Carspotting: Amalfi CS 1800 – der TV-Star ist zurück
Es gibt viele TV-Serien und Spielfilme in denen Autos eine wichtige Rolle spielen. Spontan fallen mir Knight Rider, Hardcastle & McCormick und natürlich Herbie, der tolle Käfer ein, um nur drei zu nennen. Der Amalfi CS 1800 aus der TV-Serie „PS – Geschichten ums Auto“ war mir dagegen unbekannt – bis ich ihn kürzlich auf einer Messe traf.
Meine Deutsch-Lehrerin sagte immer leicht ironisch, das viel fernsehen bildet. In diesen Sinne muss ich – ebenso ironisch – eine Bildungslücke zugeben. Denn ich kannte die TV-Serie „PS – Geschichten ums Auto“, die ab 1975 in der ARD lief, nicht. Ich bin wahrscheinlich ein paar Jahre zu jung. Damals beschränkte sich mein TV-Konsum auf die Sesamstrasse. Doch die Serie „PS – Geschichten ums Auto“ gehört einfach in unser Oldtimer-Blog. Denn dort war ein Amalfi CS 1800 genanntes Auto einer der Stars der Serie. Und genau dieses – oder besser so ein – Fahrzeug, wie es einst für die Serie entstand, brachte ein Fan der Serie jetzt tatsächlich auf die Straße.
Doch der Reihe nach, was hat es mit dem Amalfi CS 1800 auf sich?
Mitte der 1970er-Jahre lebten wir in einer anderen Welt. Der Fernseher gab in großen Teilen der Republik maximal drei Programme her. Nur in Grenzregionen erhöhten Sender aus den Nachbarländern die Auswahl um weitere Programme. Dazu waren Videorekorder noch ein sündhaft teures Vergnügen. Der Verleih von Filmen galt noch nicht als tragfähiges Geschäftsmodell. Streaming? Das war allenfalls eine Vision von Science Fiction-Autoren. Trotzdem (oder deswegen) zog die Flimmerkiste die Menschen damals in ihren Bann. So entstanden vor vier Jahrzehnten teilweise herausragende TV-Konzepte. Und irgendwann erkannten die TV-Macher, Mehrteiler oder Serien – wie das damals hieß – sind besonders gut geeignet, um die Menschen vor den Bildschirm zu locken.
Dabei bewiesen Autoren und Regisseure vielfach ein gutes Gespür für das Zeitgeschehen. Sie nahmen Themen auf, die die Menschen bewegten. Das sorgte für traumhafte Zuschauerzahlen. Teilweise sahen mehr als 15 Millionen Zuschauer das Gleiche und sprachen am nächsten Tag darüber. Angesichts dessen überrascht nicht, dass das Auto auch in einigen deutschen Serien eine wichtige Rolle spielte. Schließlich gilt das Auto traditionell als des Deutschen liebstes Kind. Schon 1968 erzählte das ZDF in der Serie „Sein Traum vom Grand Prix“ die Geschichte vom Aufstieg eines Rennfahrers. Ein Jahrzehnt später begleitete die ARD-Vorabendserie „Auf Achse“ zwei Trucker, die auf ihren Touren wilde Abenteuer erlebten.
1975 gab es „PS – Geschichten ums Auto“!
Und dazwischen lief von 1975 bis 1979 im Hauptprogramm der ARD die Serie „PS – Geschichten ums Auto“. Sie erzählt Geschichten aus dem fiktiven Darmstädter Autohaus Neubert und über dessen Kunden. Das hatte, nett in einer Unterhaltungsserie verpackt, durchaus auch den Charakter der „Aufklärung“. Denn das Autohaus und seine Mitarbeiter lassen keinen Trick aus, um die Kunden über den Tisch zu ziehen. So erzählt die Serie von Werkstattpfusch, überteuerten Finanzierungen und Trinkereien mit Gebrauchtwagen. Mit Schauspielern wie Günter Pfitzmann, Gerd Baltus oder Witta Pohl war die Serie damals prominent besetzt.
