Test: Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel (4×4) – Italian Stallion unter den Mini-SUV

Mit dem FIAT 500X gibt es auch bei FIAT seit gut einem Jahr einen Mini-SUV. Karla und ich waren mit dem 140 PS starken FIAT 500X CROSS PLUS 2.0 MultiJet Diesel (4×4) auf Probefahrt.

Mit der Neuauflage des Fiat 500 schreibt der italienische Autobauer Fiat seit 2007 eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Der Kleinwagen erwies sich dabei als ein so großer Sympathieträger, dass er inzwischen Namensgeber für eine ganze Fahrzeugfamilie wurde. Bereits seit gut vier Jahren gibt es den Minivan Fiat 500L, den wir bereits vor zwei Jahren testen konnten.

Im vergangenen Jahr führte der italienische Autobauer zusätzlich mit dem Fiat 500X einen Mini-SUV als weiteres Mitglied der 500er-Familie ein. Die Werbespots mit der Viagra-Tablette, die in den Tank eines Fiat 500 fällt und diesen so zum 500X macht, waren mutig. Fast schon chauvinistisch war, dass sich in diesem Werbespot anschließend bevorzugt Frauen nach dem 500X umdrehen.

Der Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel (4×4) macht eine gute Figur

Während es für den 500L mit dem Fiat 500 Giardinera sogar so etwas wie einen historischen Vorgänger gibt, betritt FIAT mit dem SUV in der 500er-Familie Neuland. Den Vorgänger Fiat Sedici bot Fiat in Kooperation mit Suzuki an. Der japanische Autobauer fertigte den von 2006 bis 2014 angebotenen Ableger des Suzuki SX4 in seinem Werk im ungarischen Esztergom. Fiat war dabei nicht mehr als ein Motorenlieferant.

Beim Fiat 500X geht Fiat jetzt einen anderen Weg

Seit 2009 haben die Italiener schrittweise den US-Autobauer Chrysler übernommen. Damit wurde auch die Marke Jeep zu einem Bestandteil des weitverzweigten Fiat-Imperiums. Unternehmenschef Sergio Marchionne hat zusammen mit Aufsichtsratchef John Elkann, einem Enkel des legendären Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli, Fiat und Chrysler inzwischen eng miteinander verzahnt.


Karla Schwede

Mir bleibt der Fiat 500X als stylisches Familienauto mit einem guten Preis-Leistung-Verhältnis in Erinnerung.

Der Fiat 500X ist ein gutes Beispiel dafür, wie intelligent Marchionne und sein Team dabei vorgehen. Denn der Mini-SUV von Fiat entstand gemeinsam mit dem Jeep Renegade. Der amerikanische Geländewagen-Spezialist Jeep übernahm einen großen Teil der Entwicklungsarbeit. Insbesondere beim Allradantrieb, über den auch unser Testwagen verfügt, brachten die Amerikaner ihr großes Allrad-Know-how ein. Fiat übernahm mit seinem Centro Style Fiat, die Gestaltung der Außenhaut und steuert die Motoren bei.

Für den europäischen Markt laufen beide Modelle Seite an Seite im italienischen Melfi bei Fiat vom Band. In unserem ausführlichen Test durfte der Italo-Amerikaner jetzt beweisen, was in ihm steckt. Bei der Einordnung der Eindrücke hilft, dass mit dem Opel Mokka sowie dem Mazda CX-3 uns die wichtigsten Wettbewerber des Fiat 500X bereits vorher zum Test zur Verfügung standen.

Mit welchem Fiat 500X waren wir unterwegs?

Für den Test haben wir uns den Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel 4×4 ausgesucht. Mit dem größten angebotenen Diesel-Motor und dem serienmäßigen Allradantrieb ist dieser 500X das Topmodell der Baureihe. Denn die Entscheidung für den großen Diesel ist auch eine Entscheidung für den Allradantrieb und für die Ausstattungslinie Cross.

Die bei den kleineren Motorisierungen verfügbaren Ausstattungslinie Pop und das optionale Lounge-Paket gibt es für diesen Motor nicht. Daher liegt der Grundpreis des Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel 4×4 bei 26.990 Euro. Das sind immerhin schon 10.000 Euro mehr, als der Einstieg in den günstigsten Fiat 500X erfordert.

