Opel MAXX – das vergessene SMART-Vorbild von Opel
Auf der Suche nach Themen stöbere ich gern bei eBay und suche alte Pressefotos. Vor ein paar Tagen fand ich in dem Online-Auktionshaus die Bilder einer Opel-Studie, die mir völlig unbekannt war. Die auf dem Genfer Autosalon 1995 präsentierte Studie ging damals völlig an mir vorbei.
Auf der Suche nach Themen stöbere ich gern bei eBay und suche alte Pressefotos. Vor ein paar Tagen fand ich in dem Online-Auktionshaus die Bilder einer Opel-Studie, die mir völlig unbekannt war. Die auf dem Genfer Autosalon 1995 präsentierte Studie ging damals völlig an mir vorbei.
Offenbar hatte ich vor 25 Jahren andere Interessen. Was möglich ist, denn im März 1995 zog ich aus dem beschaulichen Kiel ins Ruhrgebiet. Als Neubürger von Bochum, damals Standort eines Opel-Werks, entdeckte ich in der nächsten Zeit zunächst das Nachtleben im legendären Bochumer Bermudadreieck. Meine Autozeitungen, zuvor stets Teil meiner Wohnwelt, verschwanden ins Badezimmer meiner damaligen Wohngemeinschaft, wurden Klo-Lektüre für Bewohner und Gäste. Ich selbst war offenbar nicht viel zu Hause, als die Zeitschriften den Opel MAXX vorstellten.
Denn beim Blick auf die Fotos der Studie, die jetzt jemand bei eBay anbot, klingelte bei mir absolut nichts. Dabei folgt die Studie durchaus dem damaligen Zeitgeist. Die Autoindustrie war auf der Suche nach dem ultimativen Stadtfahrzeug. Soziologen sagten schon damals vorher, dass sich der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs weltweit zu beobachtende Trend zur Urbanität verstärkt. 1950 lebten weltweit „nur“ 751 Millionen Menschen in Städten. Das entsprach weniger als 30 Prozent der Weltbevölkerung.
1990 lag der Anteil der Stadtbewohner laut einer UN-Studie schon bei 42,6 Prozent. Zukunftsforscher waren sicher, dieser Trend setzt sich fort. Nicolas Hayek, der mit seiner Idee Swatch die Schweizer Uhrenindustrie revolutionierte, präsentierte seine Idee eines kleinen, leichten, zweisitzigen Stadtwagens. Bereits 1989 wollte Hayek diesen mit einem Elektro- oder Hybridantrieb ausrüsten. Damit war der Manager seiner Zeit um Jahrzehnte voraus, verfolgte seine Vision zunächst mit Volkswagen. Als die Wolfsburger aus dem Projekt ausstiegen, stieg stattdessen Daimler-Benz ein.
Der Opel MAXX war vor dem SMART da!
Aus dem Swatch-Auto wurde der Smart, dessen erste offizielle Studie 1995 auf der IAA in Frankfurt am Main stand. In den Jahren zwischen Idee und Studie lernte Nicolas Hayek, dass die Entwicklung eines Autos komplex und teuer ist. Letztlich steuerte der Schweizer neben seiner Idee und einer eher groben Zielbeschreibung auch „nur“ zwei Design-Studien zum Projekt Smart bei. Auf dem Genfer Autosalon 1994 sagte ein Daimler-Sprecher, auf die Frage des SPIEGEL, wo Herr Hayek denn sein Swatch-Mobil ausstelle: „Was soll er denn ausstellen? Er hat doch nichts.“
Doch die Lunte brannte. Denn bereits seit 1993 gab es mit dem elektrischen Hotzenblitz einen Elektro-Kleinwagen, der dem Ideal von Hayek ähnelte. Und auch in Rüsselsheim ahnen die Techniker und Manager, was die Zukunft erfordert. Denn es war Common Sense, wenn Autos weiter so wie zuvor wachsen, dann ist der Verkehrsinfarkt in Städten unvermeidbar. Die kommende Aufgabe der Autobauer war, Straßen und Parkplätze intelligenter zu nutzen.
Zweifelsfrei ein Paradoxon, denn kleinere Autos galten gleichzeitig als sozialer Rückschritt. Zumindest so lange, wie der Besitzer nicht einen britischen Mini sein Eigen nennt. Doch das ist ein anderes Thema. Trotzdem ist der Mini in Bezug auf den MAXX ein guter Verweis. Denn der Brite entstand als Antwort auf die Suez Krise, die der westlichen Welt ihre Abhängigkeit vom Öl verdeutlichte. Im Kampf gegen den Verbrauch entdeckte Opel den Dreizylinder für sich. Daneben nahm der Autobauer aus Rüsselsheim die Idee des Opel Junior von 1983 wieder auf. Denn schon damals ersannen die Entwickler bei Opel einen kleinen Stadtwagen.
Opel MAXX war nur der Vorbote des Dreizylinders im Corsa!
Die Studie MAXX bescherte dem Dreizylinder die notwendige Aufmerksamkeit. Sie folgte auch ohne offizielle Zusammenarbeit irgendwie den Ideen des Nicolas Hayek. Denn der 2,97 Meter lange und 1,58 Meter breite MAXX wog leer nur 650 Kilogramm. Statt aus gepressten Stahlblechen stellte Opel die Karosserie der Studie aus Aluminium-Profilen her. Opel ersann eine Modulbauweise, schweißte die verschiedenen Abschnitte des Autos zu einer Zelle zusammen. Um Gewicht zu sparen, legten die Rüsselsheimer teilweise die Innenkonstruktion frei.