Doch die Produzenten mussten für ihre Serie zwei Probleme lösen. Einerseits wollten sich die Macher nicht dem Vorwurf der Schleichwerbung aussetzen. Zudem sah das Skript vor, dass ein Neuwagen aus dem Autohaus die Erwartungen der Kunden nicht erfüllt. An dieser Stelle war Ärger mit einem Autobauer zu befürchten, wenn sein Produkt unter den Augen eines Millionenpublikums Probleme macht. Daher ersannen die Autoren für die Serie die fiktive Marke „Atlantis“. Mit dem Amalfi CS 1800 bekam diese Marke zudem ein reales Modell.
Dafür „mutierte“ kurzerhand ein Fiat 132 mit Teilen von VW, BMW und Mercedes zum Amalfi. So stammten die Frontscheinwerfer, der Kühlergrill und die vordere Stoßstange vom ersten VW Passat (Typ 32 – Passat B1). Die Heckstoßstange steuerte ein BMW 02 bei. Schutzleisten und der Luftfilter-Kasten „erbte“ der Amalfi vom 5er BMW (Baureihe E12). Der Mercedes /8 („Strich-Acht“) spendete das Heckblech mit den dazugehörigen Rückleuchten – fertig war der Amalfi CS 1800. Ein Karosseriebauer aus der Nähe von Hamburg baute das Fahrzeug 1974 für den NDR, der die Serie damals für die ARD produzierte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn nur noch Kenner identifizieren den Amalfi auf Anhieb als Fiat.
Nach den Dreharbeiten galt der Amalfi CS 1800 als verschollen!
Besonders in der ersten Staffel, die 1975 lief, spielte der umgebaute Fiat eine wichtige Rolle. Denn in einem Handlungsstrang überredet der Verkaufsleiter des Autohauses einen Kunden, statt eines Kleinwagens den deutlich größeren Amalfi CS 1800 zu kaufen. Doch als das Fahrzeug geliefert wird, da fehlt das vom Kunden gewünschte Schiebedach. Trotzdem nimmt der Kunde das Auto ab, obwohl ihn längst die teure Finanzierung drückt. Der Ärger geht weiter, denn der Amalfi startet schlecht und verbraucht zu viel Benzin. Mehrfach reklamiert der Kunde. Doch der Werkstatt gelingt es nicht, die Probleme des Autos bis zum Ende der ersten Staffel vollständig zu lösen.
Die Serie fand ein Jahr später eine Fortsetzung und der Ärger ging weiter. Denn die Startprobleme des Autos sind immer noch nicht gelöst. Zudem macht die Werkstatt bei einer Reparatur einen Fehler, woraufhin die Besitzer mit dem Amalfi im Urlaub stranden. Die Kunden wittern eine Chance, das Problem auf die Werkstatt abzuwälzen. Obwohl das Auto sein Kühlwasser verliert, fahren sie weiter. Das erweist sich als Eigentor. Denn es kommt zu einem kapitalen Motorschaden. An diesem tragen die Kunden eine erhebliche Mitschuld. Dummerweise fehlt ihnen das Geld für eine Instandsetzung. Daher bleibt ihnen am Ende nur ein Verkauf des beschädigten Amalfi. In ihren dritten Staffel kam die Serie dann ohne den Amalfi aus!
Das Comeback des Amalfi CS 1800
Doch 1979 in der vierten und finalen Staffel der Serie kehrte das Auto nochmals kurz zurück. Es fand als inzwischen reichlich mitgenommener Gebrauchtwagen den Weg zurück ins Autohaus. Es war sein Abschiedsauftritt. Denn seit dem Ende der Serie gilt der umgebaute FIAT als verschollen. Umstritten ist, was jetzt passierte. Die Sachverständigen-Organisation GTÜ suggeriert auf ihrer Webseite, dass es einem Fan der Serie gelang, das ehemalige Filmauto zu erwerben und den Amalfi CS 1800 tatsächlich auf die Straße zu bringen. Inzwischen ist klar, dass dieser Fan sich seinen Traum vom TV-Star selbst erfüllte und den zweiten Amalfi der Autogeschichte auf die Räder stellte.
Aber am Ende ist das doch egal! Denn es ist toll, dass es überhaupt einen Amalfi CS 1800 gibt.
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