Denn der Einstieg ist, wenn sich der Kunden für einen 110 PS starken Benziner entscheidet, schon mit 16.990 Euro möglich. Diesel-Fahrer müssen mindestens 18.800 Euro investieren. In beiden Fällen gibt es dafür das Grundmodell des 500X. Das hört auf den Namen Pop und ist gar nicht schlecht ausgestattet. Denn an Bord sind immerhin schon Dinge wie:

  • Elektrisch verstell und beheizbare Außenspiegel
  • Elektrische Fensterheber – vorn und hinten
  • Höhenverstellbarer Fahrersitz
  • Tagfahrlicht
  • Geschwindigkeitsregelanlage
  • Instrumentenanzeige als 3,5″-TFT-Display

Dazu kommt bei allen Fiat 500X ein Sicherheitspaket mit sechs Airbags, einer Stabilitätskontrolle (Electronic Stability Control – ESC), einer Antriebsschlupfregelung (ASR), einer Motorschleppmomentregelung (MSR), einer Anfahrhilfe am Berg (Hill Holder) und einem Lenkassistenten (Dynamic Steering Torque – DST).

Was kostet der Testwagen?

Im Spitzenmodell, das auf den Namen Cross hört, sind zusätzlich an Bord:

  • Touchscreenradio mit 5″-Bildschirm und USB, AUX und Bluetooth-Schnittstelle sowie sechs Lautsprechern
  • Lenkrad mit Multifunktionstasten für die Audio- und Mobiltelefonbedienung
  • Das „Fiat Mood Selector“ genannte System mit der Möglichkeit, drei verschiedenen Fahrmodi einzustellen.
  • Nebelscheinwerfer mit Abbiegelichtfunktion
  • Manuelle Klimaanlage mit Pollenfilter

Im Fall unseres Testwagens treibt ein PLUS genanntes Ausstattungspaket den Preis weiter nach oben. Das Paket sorgt unter anderem dafür, dass die Klimaanlage des Testwagens in zwei Zonen automatisch geregelt wird. Dazu weisen Bi-Xenon-Scheinwerfer den Weg und ein Spurhalteassistent mit aktiver Lenkunterstützung hilft dabei, nicht vom rechten Weg abzukommen. Dazu rollt dieser 500X auf 18“ großen Leichtmetallfelgen.

Die Ausstattung des Fiat 500X CROSS PLUS ist vollständig. Mit einem Testwagenpreis von 31.090 Euro verfügt der Fiat 500X über ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Dazu verfügt der Testwagen noch über eine Sitzheizung für die Vordersitze (+ 250 Euro) und steht im feinen Zwirn einer Metallic-Lackierung (+ 550 Euro) dar. Dank des Fahrassistenz-Pakets für weitere 790 Euro sind außerdem ein Totwinkel-Assistenz und eine Rückfahrkamera anBord. Am Ende steht dieser steht der FIAT 500X CROSS PLUS 2.0 MultiJet Diesel (4×4) mit 31.090 Euro in der Preisliste des örtlichen Fiat-Händlers. Doch angesichts der langen Ausstattungsliste erscheint das durchaus angemessen.

Wie fährt sich der Fiat 500X 4×4?

Mit den kleineren und schwächeren Motoren bietet Fiat den SUV auch mit Frontantrieb an. Im großen Diesel ist der Allradantrieb serienmäßig an Bord. Wobei die hinteren Räder auch im Fall des 500X nur angetrieben werden, wenn das notwendig ist. Wobei Fiat im 500X und seinem Bruder Jeep Renegade als erster Anbieter in diesem Fahrzeugsegment den hinteren Antriebsstrang komplett stilllegt, wenn er nicht benötigt wird.


Tom Schwede

Mich hat überrascht, wie spät sich der Allradantrieb des Fiat 500X auf der Strasse bemerkbar macht. Da gibt es Mitbewerber, die das besser können. Doch der Fiat 500X wäre kein Italiener, wenn er diese kleine Schwäche nicht mit einem gepflegten Äußeren vergessen lassen würde.

