mai in der Magdeburger Börde. Denn dann treten die kleinen Rennwagen beim Preis der Stadt Magdeburg in Oschersleben zu zwei Rennen an. Ich muss bei dieser Gelegenheit passen und werde (ausnahmsweise) mal nicht am Mikrofon sitzen, wenn die Zwerge rennen. Doch spätestens in Spa hören wir uns wieder!

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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