Vom 312T zum SF-25: Ferrari feiert in Monza Laudas erste WM – und sich selbst
An diesem Wochenende tritt Ferrari beim Großen Preis von Italien in Monza mit einer Sonderlackierung an: Die SF-25 von Charles Leclerc und Carlos Sainz sind ähnlich lackiert wie die roten Boliden der Saison 1975. Damals fuhren Clay Regazzoni und Niki Lauda für die Scuderia, und Lauda krönte sich zum ersten Mal in seiner Karriere zum Weltmeister.
Die Saison 1975 begann für Ferrari mit dem bewährten 312B3, der schon 1973 und 1974 eingesetzt worden war. Das Auto war solide, aber nicht mehr unbedingt das Maß aller Dinge. Enzo Ferrari und sein technischer Direktor Mauro Forghieri wussten: Um endlich wieder an die Spitze zu gelangen, musste ein radikalerer Schritt her. Denn der B3 galt – trotz der Siege 1973 von Lauda in Spanien (Jarama) und den Niederlanden (Zandvoort) sowie von Regazzoni am Nürburgring – inzwischen als Fehlschlag.
Lauda wuchs in die Rolle des Teamleaders
Mit dem Ferrari 312T („T“ für Transversale, wegen des quer eingebauten Getriebes) gelang dem Team tatsächlich der angestrebte große Wurf. Das neue Konzept mit einem teilweise mittragenden Motor verbesserte die Balance, die Haltbarkeit und die Traktion – alles drei entscheidende Faktoren in einer Zeit, in der auch die Zuverlässigkeit noch oft über Siege entschied. Dazu kam der 495 PS kräftige Zwölfzylinder aus Maranello, der die Konkurrenz um rund 25 PS Leistung überragte.
Niki Lauda, der 1974 zu Ferrari gekommen war, hatte sich schnell als akribischer Arbeiter und exzellenter Entwickler etabliert. Sein Teamkollege Clay Regazzoni war zwar Publikumsliebling, doch Lauda wurde zunehmend zum Dreh- und Angelpunkt der Scuderia – auch wenn der Schweizer Regazzoni, der ebenfalls 1974 zu Ferrari kam, die erste gemeinsame Saison als Vize-Weltmeister abschloss. Lauda verlor immer wieder Punkte durch technische Defekte und auch die eigene Ungestümtheit.
1975 waren Ferrari und Lauda eine Macht!
Mit dem neuen 312T konnte der Österreicher sein Talent endlich voll ausspielen. Die Saison umfasste damals 14 Grands Prix. Sie war geprägt von wechselhaften Bedingungen und harten Duellen. Nach einem schwierigen Start mit dem 312B3 fand Ferrari mit dem Debüt des 312T Anfang März beim dritten WM-Lauf in Südafrika bald zu alter Stärke zurück. Auch wenn der Neue nicht sofort die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Doch ab dem fünften Saisonlauf gab es kein Halten mehr:
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Großer Preis von Monaco: Niki Lauda setzte ein erstes Ausrufezeichen und gewann in den engen Straßen des Fürstentums.
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Belgien, Schweden und Frankreich: Direkt im Anschluss gewann Lauda drei der folgenden vier Rennen. Dazu kam ein zweiter Platz in den Niederlanden, wo James Hunt und Hesketh erstmals siegten. Das katapultierte den Österreicher an die Spitze der WM-Wertung.
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Italien in Monza: Silverstone lief nicht wie erwartet, doch ein dritter Platz auf der Nordschleife bewahrte die WM-Führung. Beim Heimrennen in Monza feierte Clay Regazzoni den Sieg und Lauda reichte ein dritter Platz, um sich vorzeitig die WM zu sichern. Es war der erste Fahrertitel der Scuderia Ferrari seit elf Jahren (1964 mit John Surtees).
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USA in Watkins Glen: Auch das Finalrennen gewann Lauda, der damit erneut seine Überlegenheit 1975 unterstrich.
Dazu sicherte Niki Lauda sich gleich bei neun der 14 Rennen den besten Startplatz. Das unterstreicht, Niki Lauda und Ferrari waren 1975 kaum zuschlagen. Ausgerechnet beim Heimrennen des Piloten in Österreich sprang „nur“ ein sechster Platz heraus. Der war, da das Rennen am Österreichring wegen des Regens nach 29 Runden vorzeitig abgebrochen wurde und überraschend Vittorio Brambilla im March gewann, nur einen halben WM-Punkt wert. So standen am Ende der Saison für Niki Lauda fünf Siege und insgesamt 64,5 Punkte zu Buche. Das war der überlegene Titelgewinn.
Laudas Titel 1975 war der Anfang einer Ära
Denn der Brasilianer Emerson Fittipaldi gewann für McLaren zwei Rennen und kam – auch dank vier zweiter Plätze – „nur“ auf 45 WM-Punkte, die dem Weltmeister der Jahre 1972 und 1974 den zweiten Platz sicherten. Clay Regazzoni belegte hinter Carlos Reutemann (Brabham, 37 WM-Punkte) und James Hunt (Hesketh, 33 WM-Punkte) nur den fünften Platz in der Automobil-Weltmeisterschaft. Doch das reichte, um auch die Weltmeisterschaft der Konstrukteure nach Maranello zu holen. Es war der erste Doppelerfolg für Ferrari seit 1964 und ein Wendepunkt.
Denn die Scuderia war endgültig an die Spitze der Formel 1 zurück. Der Titelgewinn von Niki Lauda markierte den Beginn einer neuen Ära für Ferrari. Niki Lauda war auch 1976 der überlegene Fahrer. Doch der Unfall auf dem Nürburgring verhinderte einen Start in Österreich und den Niederlanden. Am Ende des Jahres lag Lauda trotzdem nur einen Punkt hinter dem Weltmeister James Hunt. Ferrari verteidigte aber seinen WM-Titel der Konstrukteure. Ein Jahr später, als Lauda sich seinen zweiten Titel sicherte, gelang wieder das Double.
Bis 1979 gewann Ferrari sieben Titel - dreimal den der Fahrer und viermal den der Konstrukteure
1978 kämpfte Carlos Reutemann als neue Nummer 1 der Italiener mit stumpfen Waffen. Denn der Lotus 78 hob mit seinem Ground-Effekt die Formel 1 auf ein neues Niveau. Doch Jody Scheckter und der legendäre Gilles Villeneuve sorgten für einen Doppelsieg von Ferrari in der Weltmeisterschaft. Es war der dritte Titel in fünf Jahren für Ferrari und eine Siegesserie, die die Liebe zur Scuderia aufs Neue entfachte. Insofern erinnert die rot-weiße Hommage in Monza 2025 nicht nur an Laudas Durchbruch, sondern auch an eine Zeit, in der Ferrari den Weg zurück an die Spitze fand.
Das ist sicher ein Signal, das die heutige Scuderia gut gebrauchen könnte. Denn inzwischen wartet Ferrari seit 2007 auf einen Fahrertitel. Die letzte Meisterschaft der Konstrukteure zogen die Italiener auch schon 2008 an Land. Das erinnert an die Durststrecke, die auf die Erfolge der 1970er-Jahre folgte. Denn obwohl Ferrari auch 1982 und 1983 nochmals die Weltmeisterschaft der Konstrukteure gewann, den nächsten Fahrertitel sollte erst im Jahr 2000 Michael Schumacher einfahren.
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