Das senkt den Kraftstoffverbrauch, weil die Schleppverluste geringer als bei permanenten Allradsystemen sind. So ist auch der 500X 4×4 im Normalfall mit Vorderradantrieb unterwegs. Sensoren zeichnen Informationen zum Fahrzustand auf. Erst wenn ihre Daten vermuten lassen, dass jetzt vier angetriebene Räder besser wären, nimmt die Hinterachse die Antriebsarbeit auf.

Beim Wettbewerber Mazda CX-3, der erst kürzlich bei uns zum Test zu Gast war, ist es im Prinzip genauso. Doch im Fahrverhalten gibt es deutliche Unterschiede. Ich fahre mit allen Testwagen seit Jahren an der gleichen Stelle einen Dynamiktest. Eine abfallende Straße mit zwei 90-Grad-Richtungswechseln führt dem Fahrwerk auf den Zahn. Und ermöglicht bei zuschaltbaren Allradsystemen die Prüfung der Frage, wann der 4×4 zum 4×4 wird.

Fiat 500X im Vergleich zum Mazda CX-3 und dem Opel Mokka:

Denn beim Test des Fiat 500X in dieser Rechts-Links-Kombination bin ich überrascht, wie lange der SUV untersteuert. Erst kurz vor dem Fahrbandrand, als ich fast schon geneigt bin, den Versuch abzubrechen, übernimmt die Hinterachse endlich einen Teil der Antriebsarbeit. Das passiert recht spontan und führt den bisher kräftig nach außen ziehenden Fiat 500X schließlich genauso bestimmt in die Normalspur zurück.

Mich erinnert die Spontanität des Krafteinsatzes an der Hinterachse an die Filmfigur Rocky Balboa. Der von Sylvester Stallone gespielte Boxer wird in seinen Filmen regelmäßig angezählt, um sich dann aufzurappeln und ungebrochen zurückzukehren. Das starke Untersteuern lässt den Fahrer – wie ein angezählter Boxer es wohl tut – darüber nachdenken, das Handtuch zu werfen und die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Tom prüft, wie sich der Fiat 500X fährt …

Sobald die Hinterachse die Arbeit aufnimmt, sind diese Gedanken vergessen. Der Italo-Amerikaner, auch dies eine Parallele zu Rocky, kehrt damit sehr bestimmt auf den rechten Weg zurück. Allerdings kann der spontane, fast ungestüme Krafteinsatz an der Hinterhand ungeübte Fahrer auch erschrecken. Und es ist diese Spontanität, die mich den Mini-SUV aus Italien im Test bald „Italian Stallion“ taufen lässt, um das Rocky-Bild an dieser Stelle abzurunden.

Doch die Durchführung des Tests bei jeder Probefahrt ermöglicht einen Quervergleich mit dem Mazda CX-3 und dem Opel Mokka. Im Mazda schaltet sich die Hinterachse etwas eher als im 500X zu. Zudem passiert das im CX-3 sanfter und nicht so spontan wie im Fiat. Auf Fahrer, die sich über die technischen Hintergründe keine Gedanken machen, wirkt der Weg von Mazda sicherlich harmonischer.

Gleichzeitig fährt der Fiat 500X in dieser Übung dem Marktführer Opel Mokka klar davon. Der Rüsselsheimer pendelt bei dieser Übung stark nach. Das ist deutlich unangenehmer als der spontane Krafteinsatz im Fiat. Zudem führt bei Opel ein für meinen Geschmack viel zu frühes ESP-Einsetzen dazu, dass dem Mokka in diesem Test jede Dynamik verloren geht. Mit dieser Beobachtung stehe ich übrigens nicht ganz alleine da, denn auch der ADAC hat beim Mokka die starken ESP-Eingriffe beobachtet.


Was verbraucht der Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel (4×4) im Alltag?

Ansonsten ist der Fiat 500X im Alltag ein fast schon unauffälliger Begleiter und bietet einen angemessenen Fahrkomfort. Wie bei eigentlich allen Vertretern dieser Fahrzeugklasse werden lange Unebenheiten der Fahrbahn recht souverän von den Insassen ferngehalten. Während kurze und gröbere Unebenheiten, wie an den Übergängen von Autobahn-Brücken auftreten, die Fahrgäste recht unmittelbar erreichen.

