Fahrberichte: Opel

Test Opel Insignia Country Tourer 2.0 CDTI – 4×4 mit 170 PS

Opel präsentiert neue Diesel-Motoren. Eine gute Gelegenheit, um mit dem Opel Insignia Country Tourer und dem neuen zwei Liter großen und 170 PS starken Direkteinspritzer-Turbo-Diesel auf Probefahrt zu gehen.

Opel feiert zurzeit ein bemerkenswertes Comeback. Vor gut zwei Jahren gab Opel bekannt, bis 2018 insgesamt 27 neue Modelle und 17 neue Motoren einzuführen. Die beharrliche Arbeit der Verantwortlichen trägt erste Früchte. Der Marktanteil erholt sich in den vergangenen Monaten konstant. Das bringt auch den Mut zurück. Das Angebot des Opel Insignia Country Tourer ist ein Beleg dafür. Denn schon mit dem Adam stellte sich Opel erfolgreich dem Blitzlichtgewitter des Lifestyle-Boulevards. Mit dem Opel Insignia Country Tourer gibt es auch beim Spitzenmodell des Hauses eine überraschende Spielart, die mehr als seine „normalen“ Brüder Lifestyle-Anforderungen bedient.

Das ist genauso mutig wie überraschend. Denn Autofreunde verbinden mit dem Insignia sicherlich zunächst die Fuhrparks großer Firmen oder Mietwagen-Flotten. Beides sind für die Kassenlage des Hauses Opel traditionell wichtige Absatzmärkte. Doch mit dem Insignia Country Tourer bietet Opel auch in der Mittelklasse eine Möglichkeit zum Entfliehen aus der Uniformität des Alltags. Beim Insignia-Vorgänger Vectra spielte der Opel Signum diese Rolle. Doch während der Signum als viersitziger Luxuskombi immer etwas gewöhnungsbedürftig blieb, folgt der Insignia Country Tourer anderen Werten: Allrad-Antrieb, ein Unterfahrschutz, die Kotflügelverbreiterungen und mehr zwei Zentimeter Bodenfreiheit machen den Insignia Country Tourer zum Crossover.

Insignia Country Tourer
Unterwegs im Insignia Country Tourer

Bei Audi nennt sich das Prinzip „allroad“ und findet in Ingolstadt bereits seit 1999 seine Kunden. Das können wir auch – scheint sich jemand in Rüsselsheim gedacht zu haben. Und so wagte sich Opel auf der letzten IAA in Frankfurt plötzlich auch in die Marktnische der Crossover-Kombis vor. Für Opel spricht die Ehrlichkeit. Denn trotz des adaptiven Allrad-Antriebs vermarktet Opel den Insignia Country Tourer nicht als Geländewagen im Kombikleid. Im Pressematerial zum Insignia Country Tourer betont Opel, dass der Unterfahrschutz des Insignia Country Tourer ein „angedeuteter Unterfahrschutz“ sei. Dabei kann sich der Allrad-Antrieb des Insignia Country Tourer durchaus sehen lassen.

Der Standard-Insignia verfügt über Frontantrieb. Im Insignia Country Tourer stellt eine Haldex-Kupplung das Antriebsmoment bei Bedarf auch an der Hinterachse zur Verfügung. Beim Anfahren nutzt der Country Tourer alle vier Räder. Rollt die Fuhre, gehen zur Verbrauchsreduzierung 90 Prozent der Kraft an die Vorderräder. Während der Fahrt überwachen Sensoren 100-mal pro Sekunde die aktuelle Haftungslage, um Kraftverteilung und Dämpfereinstellung zu optimieren. Geht die Haftung an einem Rad verloren, teilt das System die Kraft auf die anderen Räder auf. In Verbindung mit dem elektronisch gesteuerten Sperrdifferenzial kann das im Extremfall am Ende auch ein einzelnes Hinterrad sein – wenn sich gerade alle anderen Räder auf losem oder rutschigem Untergrund befinden.

Wie fährt sich der Opel Insignia Country Tourer?

