Test Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop – Probefahrt mit dem jung gebliebenen Spanier

Die Techno Classica 2014 ist seit gestern Abend Geschichte. Damit können auch wir vom Auto-Blog für echte AutoNatives uns wieder der Gegenwart zuwenden: Mit einer Probefahrt mit dem Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop. Was irgendwie dann doch wieder zur Techno Classica passt. Denn die Spanier aus dem VW-Konzern feierten in Essen den 30. Geburtstag ihrer Modellreihe, die den Namen der Mittelmeerinsel trägt.

Die aktuelle Baureihe wird seit 2008 angeboten. Sie steht damit eher im Herbst ihrer Laufzeit. Das spricht traditionell für ausgereifte Fahrzeuge und lockt die Schnäppchenjäger. Seat weiß das und bewirbt den Kleinwagen Ibiza zurzeit massiv auf allen Kanälen. Wer öfter Radio hört, kennt bestimmt die aktuellen Werbespots von Seat. Dort bieten die Spanier an, den Seat Ibiza ohne Anzahlung bereits ab 119,- Euro im Monat zu finanzieren.

Passend dazu haben wir zwei Wochen lang den Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop ausführlich getestet. Seit 2012 verwendet Seat den Claim „Enjoyneering“, um die eigene Marke zu beschreiben. Der Kunstbegriff soll für Innovation, Fahrspaß und automobile Emotionen stehen. Im Test galt es also auch herauszufinden, wie viel Spaß ein Seat Ibiza im Alltag macht oder ob das „nur“ ein Claim ist. Dabei ist das mit den Emotionen immer so eine Sache. Denn der Test wäre fast schon vor den ersten Metern mit dem Seat Ibiza entschieden gewesen.

Der ist aber grün!

Das Grün des Testwagens ist zurzeit offensichtlich so etwas wie eine Trendfarbe. Es kommt bei Seat, aber auch anderen Herstellern, zurzeit in Werbeanzeigen vor. Werbung wirkt! Denn inzwischen sind grüne Autos auch im Alltag wieder öfter zu beobachten. Ich persönlich reagiere auf diesen Farbton immer etwas zurückhaltend. Das muss mit meinem ersten Auto zusammenhängen. Das war ein damals acht Jahre alter santos-grüner VW Golf. Der hatte schnell überall den Spitznahmen Kermit. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre konnte ich mir keinen uncooleren Spitznamen für ein Auto vorstellen.

eat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop
Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop in „Lima Grün“

Das schwingt offensichtlich auch 25 Jahre später immer noch etwas nach, wenn ich heute auffällig grüne Autos sehe. „Lima Grün“ heißt der Farbton bei SEAT. Wo mein Golf über ein eher stumpfes Grün verfügte, glänzt der Seat mit einem schicken Metalliclack. Doch 25 Jahre Autoentwicklung machen sich – zum Glück – nicht nur äußerlich bemerkbar. Unter der Motorhaube des Testwagens steckt ein 1,2 Liter großer Vierzylinder-Motor, der die Benzin-Direkteinspritzung mit einem Turbo kombiniert. Im Seat Ibiza sorgt das für 105 PS (77 kW), die bei 5.000 U/min zur Verfügung stehen. Das maximale Drehmoment von 175 Nm liegt in dem Drehzahlbereich von 1.550 bis 4.100 U/min an.


Auf der Autobahn mit dem Seat Ibiza 1.2

Die erste Etappe mit dem Seat Ibiza führt mich über die Autobahn. Auf der A3 geht es von Frankfurt über Köln zurück ins Ruhrgebiet. Am späten Freitag Nachmittag ist die Autobahn gut gefüllt. Der Seat Ibiza schwimmt im Verkehr auffallend gut mit. Der breite Bereich, indem das maximale Drehmoment zur Verfügung steht, macht sich positiv bemerkbar. Ich kann vergleichsweise schaltfaul mit wechselnden Drehzahlen – wie es die Verkehrssituation gerade erfordert – meinem Ziel entgegen streben.

