von Wilhelm C. Droll am 18.11.2025

Mercedes-Benz Vision Iconic – Wenn das Showcar zum Schmuckstück wird

Schon wieder Mercedes – aber dieser Vision Iconic ist zu schön, um ihn zu ignorieren. Das Showcar verbindet Art Déco, KI und Solar-Lack zu einer rollenden Skulptur, die zeigt, wie Luxus in der Zukunft aussehen könnte.

Mercedes-Benz Vision Iconic

Schon wieder Mercedes – aber dieser Vision Iconic ist zu schön, um ihn zu ignorieren. Das Showcar verbindet Art Déco, KI und Solar-Lack zu einer rollenden Skulptur, die zeigt, wie Luxus in der Zukunft aussehen könnte. (Foto: Mercedes-Benz)

Ja, ich weiß. Schon wieder Mercedes. Aber was soll man machen, wenn rund um die Stuttgarter Geschichten entstehen, die selbst hartgesottene Auto-Veteranen wie mich verblüffen? Erst der Mercedes-Benz 500 SL, der 42 Jahre lang im Dornröschenschlaf lag. Und jetzt der Vision Iconic, ein Showcar, das aussieht, als hätte jemand die 1930er, die 1980er und die Zukunft in einen Designer-Mixer geworfen. Und während Ferrari seinen digitalen F76 lieber im Metaversum parkt, baut Mercedes das Gegenteil: ein Auto, das wieder richtig glänzt. Im Wortsinn.

Glanz, Chrom und ein bisschen Größenwahn

Vision Iconic nennt sich das gute Stück. Laut Mercedes soll es eine Brücke schlagen zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Art Déco und künstlicher Intelligenz, zwischen Handwerk und Hochtechnologie. Und wenn man sich die Fotos anschaut, glaubt man es fast sofort: eine lange Haube, eine steil stehende Kühlermaske mit Chromrahmen und leuchtendem Stern, dazu fließende Linien, die fast schon nach 300 SL riechen. Die Designer nennen ihr Werk „Skulptur in Bewegung“. Ich nenne es das schönste Auto, das man besser nicht anfasst. Denn dieser Mercedes ist kein Fahrzeug, sondern eine Inszenierung.

Front des Mercedes-Benz Vision Iconic

Die Front des Mercedes-Benz Vision Iconic macht sofort klar, hier kommt ein Mercedes! (Foto: Mercedes-Benz)

Dabei trifft Hightech auf Handarbeit. Denn unter dem Blech – oder woraus heute Karosserien bestehen – steckt natürlich alles, was gerade modern klingt: Solar Paint, Level 4-Autonomie, neuromorphes Computing und Steer-by-Wire. Ich gestehe, ich nicke bei solchen Begriffen lieber höflich und denke daran, wie Ende der 1980er-Jahre Techniker, die damals in meinem heutigen Alter waren, mit Rechenschiebern statische Belastungen berechneten. Heute dagegen sollen Solarzellen im Lack Energie für 12.000 Kilometer im Jahr liefern, und Computerchips denken wie das menschliche Gehirn.

Mode, Streaming und ein bisschen Eitelkeit

Mercedes spricht von 90 Prozent weniger Energieverbrauch und von Systemen, die zehnmal schneller reagieren als heutige Prozessoren. Klingt nach Zukunftsmusik und völlig anders als die alten Prospekte, in denen es noch um Hubraum und Kardanwellen ging. Richtig spektakulär wird es im Innenraum. Dort hat sich das Designteam offenbar ausgetobt: blaues Samtvelours, Messinggriffe, Perlmuttintarsien und am Boden feinstes Strohmarqueterie – eine Technik, die man eher bei Louis Vuitton vermuten würde als in einem Showcar. Wer einsteigt, sieht keine Sitze, sondern eine Bank. Eine Lounge.

In der Mitte des Armaturenbretts schwebt ein gläsernes „Zeppelin“-Element mit analogen Anzeigen, inspiriert von alten Chronographen. Und wer fährt, soll nicht mehr nur fahren, sondern gleiten. Natürlich automatisiert, versteht sich. Mercedes verspricht, dass man während der Fahrt entspannt Videos streamen oder ein Nickerchen halten kann. Ich fürchte, ich würde trotzdem die Hände am Steuer lassen – rein aus alter Gewohnheit. Weil das alles noch nicht exklusiv genug ist, hat Mercedes gleich noch eine „Capsule Collection“ aus sechs Outfits entworfen, inspiriert vom Showcar.

Zwischen Bewunderung und Kopfschütteln

Blau, Gold, Art Déco: ein bisschen Haute Couture fürs Autoherz. Und obendrauf gibt es ein ICONIC DESIGN Book, das die „neue ikonische Ära“ des Unternehmens feiert. Ich mag konservativ klingen, aber früher hätte man dieses Druckstück wohl als Prospekt bezeichnet. Trotzdem begeistert die Studie. Der Vision Iconic ist wunderschön, vielleicht das schönste Konzeptauto, das Mercedes seit dem Maybach Exelero auf die Räder gestellt hat. Aber er ist auch ein bisschen absurd.

Innenraum Mercedes-Benz Vision Iconic

Innenraum des Mercedes-Benz Vision Iconic (Foto: Mercedes-Benz)

Er ist zu perfekt, zu glänzend, zu sehr Luxus-Vision aus einer Welt, in der Strom immer fließt, Chrom nie anläuft und Autos scheinbar ewig leben. Und doch hat er etwas, das ich mag: Er erinnert mich daran, warum ich mich überhaupt für Autos begeistere. Weil sie mehr sein können als Technik. Weil sie Geschichten erzählen. Und weil sie selbst in Zeiten von KI und Solar-Lack manchmal einfach nur schön sein dürfen.


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