Bereits im Frühjahr stellte Audi in Genf die dritte Generation des Audi TT vor. Im Oktober steht der Sportwagen endlich bei den Händlern. Ich konnte mir vor einigen Tagen einen ersten Eindruck verschaffen.
Kinder, wie die Zeit vergeht. Die Präsentation der Studie Audi TT Coupé auf der IAA in Frankfurt ist 19 Jahre her. Die Gestaltung war damals genauso mutig wie ungewöhnlich. Denn es gab kaum rechte Winkel und vergleichsweise wenig horizontale Linien. Stattdessen dominierte der Kreis. Er kam beim Bogen des Dachs, der Front, beim Heck und im Innenraum zum Einsatz. Damit war das Design so etwas wie die Waldorfschule des Autobaus. Das konsequente Befolgen dieser geometrischen Vorgabe erinnerte in der Konsequenz (nicht der Form) an den Bauhaus-Stil der 1920er-Jahre.
Nach den positiven Reaktionen in der Presse und bei den Besuchern ging die Studie 1998 optisch weitestgehend unverändert in Serie. Mit der 2006 vorgestellten zweiten Generation des Audi TT löste sich Audi von der strengen Urform. Trotzdem gewann der TT Format. Denn der Sportwagen legte in der Länge um 16 Zentimeter und in der Breite um acht Zentimeter zu. Der neue Audi TT dreht das Rad der Zeit (formal) jetzt etwas zurück. Auch wenn beim Kühlergrill und den Lichteinheiten offensichtlich der Audi R8 Pate stand, die Gestaltung des Dritten nimmt Bezug auf die erste TT-Generation.
Besonders deutlich wird dies bei einem Blick auf die Seitenlinie. Die Gestaltung der Radläufe erinnert deutlich an den ersten TT von Audi. Ebenso wie der obere Teil der Karosserie. Dabei folgt Audi dem Zeitgeist. Das flache Glashaus der dritten Generation wirkt filigraner als bei seinem Vorvorgänger. Damit weckt der Oberbau Erinnerungen an eine Pilotenkanzel und unterstreicht mit dieser Assoziation den dynamischen Gesamteindruck. Es würde passen, wenn die Ingolstädter im Musikspeicher des Autos standardmäßig den Klassiker „Flieger, grüß mir die Sonne …“ von Hans Albers ablegen. Nicht nur, weil das Lied mit einem „… Grüß mir die Sterne“ weitergeht.
Mir gefällt der neue Audi TT!
Ich bin Blogger. Deshalb darf ich subjektive Eindrücke beschreiben. Dazu gehört, dass mir die Formgebung des Seitenschwellers verschlossen bleibt. Der Schweller springt im Bereich des hinteren Endes der Tür etwas heraus. Audi bezeichnet dies als Dynamiklinie. Das funktioniert in meinen Augen nur beim Blick aus einem bestimmten Winkel. Wer seitlich vor dem neuen TT steht, erkennt mit etwas Goodwill eine Pfeilform. Wer neben dem Auto steht, kann zum falschen Eindruck kommen, dass der Schweller Opfer eines Steins wurde.
Audi vermeidet mit der Gestaltung des Schwellers eine einfache horizontale Line. Da wäre er wieder, der Bezug zum Urmodell. Sicher bin ich mir damit nicht. Möglicherweise ist der Sinn auch ein anderer. Denn der Auszug kaschiert geschickt den um 3,7 Zentimeter gewachsenen Radstand. Um die Fahrzeuglänge im Vergleich zum Vorgänger zurückzunehmen, kürzte Audi gleichzeitig die Überhänge. Das verstärkt den dynamischen Gesamteindruck des Sportlers.
Und der Innenraum?
Der verlängerte Radstand kommt dem Innenraum zugute. Selbst ich finde im neuen Audi TT Platz. Die erste Generation war mir zu klein. Eine kurze Fahrt mit meinem Kollegen Bernd, der sich 2000 einen Audi TT quattro kaufte, wirkte lange nach. Denn das nicht vorhandene Raumgefühl sorgte dafür, dass ich mich verschämt nie wieder in einem Audi TT versuchte. Bis zum Test vor einigen Tagen. Angekommen in der Gegenwart fällt mir schon beim Einsteigen die Leichtigkeit des Innenraums auf. Der TT wirkt aufgeräumt. In Zeiten, wo Autos mit einer gefühlten Hundertschaft an Schaltern und Köpfen aufwarten, ist der Innenraum des Audi TT fast schon als puristisch anzusehen.