Allerdings fällt mir schnell auf, dass der 1,2-Liter großen Motor bei Drehzahlen jenseits der 4.000 U/min-Marke kein Leisetreter ist. Dem gut ausgestatteten Testfahrzeug fehlt für meinen Geschmack ein sechster Gang, der Drehzahl und Geräuschniveau senken würde. Optional bietet Seat in Verbindung mit dem 105 PS starken Motor auch ein 7-Gang-Schaltgetriebe an. Der Aufpreis liegt – ausstattungsbereinigt – bei rund 1.500 Euro. Doch ich jammere auf hohem Niveau. Und an der falschen Stelle, denn der Seat Ibiza ist für die Stadt gemacht!

Der Seat Ibiza ist in der Innenstadt zu Hause

Im Dschungel der Stadt spielt der Kleinwagen seine Stärke voll aus. Die in allen Seat Ibiza serienmäßige elektrohydraulische Servolenkung und das harmonische Fahrwerk sorgen für eine leichte Dirigierbarkeit des Kleinwagens. Wieder hilft dem Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop die Gestaltung seiner Drehmomentkurve. Wie schon auf der Autobahn schlägt sich der Ibiza auch im Stadtverkehr gut. Wenn es erforderlich ist, kann der Seat jedes hier vernünftige Tempo mitgehen – auf der Schnellstraße genauso wie in der Innenstadt.

Besonders beim in der City üblichen Stau und dem Sprung von Ampel zu Ampel bewährt sich die Start-Stop-Automatik des Testwagens. Sobald beim Halt an der Ampel ausgekuppelt wird, schaltet der Seat automatisch seinen Verbrennungsmotor aus. Wenn die Kupplung wieder getreten wird, startet der Motor selbständig wieder und die Reise kann weitergehen. Das kommt dem Verbrauch zugute. Während unseres Tests, der im verstauten Ruhrgebiet stattfand, begnügte sich der Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop mit deutlich weniger als sechs Litern Superbleifrei für 100 Kilometer. Angesichts der zur Verfügung stehenden Leistung ein guter Wert.

Ebenfalls für günstige Unterhaltskosten sorgen die Versicherungsklassen des Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop. Mit einer Haftpflichtklasse 16 sowie den Klassen 18 (Vollkasko) und 20 (Teilkasko) frisst der Seat Ibiza auch in dieser Disziplin kein all zu großes Loch in die Haushaltskasse. Mit einem Grundpreis von knapp 16.000 Euro für die höherwertige Style-Ausstattung und den 105 PS Motor, wie wir den Seat probegefahren sind, ist der Seat ein rundes Angebot.

Wer will, der kann mit Extras den Preis des Ibiza nach oben treiben.

Auf der langen Ausstattungsliste unseres Testwagens haben mir drei Dinge besonders gefallen. Das Bi-Xenon-Licht mit Kurvenlicht (890 Euro) sorgt für klare Sicht nach vorne. Das für 440 Euro angebotene „Winter-Comfort-Paket“ mit dem die Vordersitze beheizbar werden, eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage mit beheizten Scheibenwaschdüsen sowie eine Höhenverstellung des Beifahrersitzes in den Ibiza einziehen. Sowie die Climatronic genannte Klimaanlage mit elektronischer Temperaturreglung, die 330 Euro kostet.

Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop
Seat Portable System im Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop

Weniger gefallen hat mir das „Seat Portable System“ genannte Kommunikations- bzw. Navigationssystem des Seat Ibiza. Für 950 Euro bietet Seat die Integration eines üblichen Navigationssystems von Garmin ins Fahrzeug. Die Positionierung des „Navigationsgeräts“ ist gelungen. Es ist vom Fahrerplatz gut erreichbar. Auch die Navigationsleitung wusste durchaus zu gefallen. Nicht warmgeworden bin ich hingegen mit der Sprachsteuerung. Im Test wollte das System beispielsweise die „Bertastrasse“ partout nicht erkennen.

Die meisten der vom System angezeigten Daten zum Fahrzeug stellen für mich keinen Mehrwert dar – das unterscheidet das „Seat Portable System“ vom Seat Ibiza 1.2 TSI Start & Stop. Denn der kleine Spanier – einmal muss diese Bezeichnung, die nach einem Schlagertext klingt, in diesem Blogbeitrag erlaubt sein – wusste in unserem Test ansonsten gut zu gefallen. Die Stärke des Seat Ibiza liegt eindeutig auf der Straße. Das Auto bietet, was man von einem Auto erwartet – es fährt und das macht sogar etwas Spaß. Womit der auch im sechsten Produktionsjahr junggebliebene Spanier diesen Alltagstest ohne Probleme bestanden hat.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!