Drei Jahre nach dem Mercedes-Benz SSK, den wir gestern vorgestellt haben, stellte Alfa Romeo auf dem Genfer Autosalon mit dem Alfa Romeo 8C 2300 ebenfalls ein sehr sportliches Fahrzeug vor.
Wobei man sich diese Vorstellung nicht ganz so vorstellen darf, wie wir das heute kennen. Denn beim 8C, den Alfa 1932 in Genf vorstellte, stammten streng genommen nur das Fahrgestell und der Motor von Alfa Romeo. Denn eine vollständige Karosserie konnte man erst einige Jahre später beim Fahrzeughersteller kaufen. Bis dahin fertigten den Aufbau stets spezielle Karosseriebauunternehmen an – so auch beim 8C.
Tätig wurden übrigens oft Unternehmen, die als Karosseriebauer wie Carrozzeria Touring oder Vanden Plas bis heute positiv in Erinnerung geblieben sind. Oder die wie Zagato und Pininfarina bis heute als Designstudio bestehen. Alfa Romeo lieferte ihnen den „nackten“ 8C. Je nach Kundenwunsch fertigten dann die Karosseriebauunternehmen das Blechkleid, wobei sie auch anspruchsvolle Wünsche individuell befriedigen. Und was nebenbei auch beim Alfa Romeo 8C zu zahlreichen zum Teil völlig unterschiedlichen Karosserien führte.
Alfa Romeo 8C – Gleichteilphilosophie im Motorenbau
Mit dem 8C erweiterte Alfa Romeo sein Angebot um einen Achtzylinder. Und bewies dabei, dass schon vor mehr als 80 Jahren in der Autoindustrie eine gewisse Gleichteilphilosophie bekannt war. Denn für den Reihen-Achtzylinder des 8C koppelte man zwei Motorblöcke mit je vier Zylindern. Diese wiederum hatte man – was die Bohrung von 65 mm und den Hub von 88 mm betraf – nach dem Vorbild des Motors im bereits 1925 vorgestellten Alfa Romeo 6C gestaltet.
Mit obenliegenden Nockenwellen und einem Zylinderkopf aus Aluminium verdeutlicht die Konstruktion heute noch den sportlichen Anspruch. Aus 2,3 Liter Hubraum stehen in der Serienversion 142 PS zur Verfügung. Die Monza genannte Rennversion leistet sogar 178 PS. Mit ihr erzielen Piloten wie Tazio Nuvolari, Raymond Sommer oder Luigi Chinetti bis weit in die Mitte der 1930er-Jahre zahlreiche Erfolge. Von 1931 bis 1934 ist Alfa Romeo zum Beispiel gleich viermal bei den 24 Stunden von Le Mans siegreich.
Alfa Romeo 8C – entwickelt für den Motorsport
Die Erfolge verdeutlichen, wofür Alfa Romeo den 8C entwickelt hat. Ursprünglich sollte der 8C gar nicht an private Eigentümer abgegeben werden. Doch nach dem Zuspruch in Genf und dem ersten Erfolg in Le Mans entschied man sich um. Ab Herbst 1931 bot Alfa Romeo den 8C in den Chassis-Varianten „Lungo“ und „Corto“ mit zwei unterschiedlichen Radständen (2750 und 3100 mm) offiziell an.
Doch wer eines Chassis kaufen wollte, musste mindestens £1000 zahlen. Das entspricht heute, wenn man die Einkommensentwicklung zur Umrechnung heranzieht, locker €185.000 – ohne die Kosten für die Fertigung einer Karosserie. Doch das Angebot fand seine Kunden. Zusammen mit der auf 2,9 Liter aufgebohrten Version entstanden bis 1940 insgesamt rund 220 Alfa Romeo 8C.
In Verbindung mit der „richtigen“ Karosserie und der „richtigen“ Geschichte gehören sie heute zu den absoluten Topstars der Oldtimerszene. Für die Rennsportversion Monza wurden 2010 bei einer Auktion von Gooding & Company bereits 6,710,000 US-$ bezahlt. Im vergangenen Jahr erzielte ein „normaler“ 1932er Alfa Romeo 8C-2300 Spyder Lungo mit dem langen Radstand bei Bonhams ebenfalls mehr als 4,2 Millionen US-$.