Ralt RT20 von Volker Weidler
Volker Weidler trat 1986 für Bromley Motorsport in der Formel 3000 an. Doch dort hatte der amtierende deutsche Formel 3-Meister jedoch wenig Erfolg. Das lag wohl vor allem an seinem unerfahrenen Team.
Anfang 1985 führte die FISA mit der Formel 3000 einen neuen Unterbau für die Formel 1 ein. Die neue Fahrzeugklasse trat an die Stelle der Formel 2, die seit den 1960er-Jahren kommende Grand-Prix-Piloten auf die Königsklasse vorbereitete. In der Formel 2 kamen seit 1973 Saugmotoren mit maximal zwei Litern Hubraum zum Einsatz. Die Triebwerke von BMW und Honda, die in der finalen Saison der Formel 2 zum Einsatz kamen, verfügten über rund 320 PS Leistung.
Mit der Formel 3000 reduzierte die FISA den Abstand zur Formel 1!
In der Formel 1 explodierte gleichzeitig die Leistung, denn dort war inzwischen der Turbo der Standard. Das vergrößerte den Abstand zwischen den Fahrzeugklassen sprunghaft. Darin sahen die Verantwortlichen der FISA zunehmend ein Sicherheitsrisiko. Ihrer neuen Klasse gestanden die Regelhüter einen Hubraum von bis zu drei Litern zu. Das erschloss dem legendären Cosworth DFV ein neues Einsatzgebiet. Um Kosten zu senken, legte die FISA für ihre Formel 3000 ein Drehzahllimit von 9.000 Umdrehungen pro Minute fest.
In der Formel 1 drehten die Cosworth-Motoren bis zu 11.000 Umdrehungen. Mit dem Drehzahllimit konnten die Triebwerke zwischen zwei Motorrevisionen länger als laufen. Als erster Meister der Formel 3000 trug sich Christian Danner in die Geschichtsbücher ein. Danner trat mit einem March 85B für das britische Team des ehemaligen Lotus-Ingenieurs Bob Sparshott an. Beflügelt vom Titelgewinn trat Danner noch 1985 zweimal für Zakspeed in der Formel 1 an.
Volker Weidler stieg als deutscher Formel-3-Meister in die Formel 3000 ein!
Im Debütjahr war Christian Danner der einzige Deutsche, der in der Formel 3000 antrat. Der Erfolg des Bayern lockte ein Jahr später mit Volker Weidler auch den amtierenden deutschen Formel-3-Meister in die neue Fahrzeugklasse. Zudem stieg das Team von Bertram Schäfer, für das der Essener Altfrid Heger am Lenkrad drehte, in die Internationale Formel-3000-Meisterschaft ein. Schäfer, selbst lange in der Formel 3 und Formel 2 unterwegs, brachte damit eine rein deutsche Paarung aus Pilot und Team in die Meisterschaft.
Weidler fuhr, finanziert vom Felgenhersteller Rial für das in der Fahrzeugklasse britische Team Bromley Motorsport. Für das offiziell „Bromley Motorsport with Rial“ genannte Team war es die erste Saison in der Formel 3000. Und die lief eher bescheiden, denn bei den ersten drei Rennen fuhr der deutsche Nachwuchspilot an den Punkten vorbei. Beim vierten Saisonlauf in Spa-Francorchamps verpasste Weidler die Qualifikation. Daraufhin verzichtete das Team auf einen Einsatz beim fünften Saisonlauf in Imola.
Weidler gab der DTM den Vorzug!
Dort kämpfte der spätere Le-Mans-Sieger mit einem von Helmut Marko eingesetzten Mercedes-Benz 190E 2.3-16 um die Meisterschaft. Der Wechsel zwischen dem Tourenwagen und dem Monoposto gelang offenbar nur unzureichend. In Enna-Pergusa auf Sizilien verpasste Weidler erneut die Qualifikation. Nach dem achten Saisonlauf in Österreich trennten sich Fahrer und Team. Bromley Motorsport vertraute seinen Ralt RT20 einmal Roberto Moreno an. Doch auch der Brasilianer kam über einen zehnten Platz nicht hinaus.
Bromley Motorsport beendete seine Saison vorzeitig. Im Rückblick fällt es leicht, im Ralt RT20 die Schuld für das schlechte Abschneiden zu sehen. Denn auch das Werksteam des von Ron Tauranac gegründeten Rennwagenherstellers spielte in der Meisterschaft keine große Rolle. Doch dafür war wohl eher der neue Honda-Motor verantwortlich. 1986 war das Debütjahr des von John Judd und Engine Developments entwickelten Triebwerks. Dieser Motor konnte dem bekannten Cosworth nicht das Wasser reichen.
Der Ralt RT20 war nicht so schlecht, wie viele heute sagen!
In den Händen des italienischen Teams Pavesi Racing war der Ralt RT20 durchaus konkurrenzfähig. Pierluigi Martini gewann drei der elf Saisonläufe – erfolgreicher war 1986 kein anderer Formel-3000-Pilot. Martini verpasste am Ende den Titel nur um zwei Punkte. Sein Teamkollege Luis Pérez-Sala gewann zwei weitere Rennen und beendete die Saison auf dem vierten Platz. Damit schnitten beide Pavesi-Piloten, deren Rennwagen der bewährte Cosworth antrieb, besser ab als der beste Ralt-Werkspilot.
Das war der Däne John Nielsen, der immerhin dreimal auf das Podest fuhr. Damit erreichte „Super John“ in der Meisterschaftswertung Platz sechs. Insofern war der Ralt RT20 sicherlich nicht so schlecht, wie die Ergebnisse von Volker Weidler vermuten lassen. Die Misere des Deutschen ging wohl eher auf das unerfahrene Team zurück. Weidler trat 1987 wieder in der Formel 3000 an. Mit einem March von Onyx sollte der Deutsche immerhin dreimal in die Punkte fahren.
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