Das Herzstück des Opel Insignia Country Tourer ist der neue Diesel-Motor. 400 Newtonmeter Drehmoment, die zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen pro Minuten anliegen, sorgen für den dieseltypischen Fahrspaß. Sofern nicht gerade der sechste Gang eingelegt ist. Opel hat diese Welle extrem lang ausgelegt. Das hilft bei der Verbrauchsmessung, weil ein Teil des Normzyklus im großen Gang absolviert wird. Doch auch Gutes verkehrt sich stets im Übermaß. Selbst im Bereich der Landstraßengeschwindigkeit erfordert ein anstehender Überholvorgang Zurückschalten. Früher – ich fahre ja schon etwas länger Auto – war das eine gängige Praxis. Im Zeitalter potenter Dieselmotoren ist das Zurückschalten fast in Vergessenheit geraten.

VTG Opel 2.0 CDTI Diesel
Dieser Steppermotor steuert die elektronisch geregelte Verstellung der Turboladergeometrie.

Im fünften Gang oder noch besser im vierten Gang gibt es keinen Grund zum Klagen. Leichtfüssig durchschreitet der Dieselmotor sein Drehzahlband. Die Fahrleistungen des neuen 2.0 CDTI liegen auf dem Niveau des bekannten BiTurbo CDTI – auch wenn dem Neuen mit 170 PS (bei 3.750 Umdrehungen pro Minute) formal 15 PS zur Leistung des Alten fehlen. Doch beim Drehmoment erreichen beide den gleichen Wert. Beeindruckend, weil dem Neuen die eine sequenzielle, zweistufige Turboaufladung des Vorgängers fehlt.

Sein „Geheimnis“ ist die variable Geometrie des Turboladers.

Dabei übernimmt ein Elektromotor die Aufgabe, die Schaufeln des Turboladers an den Bedarf anzupassen. Beim Vorgänger sorgte eine Unterdrucksteuerung für die Umschaltung der Lader. Die Entscheidung für einen Elektromotor ermöglicht eine wesentlich genauere und auch wesentlich schnellere Steuerung der Laderschaufeln. Das satte Drehmoment ist ein eindrucksvoller Beweis für die Möglichkeiten des elektronisch gesteuerten Aktuators.

Eindrucksvoll ist auch das Geräuschniveau des neuen Dieselmotors. Opel nennt den neuen Motor Flüsterdiesel. Und das ist keine Übertreibung. Wer sich das Schnittmodell des Motors ansieht, findet auch die Gründe. Denn die Rüsselsheimer haben konsequent auf die Geräuschdämmung des Aggregats geachtet. Akkurat hat Opel alles, was sonst mit Brummfrequenzen zur Geräuschkulisse beitragen kann, gedämmt. Der Aluminium-Zylinderkopf bekam beispielsweise einen Ventildeckel aus Kunststoff. Opel entkoppelte alle Befestigungspunkte der Motorverkleidung durch zusätzliche Isolatoren akustisch, um ihr Mitschwingen zu reduzieren. Die Detailarbeit sorgt dafür, dass der neue Diesel im Leerlauf um fünf Dezibel leiser als sein unmittelbarer Vorgänger seinen Dienst verrichtet.

Fazit zum Insignia Country Tourer:

Mit dem Opel Insignia Country Tourer bietet Opel in der Mittelklasse eine Alternative, die sich vom Einheitsbrei der Vertreter-Fahrzeuge abhebt. Opel spricht von wilder Eleganz und einem abenteuerlichen Charakter. Das ist Marketing und hauptsächlich dem Außenauftritt geschuldet. Im Alltag ist dieser Insignia unauffälliger. Neben dem neuen Dieselmotor gefiel mir bei meiner Probefahrt auch die gute Auslegung des adaptiven Allrad-Antriebs. Selbst auf einer engen, kurvigen und nassen Landstrasse lässt sich dieser Insignia kaum aus dem Konzept bringen. Das von Opel FlexRide genannte Fahrwerk des Insignia Country Tourer vermittelt sportliche Gefühle – das ist mehr OPC als SUV.


Der Opel Insignia Country Tourer startet bei 31.245 Euro. Für den 2.0 CDTI Diesel mit 170 PS, manuellem 6-Gang-Getriebe und dem 4x4 Allradantrieb, den ich testen konnte, werden mindestens 37.645 Euro fällig (Stand: 27.02.2015).

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!