30 Jahre Škoda Museum: Vom Ostblock-Preisbrecher zur Kultmarke mit Geschichte
Als ich in den 1980er-Jahren zum ersten Mal mit Škoda in Berührung kam, hatte die Marke ein ganz anderes Image als heute. Damals galten Autos aus dem Ostblock – ganz gleich, ob Lada oder eben Škoda – als einfache, preiswerte Gebrauchsgegenstände, die vor allem mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis punkteten.
Doch ausgerechnet mein Großvater – ein Mann, der in seinem über 100-jährigen Leben nie ein gutes Haar an der UdSSR, der „DDR“ oder dem Kommunismus ließ – schlug meinen Eltern vor, mir zum 18. Geburtstag einen Škoda Rapid zu kaufen. „Gut und günstig“, meinte er. Und zu meiner Überraschung schwärmte er in diesem Zusammenhang vom Škoda Superb der 1930er-Jahre, den er aus seiner Lehrzeit kannte. „Eines der besten Autos seiner Zeit“, sagte er damals – und meinte das völlig ohne Ironie.
Ein Museum, das Geschichte atmet
Am Ende wurde es für mich zwar ein knallgrüner VW Golf, doch die Geschichte zeigt: Škoda war für viele schon früher mehr als nur ein billiger Kompromiss. Dass Škoda heute als moderne und innovative Marke zum VW-Konzern gehört, hätte 1987 kaum jemand für möglich gehalten. Umso beeindruckender ist die Reise, die das Unternehmen seitdem – oder besser: seit seiner Gründung im Jahr 1895 – hinter sich hat. Einen umfassenden Einblick in diese Geschichte bietet seit 30 Jahren das Škoda Museum im tschechischen Mladá Boleslav.
Es feiert in diesen Tagen sein 30-jähriges Bestehen. Seit der Eröffnung im Jahr 1995 empfing es über vier Millionen Besucher. Untergebracht in einem historischen Industriegebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert – dort, wo einst Fahrräder, Motorräder und Autos gefertigt wurden – bietet das Museum eine spannende Zeitreise durch 130 Jahre Unternehmensgeschichte. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.800 m² finden sich Klassiker, Prototypen, Rennwagen und sogar Flugzeugmotoren aus der Frühzeit von Laurin & Klement, der Keimzelle von Škoda Auto.
Mehr als nur alte Autos: Ein Ort für Kultur und Innovation
Seit einer umfassenden Modernisierung im Jahr 2012 ist das Museum in drei thematische Bereiche gegliedert: Tradition, Evolution und Präzision. Besonders interessant für Technikfreunde ist das Sportwagen- und Prototypen-Depot mit Studien und Designkonzepten, die sonst kaum öffentlich gezeigt werden. Damit ist das Škoda Museum längst mehr als nur eine Sammlung alter Fahrzeuge. Es etablierte sich längst als kulturelles Zentrum der Region.
Denn mit regelmäßigen Sonderausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Mitmachprogrammen für Kinder ist es ein lebendiger Ort, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Mobilität miteinander verbindet. In den vergangenen Jahren standen unter anderem folgende Themen im Fokus:
- Die Geschichte des Škoda Superb – vom Vorkriegsmodell, das meinen Großvater beeindruckte, bis zur Neuauflage, die als China-Passat begann und inzwischen ein etabliertes Modell im VW-Konzern darstellt.
- 50 Jahre RS – die sportliche Seite der Marke, die 1981 Škoda den Titel des Tourenwagen-Europameisters sicherte.
- 60 Jahre Škoda 1000 MB – eine Ikone des sozialistischen Automobilbaus, die es im Westen zeitweise im Versandhandel gab.
Und auch das aktuelle Jubiläum des Museums wird gebührend gefeiert – mit einer Sonderausstellung zum 130-jährigen Bestehen von Škoda Auto, die noch bis Ende des Jahres zu sehen ist.
Ein Stück europäische Autogeschichte
Der Besuch des Škoda Museums lässt sich übrigens hervorragend mit einer Werksbesichtigung in Mladá Boleslav oder einem Abstecher zum Geburtshaus von Ferdinand Porsche in Liberec-Vratislavice verbinden. Gerade für technikinteressierte AutoNatives ergibt das eine Reise, die sich lohnt – nicht nur wegen der Klassiker auf vier Rädern, sondern auch wegen der tiefen Einblicke in europäische Industriegeschichte.
Denn Škoda ist mehr als ein günstiger Einstieg in die Volkswagen-Welt. Die Marke steht traditionell für clevere Technik, solides Design und eine erstaunlich bewegte Vergangenheit. Manchmal frage ich mich, ob mein Opa nicht doch recht hatte. Ein Škoda zum 18. Geburtstag? Das hätte durchaus Stil gehabt.
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