Kodiak F1 – geplatzter Traumwagen aus Ostfildern!

Zu den Überraschungen der IAA 1983 gehörte ein Sportwagen aus der Nähe von Stuttgart. Vor der Messe hatte niemand den Kodiak F1 auf der Rechnung. Doch trotz des Interesses der Besucher, heute ist der Kodiak F1 praktisch vergessen.

1983 stand der Kodiak F1 auf der IAA in Frankfurt
1983 stand der Kodiak F1 auf der IAA in Frankfurt – Interessant sind die technischen Details, die im Hintergrund auf den handgemalten Hinweisschildern stehen. – Foto: Archiv AutoNatives.de

Wer in den frühen 1980er-Jahren auf der Suche nach einem Verdeck für sein Cabrio war, der landete schnell bei der Firma Speed & Sport Cabrio-Verdecke GmbH aus Ostfildern bei Stuttgart. Deren Gründer Mladen Mitrović wollte mehr und realisierte mit dem Kodiak F1 seinen persönlichen Auto-Traum. Doch trotz des damals durchaus beachteten Auftritts auf der IAA sollte es nicht zu einer Serienproduktion kommen. Mehr als zwei vollständige Kodiak F1 sind wohl nie entstanden. Die „Auto Zeitung“ sieht den Grund dafür in einem Feuer bei einem Zulieferer.

Zu Bauknecht gehörte auch ein Karosseriebauer!

Denn den Karosseriebau sollte die „Badische Waggonfabrik“ für Mitrović übernehmen. Diese gehörte zum unübersichtlichen Firmengeflecht der Familie Bauknecht und ihren Stiftungen, wie der Spiegel 1983 wusste. Auf der Webseite eines Nachfolgeunternehmens der Waggonfabrik heißt es heute: „Zwei weitere Unternehmensgruppen werden aus der alten Waggonfabrik Aktiengesellschaft gegründet: Bauknecht Industrieschutz GmbH und Bauknecht Werk Rastatt GmbH. In den zwei abgespaltenen Unternehmen produziert die Firma Stahlbauten, Sprinkleranlagen, Rohkarossen und GfK Produkte.“

Bild: „auto motor und sport“ stellte den Kodiak F1 zweimal seinen Lesern vor. 1984 schrieb die Zeitschrift dem Sportwagen dabei noch 350 PS Leistung zu. Drei Jahre später lag die Leistung dann „nur“ noch bei 300 PS.

Kodiak F1 in der „auto motor und sport“
„auto motor und sport“ stellte den Kodiak F1 zweimal seinen Lesern vor. 1984 schrieb die Zeitschrift dem Sportwagen dabei noch 350 PS Leistung zu. Drei Jahre später lag die Leistung dann „nur“ noch bei 300 PS. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Dort sollten die Serienkarosserien des Kodiak F1 entstehen. Doch dazu kam es nie. Obwohl Mitrović für den Vertrieb seines Sportwagens extra die „Speed & Sport Motor GmbH“ gründete. Die Gestaltung der Karosserie ging auf den Gründer selbst zurück. Wobei sicherlich der Mercedes-Benz C111 Pate stand. Unter das Kunststoffkleid packte Mitrović einen Gitterrohrrahmen mit integrierten Überrollbügel. Das Fahrwerk war ein einstellbares Gewindefahrwerk. Dessen Federn stammten von Eibach, die Stoßdämpfer von Koni. Bei der Bremsanlage vertraute Mitrović auf „Scheibenbremsen mit Renn-Bremssätteln, Ausführung Porsche“.


Im Kodiak F1 schlug ein Herz aus Nordamerika!

Die Motoren für den Sportwagen bezog Mitrović vom Amerikaner Larry Ofria. Der Motor-Tuner aus Northridge in Kalifornien lieferte für den Kodiak F1 eine 348 PS (256 kW) starke Version des V8 aus der Chevrolet Corvette. Ofria, der im August dieses Jahres mit 88 Jahren starb, betrieb die Tuning-Schmiede „Valley Head Service“. Sie kümmerte sich auch darum, dass der Kodiak F1 in den USA eine Straßenzulassung bekam. Dafür erhielt der Amerikaner einen von entstandenen zwei Prototypen. Gut möglich, dass dies der Kodiak F1 war, der vor ein paar Jahren bei eBay für 50.000 US-$ den Besitzer wechselte.

Prospekt der Speed & Sport Motor GmbH zum Kodiak F1
Mit diesem Prospekt bewarb die Speed & Sport Motor GmbH ihren Sportwagen in den 1980er-Jahren. Das Bild der Rückseite kommt Auto-Fans vertraut vor. Dafür sind sicherlich auch die Rückleuchten des Porsche 944 verantwortlich.

Das Tuning von „Valley Head Service“ bestand aus Zylinderköpfen von Brodix und einer Einspritzanlage von Bosch. Mit ihnen erfüllte der Kodiak F1 auch die damals schon strengen kalifornischen Abgasbestimmungen. Die Kraft des Motors floss über ein manuelles Fünfgang-Getriebe von ZF auf die Straße. Im Cockpit drehte der Fahrer an einem Lenkrad von Momo. Wobei die Servolenkung aus dem BMW 7er half den Sportwagen zu dirigieren. Mit diesen Details war der Kodiak F1 auf der Höhe seiner Zeit. Genauso wie – denn wir sind in den 1980er-Jahren – mit der 300 Watt-HiFi-Anlage.

Warum scheiterte der Kodiak F1?

Die „Auto Zeitung“ berichtet von einem Brand im Karosseriebau der „Badischen Waggonfabrik“. Dabei wurden, so heißt es, die Negativformen vernichtet. Das war das Ende des Kodiak F1. Womit die 30 Absichtserklärungen, die Larry Ofria in den USA gesammelt haben soll, unerfüllt blieben. Immerhin überlebte Mladen Mitrovićs Firma „Speed & Sport Cabrio-Verdecke GmbH“. Denn dort steht der gebürtige Serbe heute noch im Impressum der Webseite. Vermutlich ist allein dies ein Grund zum Feiern. Denn in der Regel vernichten gescheiterte Sportwagen-Startups ihre Stammunternehmen.

Technische Daten des Kodiak F1:

  • V8-Motor von Chevrolet mit 348 PS (256 kW) Leistung – „Valley Head Service“ von Larry Ofria rüstete den Motor mit Brodix-Zylinderköpfen und einer Einspritzanlage von Bosch aus.
  • Gitterrohrrahmen aus Aluminium mit integrierten Überrollbügel
  • Gewicht 1.080 Kilogramm
  • Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde: 5,2 Sekunden
  • Getriebe: 5-Gang-Getriebe von ZF mit Sperrdifferential
  • Bereifung Pirelli P7 – vorne 225/50 auf 9 Zoll breiten Felgen, hinten 345/40 auf 12 Zoll breiten Felgen
  • Tankvolumen 160 Liter – Der Kodiak F1 verfügt über zwei in der Wagenmitte platzierte Tanks

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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