Möglich macht diese Gestaltung Audis virtuelles Cockpit. Statt klassischer Instrumente gibt es im TT ein TFT-Display mit 12,3 Zoll Diagonale. 1.440 x 540 Bildpunkte stehen zur Verfügung. Gesteuert von einem Vierkernprozessor aus dem Hause Nvidia. Die Kalifornier verbinden mit ihren Ein-Chip-Systemen (SoC) der Tegra-Familie Grafikkartentechnologie mit den „klassischen“ CPU-Bausteinen. Damit lassen sich rund acht Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde verarbeiten. Das verdeutlicht nebenbei einem Oldtimer wie mir den gewaltigen Fortschritt der Computer-Technologie.
Vor 45 Jahren konnte der Rechner in der Apollo-Mondfähre im Durchschnitt 42.000 Instruktionen pro Sekunde verarbeiten. Mein C64 lag 1982 auf dem gleichen Niveau. Mit dem Brotkasten war Computer-Technik erstmals in größeren Stückzahlen für Privatleute greifbar. Doch bis zum Weg ins Auto war es noch ein weiter Weg. Inzwischen ist die digitale Revolution nicht mehr wegzudenken. Tablets oder Smartphone übertrumpfen den C64 inzwischen mindestens um das 200.000-fache. Und ihre Technik „landet“ im Auto. Obwohl wir mit diesem nicht zum Mond, sondern „nur“ zum Supermarkt oder zur Arbeit fahren.
Bevor ich ins Philosophische abgleite, zurück zu den Fakten …
Der Bildschirm vereint (fast) alle Funktionen im Blickfeld des Fahrers. Hinter Drehzahlmesser und Tacho bietet die Karte von Google-Maps Orientierung, weist dem Piloten den Weg. Mit einem Druck auf die View-Taste am Lenkrad lässt sich die Darstellung der Karte (oder der Menüs) auf der Bühne maximieren. Tacho und Drehzahlmesser nehmen jetzt nur noch Randpositionen ein. Trotzdem bleiben sie gut absehbar. Dazu tragen die hohe Pixeldichte des Displays und die Refresh-Rate von 60 Frames pro Sekunde bei. Im Spitzenmodell TTS gibt es auch eine Darstellung mit einem großen zentralen Drehzahlmesser. Das gefällt mir als Sportfahrer natürlich besonders.
Alle Animationen wirken flüssig – obwohl die Darstellung viele Details umfasst. So befinden sich am unteren Rand feste Anzeigen für Außentemperatur, Uhrzeit und Kilometerstände sowie Warn- und Hinweissymbole. Gelungen, dass das virtuelle Cockpit je nach Informationsebene seine Hintergrundfarbe wechselt. Fahrinformationen stehen auf einem schwarzen Hintergrund. Im Medienmenü navigiert es sich zum Hans Albers Klassiker auf orangefarbenen Hintergrund. Und im Telefonmenü kommt ein grüner Hintergrund zum Einsatz.
Das Display ist der Trick, der am Ende den aufgeräumten Innenraum möglich macht. Audi macht das nicht als Erster. Aber bisher am konsequentesten. Zumal die Entwickler die Grenzen den Möglichen kennen. Ein Beispiel dafür sind die fünf Lüftungsauslässe auf dem Displayträger – Armaturenbrett klingt angesichts des Hightech im Cockpit zu altmodisch. Die Auslässe sind rund. Da war doch was!
Die Lamellen erinnern an Düsentriebwerke. Auch das eine Assoziation an ein Flugzeug. Nebenbei beherbergen sie die komplette Bedienung der Klimaanlage. Denn die Regler für Sitzheizung, Temperatur, Umluft, Verteilung und Stärke des Luftstroms liegen im Zentrum der Auslässe. Das ist pfiffig gelöst. Wer den Audi TT mit der Komfortklimaanlage bestellt, findet an dieser Stelle kleine Displays, die die gewählten Einstellungen anzeigen.
Start your Engine, please!
Drei Motoren bietet Audi zum Start in neuen Audi TT an. Alle verfügen über zwei Liter Hubraum. „Rightsize“ nennt Audi das. Basismotorisierung, auch wenn diese Vokabel schwerfällt, ist der 184 PS starke Turbodiesel. Mit einem Normverbrauch von 4,4 bis 4,2 Litern trägt er das Label „ultra“ mit dem Audi seine sparsamsten Modelle kennzeichnet.
Wer im Sportwagen Benzin verbrennen möchte, der kann den TFSI-Motor wahlweise mit 230 oder 310 PS ordern. Wobei die „große“ Variante als TTS ausschließlich mit Allradantrieb verfügbar ist. Beim „kleinen“ Benziner ist quattro eine Ausstattungsoption. Ich hatte Gelegenheit, alle drei Varianten auszuprobieren. Die Fahreindrücke stelle ich in den nächsten Tagen in einem weiteren Artikel vor.
Der neue Audi TT ist ab 35.000 Euro verfügbar. Dafür gibt es den 230 PS starken Benziner. Für die Allradversion werden 39.500 Euro fällig. Das Dieselmodell kostet mindestens 35.900 Euro.