Fahrberichte: Audi

TT meets TT – unterwegs im Audi TT 2.0 TFSI

Als Audi 1998 den ersten Audi TT vorstellte, rieben sich manche Autofans verwundert die Augen. Warum benennt Audi ein Auto nach einem Motorradrennen? Dabei war die Idee nicht ganz neu. Bereits der damals noch selbständige Autobauer NSU nutzte den Namen TT ab 1965 für ein Auto. Wir haben jetzt beide TT zu einem Rendezvous zusammengeführt.

Genaugenommen ist diese Treffen sogar eine Familienzusammenführung. Denn im Sommer 1969 entstand die heutige Audi AG aus der Fusion von NSU und der Volkswagen-Tochter Auto Union. Damit lassen sich der Audi TT 2.0 TFSI und der NSU TT einen gemeinsamen Stammbaum zuordnen. Mit der Sportlichkeit, die auch ihr Name ausdrückt, sind sich ihre Charaktere sehr ähnlich.

Denn der Name TT bezieht sich auf die Tourist Trophy. Seit 1907 kämpfen auf der Isle of Man Motorradfahrer um diese Trophäe. In den 1920er-Jahren etablierte sich der Name Tourist Trophy als Synonym für eine ganze Reihe bedeutender Motorradrennen. Auch Deutschland, Österreich, Schweden und die Niederlande schrieben ihre TT aus. Die Rennstrecke von Assen trägt den Zusatz TT sogar bis heute im Namen.

Unterwegs im Audi TT 2.0 TFSI quattro

Damit ist der Name TT durchaus eine Hypothek. Denn Sportlichkeit entsteht nicht durch ein Label. Ihr besonderer Herzschlag muss auf der Straße zu spüren sein. Und genau an dieser Stelle besteht tatsächlich ein festes Band zwischen dem historischen NSU TT und dem aktuellen Audi TT. Die Spurensuche führt Karla und mich nach Viersen. Dort restauriert die Firma bs backes + schürgers autotechnik historische Fahrzeuge.

Obwohl die Inhaber Klaus Backes und Jürgen Schürgers ihr Unternehmen als markenunabhängigen Restaurator führen, hat ihre Firma eine besondere Nähe zu den Fahrzeugen aus Neckarsulm. Denn Klaus Backes sorgt mit seinem NSU TT regelmäßig im historischen Motorsport für Aufsehen. In der Halle des Unternehmens trifft „unser“ moderner TT deshalb gleich auf mehrere auf von bs autotechnik vorbereitete NSU TT.

Als wir für die Fotos beide Generationen vereinen, wird eine Gemeinsamkeit der Fahrzeuge deutlich. Beide heben sich mit ihrer markanten Formgebung deutlich vom zeitgenössischen Standard ab. Das sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert. Der 1961 als NSU Prinz 4 vorgestellte „deutsche Kompaktwagen neuen Stils“ hat eine umlaufende und stark betonte Gürtellinie.

Beim modernen TT fallen sofort die breiten Radläufe und das flache Glashaus der Passagierkanzel auf. Sie bilden eigene geometrische Körper, die an die straffen Muskelpakete eines Leichtathleten erinnern. Von der Seite gesehen wirken Vorder- und Hinterpartie des NSU TT fast gleich groß, sodass der Wagen annähernd symmetrisch erscheint. Ein Merkmal, das sich der Klassiker durchaus mit seinem modernen Ahnen teilt. Denn unterhalb der Passagierkanzel ist eine ähnliche Spiegelung auch beim neuen Audi TT vorhanden.

Auf der Strecke ist Dynamik Programm

Von Viersen reisen wir nach Hockenheim. Das Ziel unser Reise ist der Kampf der Zwerge. Er bietet mit der NSU TT Trophy dem historischen NSU TT bis heute eine Heimat auf der Rundstrecke bietet. Auf der Autobahn ist der Sportwagen Audi TT in seinem Element. Ich wähle den Dynamik-Modus des optionalen Fahrdynamiksystems Audi drive select und schalte auch die elektronische Stabilisierungskontrolle (ESC) in den Sportmodus.

Der Motor spricht damit extrem direkt auf die mit dem Gaspedal übermittelten Befehle an. Der zwei Liter große Vierzylinder mit Benzindirekteinspritzung und Abgasturboaufladung verhält sich wie ein Sportmotor. Die Drehzahlgrenze liegt bei 6.800 Umdrehungen pro Minute. Kurze Zwischengasstöße untermalen die Gangwechsel des Doppelkupplungsgetriebes mit sechs Gängen.

Zwei Soundklappen in der Abgasanlage sorgen für einen eindrucksvollen Klang. Alles zusammen macht jederzeit deutlich, wenn kein Tempolimit den Vorwärtsdrang bremst, will der TT ohne Leine rennen. Bis zum 250 Kilometer pro Stunde ist der Audi TT 2.0 TFSI quattro schnell. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 legt dieser 230 PS starke Allrader in 5,3 Sekunden auf den Asphalt.

Die wahre TT-Leidenschaft ist die Kurvenfahrt

Daten zum Testwagen:

  • Typ: Audi TT Coupé 2.0 TFSI quattro S tronic
  • Grundpreis: 40.450,– Euro (04/2016)
  • Motor: 4-Zylinder-Ottomotor Benzindirekteinspritzung und Abgasturbolader
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Hubraum: 1.984 ccm
  • max. Leistung: 230 PS bei 4.500 bis 6.200 1/min
  • max. Drehmoment: 370 Nm bei 1.600 bis 4.300 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: 8307 / ABU
  • Versicherungstypklassen: 15 / 23 / 23 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

Auch das ist eine Parallele zum NSU TT als Vorläufer des aktuellen Sportlers. Denn der Kompakte aus Neckarsulm fügt über eine aufwendige Schräglenkerhinterachse. Das hatten zu seiner Zeit sonst nur BMW und Porsche zu bieten. Kein Wunder, dass der Klassiker bis heute regelmäßig im Slalomsport für Furore sorgt. Im Kampf zwischen den Pylonen zeigen NSU-TT-Fahrer bis heute auch deutlich jüngeren Autos gern den Auspuff.

Der moderne Audi TT 2.0 TFSI quattro bezieht den Allradantrieb in das Fahrdynamiksystem ein. Im Dynamik-Modus steht tendenziell mehr Kraft an der Hinterachse zur Verfügung. Auf einer Fahrbahn mit niedrigem Reibwert ist ein gepflegtes Driften möglich. Damit lässt sich der Sportwagen gezielt in die Kurve hineindrücken. Dieses Fahrverhalten wird durch das adaptive Fahrwerk sowie das Einlenkverhalten des Coupés unterstützt.

Und vielleicht ist diese Kurvengier bei beiden Autos die wahre Brücke zum Namen TT. Denn auf einer kurvigen Strecke fühlen sich sowohl der Klassiker NSU TT als auch der moderne Audi TT 2.0 TFSI quattro pudelwohl. Beide Namensträger sorgen dafür, dass der Herzschlag des Fahrers dessen freudige Erregung widerspiegelt. Und das erinnert tatsächlich etwas an einen Motorradausflug.


Vielen Dank an Audi Deutschland sowie Klaus Backes und Jürgen Schürgers von bs backes + schürgers autotechnik für die Unterstützung bei diesem Projekt.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!