von Tom Schwede am 21.01.2012

SAAB-Museum zu verkaufen

Im Dezember 2011 meldete der schwedische Autobauer SAAB Konkurs an. Jetzt steht das SAAB-Museum zum Verkauf.

Titelbild zum Artikel:SAAB-Museum zu verkaufen

Altes Logo von SAAB im Kühlergrill eines Fahrzeugs – Foto: Tom Schwede

Im Dezember 2011 meldete der schwedische Autobauer SAAB Konkurs an. Jetzt steht das SAAB-Museum zum Verkauf.

Bereits vor gut zwei Jahren schrieben wir darüber, dass die damalige SAAB-Mutter General Motors die Marke SAAB einstellen wollte. Irgendwie ging es dann doch weiter. Das damals erwartete Sterben dieser automobilen Legende trat dann doch nicht ein. Mit der niederländischen Sportwagenmarke Spyker fand sich doch noch ein Käufer für SAAB. Die Niederländer übernahmen im Februar 2010 für nur 74 Millionen US-$ die Mehrheit des schwedischen Autobauers. Der bisherige Eigentümer General Motors blieb Anteilseigner und schützt damit einige seiner Patente.

Doch die Übernahme war keine Rettung!

Denn inzwischen meldete SAAB Insolvenz an. Spyker fehlten die Mittel, um das Unternehmen dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben. 2010 baute SAAB immerhin etwas mehr als 32.000 Fahrzeuge. Ein gutes Jahr nachdem Spyker die Kontrolle übernahm, stellten zahlreiche Zulieferer im März 2011 die Lieferung von Fahrzeugteilen ein. Es gab zu viele nicht bezahlte Rechnungen. Im April 2011 musste SAAB daraufhin die Fertigung im Werk Trollhättan stoppen.

Frühes Pressebild von SAAB, das neben dem SAAB 92 auch den Versuchswagen 4 zeigt.

Frühes Pressebild von SAAB. Der Wagen mit dem amtlichen Kennzeichen P 15913 ist der Versuchswagen Nummer 4 (92004) aus dem Jahr 1948. – Foto: IDENTIFIKATIONSNUMMER TEKA0019876 ALTERNATIVNUMMER C12418; Okänd, Teknik- och industrihistoriska arkivet / Tekniska museet (ARK-K5)

Die Geschäftsleitung nahm Verhandlungen mit mehreren chinesischen Unternehmen auf, die in SAAB investieren sollten. Im Oktober 2011 schien es, als ob Spyker seine Mehrheit an SAAB an zwei chinesische Unternehmen weiterreichen würde. Doch General Motors blockierte den Verkauf, um den Zugriff der Chinesen auf die Technik der Amerikaner zu verhindern. Denn die „modernen“ Produkte aus dem Hause SAAB basieren immer noch auf Technologieplattformen des inzwischen wieder größten Automobilherstellers der Welt.

SAAB hängt weiter am Tropf von General Motors

Der in Trollhättan gebaute SAAB 9-5 teilt sich mit dem Opel Insignia, dem Buick LaCrosse und dem Cadillac XTS die sogenannte Epsilon-II-Plattform der Amerikaner. Wie sein kleiner Bruder, dem auf der Epsilon-I-Plattform aufbauenden SAAB 9-3, nutzt der große SAAB bei Opel in Kaiserslautern gebaute Ecotec-II-Vierzylinder-Motoren. Der in Mexiko gebaute SUV SAAB 9-4X ist eine „nur“ per Typenschild zu SAAB gereifte Variante der zweiten Generation des Cadillac SRX.

Mit dem Konkursantrag erreicht das lange Siechtum der Marke SAAB jetzt einen neuen Tiefpunkt. Inzwischen stehen sogar die Ausstellungsstücke aus dem SAAB-Museum zum Verkauf. Das sind keine guten Zeichen für die Fans der Marke. Und es sind schreckliche Nachrichten für die Mitarbeiter der traditionsreichen Marke aus Trollhättan. Denn es ist ein Schritt, der nicht auf den Erhalt der Marke hindeutet. Auch wenn die Interessen der Amerikaner durchaus zu verstehen sind, die heutigen „SAAB“ dokumentieren das ganze Dilemma.

SAAB stand immer für besondere Autos – im SAAB-Museum gibt es viele davon!

Seit 1946 sorgte SAAB als Autosparte eines Flugzeugbauers mit teilweise skurrilen Ideen für Aufmerksamkeit. Damit erarbeitete sich SAAB über die Jahre eine treue Fan-Gemeinde. Doch die Globalisierung zwingt Autobauer zur Größe. SAAB war irgendwann zu klein (für die neue Autowelt). So begann mit der Übernahme durch General Motors der endgültige Niedergang. Die Amerikaner begriffen vermutlich nie welches Kleinod sie in Schweden eigentlich kauften.

Dieser URSAAB aus dem SAAB-Museum stand 2003 auf der IAA – bei Opel, da bahnte sich das Drama bereits an!

Dieser URSAAB aus dem SAAB-Museum stand 2003 auf der IAA – bei Opel, da bahnte sich das Drama bereits an! (Foto: Tom Schwede)

Anders ist nicht zu erklären, warum sie zeitweise einen in Japan gefertigten Subaru Impreza als SAAB 9-2X verkauften. Wobei selbst das in der SAAB-Geschichte nicht völlig ohne Parallele ist. Denn in den 1980er-Jahren vertrieb SAAB den Lancia Delta als Saab 600 in Skandinavien. Da hätte vielleicht ein Blick ins SAAB-Museum helfen können. Nach dem Veto von General Motors scheiterten die Verhandlungen mit allen denkbaren Käufern. Am 19. Dezember 2011 stellte SAAB einen Insolvenzantrag. Nun versucht der Insolvenzverwalter zu Geld zu machen, alles was in dem Unternehmen noch einen Wert hat.

Der Verkauf des Museums klingt nach Ausverkauf und nicht nach „Weitermachen“!

Natürlich betont der Insolvenzverwalter, nur den Betrieb des Unternehmens sichern zu wollen. Trotzdem klingt es, als ob es um das letzte Tafelsilber geht, wenn zu den Angeboten auch Exponate aus dem SAAB-Museum gehören. Denn gerade SAAB definiert sich auch über seine Geschichte. Und dazu gehört ein SAAB-Museum! Seit der Übernahme durch General Motors durfte SAAB diesen Trumpf viel zu wenig spielen. Im Gegenteil, auf der IAA 2003 verleibte sich Opel die SAAB-Geschichte mit einem Exponat aus dem SAAB-Museum ein. Als Oldtimer-Freund ist zu hoffen, dass sich eine Lösung findet, die das SAAB-Museum irgendwie zu sichern.


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