Fahrberichte: Audi

Test Audi A6 allroad 3.0 TDI Biturbo – Kombinationskraftwagen für Nonkonformisten

In fast allen Fahrzeugklassen bieten die Hersteller inzwischen Autos an, die sich abseits des Mainstreams bewegen. Der Audi A6 allroad ist ein typischer Vertreter dieser Gattung. Das schreit förmlich nach dem Ausprobieren. Ich war deshalb vor ein paar Tagen mit dem allroad des aufgewerteten Modelljahrgang 2015 unterwegs.

Eigentlich ist der Audi A6 das typische Auto für die Prokuristen und die Generalbevollmächtigten der Konzerne und größeren Mittelständler. Sie sind dem kleineren A4 entwachsen. Der größere A8 ist für sie durch die Vorstände und Geschäftsführer blockiert. Der Audi A6 ist ihr automobiles Refugium. Audi bedient das hervorragend. Die Technik des A6 ist über jeden Zweifel erhaben. Jedoch ist die Gestaltung – zurückhaltend ausgedrückt – nur als eher konservativ zu beschreiben. Offenbar kennt Audi die Kunden, die sich für den A6 entscheiden.

Doch seit es Saab nicht mehr gibt, benötigen Zahnärzte, Architekten, Werber oder andere  Nonkonformisten eine Alternative. Der Audi A6 allroad ist Ingolstadts Angebot für diese besondere Kundengruppe. Anlässlich der internationalen Pressepräsentation des neuen Modelljahrgangs des Audi A6 konnte ich jetzt diesen besonderen Kombinationskraftwagen ausprobieren. Äußerlich sind die Änderungen des Facelifts marginal. Es erfordert schon ein sehr genaues Hinsehen, um die Unterschiede der Modelljahrgänge erkennen zu können. Audi vermeidet sicherlich auch deshalb das Wort Facelift und spricht stattdessen lieber von einer „Modellaufwertung“.

Der Audi A6 allroad 3.0 TDI clean diesel Biturbo ist ein höhengelegter Avant. (Foto: Audi)

Im Kern ist auch der neue Audi A6 allroad ein A6 Avant!

Nicht geändert hat sich, dass die Karosserie des allroad 31,5 Millimeter höher liegt als beim normalen A6 Avant. Zusammen mit Edelstahl-Abdeckungen, die im Front- und Heckbereich den Unterboden schützen, verspricht das ein Fortkommen auch abseits befestigter Wege. Das Marketing schreibt deshalb, dass der Audi A6 allroad auch dort weiter fährt, wo der Asphalt endet. Nun denn, wer das tatsächlich benötigt, der wählt besser einen SUV oder gleich einen echten Geländewagen. Auch wenn sich die Bodenfreiheit dank der Luftfederung in zwei Stufen (+35/+10 Millimeter) durchaus etwas anheben lässt. Und obwohl eine Anzeige des Neigungswinkels sowie ein Bergabfahrassistent die Serienausstattung abrunden und ebenfalls auf die Eignung zur Nutzung abseits unbefestigter Wege anspielen.

Schönes Holz im Audi A6 allroad 3.0 TDI clean diesel Biturbo

Meine Meinung nach ist der wichtigste Grund für die Existenz des allroad, Kunden einen Ausweg aus dem Einheitslook aufzuzeigen. Wobei Individualität immer ein schwieriges Thema ist. Als ich bei Facebook ein Foto des Testwagens poste, missfallen einem Leser die in einer Kontrastfarbe lackierten Anbauteile. Audi scheint diese Vorbehalte zu kennen und lackiert die Anbauteile auf Wunsch auch in Wagenfarbe. Die nennt sich bei unserem Testwagen Kristallbeige und steht dem allroad ausgesprochen gut. Harmonisch dazu passend kleidet Audi den Innenraum in santosbraun ein. Mir gefällt besonders das Holz, dass den Innenraum schmückt. Es ist Echtholz. Und die ausgeprägte Maserung des Naturwerkstoffs macht jeden allroad zum Einzelstück. Die Sitze überzeugen, auch wenn ich die neuen Massagefunktionen als nicht notwendig erachte.