Das alles ist recht klassentypisch und wohl das Ergebnis des Zusammenwirkens von einem kurzen Radstand – im Fiat 500X sind es 2,57 Meter – mit einer überdurchschnittlichen Fahrzeughöhe. Immerhin ist der 500X 4×4 auch dank des Off-Road-Looks 1,62 Meter hoch. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern für eine Wegstrecke von 100 Kilometern zieht sich der Fiat durchaus achtbar aus der Affäre.

Wobei das mit dem Verbrauch ja immer so eine Sache ist. Denn natürlich spielt das persönliche Fahrverhalten dabei eine wichtige Rolle. Als ich es darauf anlege, möglichst sparsam unterwegs zu sein, drücke ich den Verbrauch auf 5,4 Liter. Damit liege ich nur noch rund 10 Prozent über der Angabe von 4,9 Litern, die die amtlichen Messverfahren als kombinierten Normverbrauch ausweisen.

Was ist uns sonst noch beim Fiat 500X aufgefallen?

Mit seiner reichhaltigen Sicherheitsausstattung verweist der FIAT 500X auch auf seine Italo-Amerikanische Herkunft. Zudem hat der Mini-SUV bei den vorgeschriebenen Crashtestversuchen sehr gut abgeschnitten. Alles zusammen sorgt für ein gutes Gefühl und sorgt bei der Beurteilung des Fiat für viele Pluspunkte.

Das gelingt dem Fahrwahlschalter „Fiat Mood Selector“ nicht. Ich breche den Versuch mit dem Sportmodus schnell ab. Denn mit ihm verändern sich die Kennlinien des Gaspedals und der Lenkung. In beiden Fällen nicht zum Vorteil. Besonders bei der Gasannahme reagiert der 500X jetzt fast schon hektisch auf kleinste Änderungen am Gasfuß. Das wirkt nicht sehr harmonisch.

Der zwei Liter große Diesel weiß auch in Verbindung mit dem manuellen Sechsganggetriebe zu überzeugen.

Ich buche den Sportmodus daher als Spielerei ab. Dazu passt, dass der 500X im Sportmodus das Display seiner Instrumentenanzeige nutzt, um den wahlweise den Ladedruck oder die Querbescheinigung anzuzeigen. Mehr Sinn macht dieser Schalter nur, wenn der Fahrer seinem FIAT 500X mitteilen möchte, dass man sich gerade auf losem Untergrund befindet, um direkt mit Allradantrieb loszufahren.

Fazit zum Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel (4×4):

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Fiat 500X 2.0 CROSS PLUS MultiJet Diesel (4×4)
  • Grundpreis: 31.090 Euro (06/2016)
  • Motor: 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Hubraum: 1.956 ccm
  • max. Leistung: 140 PS bei 3.750 1/min
  • max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.7500 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: 1727 / AAC
  • Versicherungstypklassen: 18, 20, 24 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)


Angesichts meiner Länge sind es immer spannenden Fragen, ob und wie ich in einem Testwagen sitzen kann. Der Fiat 500X beantwortet diese Frage souverän. Selbst mein mehr als zwei Meter langer Körper ist am Lenkrad des Mini-SUV zu verstauen. Und dies ohne, dass ich mich besonders eingeengt fühlen würde. Mit diesem Platzangebot, fängt mich der 500X.

Beim Fahren gefällt mir der 140 PS starke Dieselmotor. Denn dank des Drehmoments von 350 Newtonmetern, das bereits bei 1.750 Umdrehungen pro Minute zu Verfügung steht, lässt sich der Vierzylinder schaltfaul fahren. Die sechs Gänge des manuellen Getriebes lassen sich gut schalten und sind harmonisch passend zur Kraftentfaltung des Motors abgestimmt.

Insgesamt macht das Fahren mit dem Fiat 500X im Alltag daher durchaus Spaß. Zumal ich dank des für diese Fahrzeugklasse überzeugenden Platzangebots auch am Steuer des Fiat 500X bequem und ermüdungsfrei ans Ziel komme. Dazu punktet der Fiat mit seiner reichhaltigen Sicherheitsausstattung. Zu gefallen wissen auch die Bi-Xenonscheinwerfer und der Spurhalteassistent, die dank des PLUS-Pakets in den Testwagen eingezogen sind.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!