Die Steuerzentrale im Audi A6 allroad 3.0 TDI clean diesel Biturbo

Der Star ist der Motor – 3.0 TDI clean diesel Biturbo

Wie seine normalen Brüder profitiert auch der allroad von den neuen Motoren des Modelljahrgangs 2015. Sie sind ein echtes Update und bis zu 22 Prozent sparsamer als die Vorgänger. Euro 6 ist im A6 jetzt Standard. Von den vier im allroad verfügbaren Motoren greife ich bei meiner Testfahrt zum großen Diesel. Der V6 verfügt über den klassischen Winkel von 90 Grad. Zwei in Reihe geschaltete Turbolader übernehmen die Zwangsbeatmung. Zusammen mit drei Litern Hubraum sorgt das für freundliche 320 PS. Das gefällt mir auf der Straße ausgesprochen. Insbesondere auch, weil der Sechszylinder 650 Newtonmeter Drehmoment auf seine Kurbelwelle stemmt.

Damit gelingt der Sprint aus dem Stand auf das Tempo der Landstrasse in 5,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit regelt Audi bei 250 Kilometern pro Stunde ab. Auf dem Weg dahin senkt sich der allroad bei Tempo 120 übrigens automatisch um 15 Millimeter ab. Doch besonders beeindruckt mich die Elastizität des Motors. Auf einer kleinen Landstrasse setzte ich bei Tempo 60 zum Überholen an. Sofort zieht es den allroad gewaltig vorwärts. Die Geschwindigkeitsanzeige im farbigen Head-Up-Display springt sprunghaft nach oben. Das Tempovergehen besiegt meine Reaktionsfähigkeit, den Vorwärtsdrang zu stoppen. Zum Glück lauert auf dem Weg zur Bastei kein Starenkasten.

Dieser Diesel kann auch Sound

Um den Eindruck der Fahrleistungen zu verstärken, verfügt der Wagen über einen Soundaktuator in der Abgasanlage. Das verleiht dem Motor einen satten, einen sportlichen Klang. Nett, aber am Ende nur eine Spielerei. Vielleicht sogar etwas protzig. Ich begeistere mich stattdessen immer wieder für das Spurtvermögen des Antriebs. Dabei „träume“ ich von Le Mans. Denke an die Rennprofis, die im Audi R18 LMP-1 zum Überholen ihrer Konkurrenten ansetzen. Schließlich brachte Audi dem Dieselmotor in diesen Fahrzeugen das Rennen bei.

Das Herzstück des Audi A6 allroad 3.0 TDI clean diesel Biturbo

Junior und ich waren beim ersten Ausflug der TDI an der Sarthe als Zuschauer  dabei. Acht Jahre ist das her. Heute inhalieren die Kunden mit jedem Takt des Selbstzünders den Geist dieser Siege. Für den Alltag der Serie ist ein Aggregat entstanden, für den Audi einen Normverbrauch von 6,5 Liter für 100 Kilometer angibt. Das entspricht einen Ausstoß von 172 Gramm CO2 pro Kilometer. Das sind angesichts der möglichen Fahrleistungen akzeptable Werte.

Nach dem ersten Kennenlernen widme ich mich den Schaltwippen hinter dem Lenkrad, bisher habe ich den Audi selbst seine Gänge wählen lassen. Mit den Schaltwippen lässt sich das Automatikgetriebe manuell schalten. Auch das dieser Hauch des Rennsports ist gelungen. Es ist angenehm wie harmonisch die acht Gänge des Getriebes ineinandergreifen. Die Testfahrt endet schneller als gewünscht. Zurück bleibt die Erinnerungan einen wunderbaren Motor. Benny Frandsen, der Fahrer der Olsenbande, würde sagen „Mächtig gewaltig!“ … und läge damit verdammt richtig.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!