Ligier JS23 – Neustart ohne Fortune

von Tom Schwede am 12.02.2025

Ab und an werfen wir einen Blick in unser Archiv und wählen eines der dort vorhandenen Bilder aus. Dabei bemühen wir uns, Bilder zu finden, die nicht alltäglich sind. Das Bild dieser beiden Ligier JS23 gehört dazu.

Ligier JS23 in Brands Hatch, 1984

1984 trat Ligier mit dem Ligier J23. Doch der erhoffte Neustart blieb aus. Denn Ligier zog mit seinem ersten Turbo-Rennwagen „nur“ drei WM-Punkte an Land. – Foto: Archiv AutoNatives.de

Denn wer heute an die Équipe Ligier denkt, landet meist bei den Autos aus der goldenen Zeit des Teams. Das waren die Jahre 1977 bis 1981, als das Team immerhin neun Grand-Prix-Siege einfahren konnte. Davon beflügelt, platzierte sich Ligier - erst seit 1976 in der Königsklasse aktiv – von 1979 bis 1981 dreimal unter den vier besten Teams der Formel-1-Weltmeisterschaft.

Ligier fiel tief und schnell!

Doch 1982 fiel das französische Team auf den 8. Platz in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure zurück. Ein Jahr später fuhren die Ligier-Piloten Jean-Pierre Jarier und Raul Boesel bei allen 15 Saisonrennen an den Punkten vorbei. Damit galt das Team in der Konstrukteurs-WM als nicht klassifiziert. Das war ein Absturz, der in der Geschichte der Formel 1 zwar nicht beispiellos, aber trotzdem selten ist. Im Rückblick fällt der Absturz mit dem Abschied des Konstrukteurs Gérard Ducarouge zusammen.

Ligier JS21 von 1983 (rechts)

Beim Vorgänger Ligier JS21 von 1983 verzichtete Ligier fast völlig auf klassische Seitenkästen – das funktionierte nicht, Ligier blieb 1983 punktlos. (Foto: Jack Webster – Archiv Wiedl)

Denn der Franzose erlag schon 1981 dem Werben von Alfa Romeo. Ohne seinen Star-Konstrukteur scheiterte Ligier daran, ein Auto zu bauen, das ohne Bodeneffekt auskommen musste. Denn Ende 1982 verbot die FISA als Regelhüter der Formel-1-Weltmeisterschaft die beweglichen Schürzen, die die Unterböden der Formel-1-Fahrzeuge zuvor seitlich abdichteten. Gleichzeitig verlor das Team den von Matra stammenden Zwölfzylinder. Teamchef Guy Ligier kehrte notgedrungen zu Cosworth-Triebwerken zurück.

1984 sollte alles besser werden!

Renault erklärte sich bereit, der Équipe Ligier ab 1984 seine Turbo-Triebwerke zu liefern. Die Designer Michel Beaujon und Claude Galopin entwarfen rund um den neuen Motor mit dem Ligier JS23 ein völlig neues Fahrzeug. Michelin lieferte dem Team die Reifen, womit Ligier damals als „französische Nationalmannschaft“ galt. Auch im Cockpit tauschte das Team durch. Als Nummer eins verpflichtete Guy Ligier den Italiener Andrea de Cesaris. Das zweite Cockpit erhielt der Nachwuchspilot François Hesnault.

François Hesnault im Ligier JS23

François Hesnault debütierte Anfang 1984 in der Formel 1. Doch dort konnte der Franzose nie an seine Erfolge in der Formel 3 anknüpfen. Nach nur 19 Rennen war die Karriere des Franzosen in der Königsklasse zu Ende (Foto: Archiv AutoNatives.de).

Doch am Ende war auch 1984 kein erfolgreiches Jahr für Ligier. Gerade einmal drei Punkte, die alle de Cesaris einfuhr, zog Ligier an Land. Insgesamt war der Ligier JS23 zu unzuverlässig. Bei 32 Starts der beiden Piloten gelangen nur zwölf Zielankünfte. Schuld waren in der Regel Defekte im Motorumfeld. Mehrmals rollten die Piloten vor dem Ende des Rennens auch einfach mit leerem Tank aus, denn im Ligier JS23 war der Renault V6 ein echter Säufer.

Doch der Ligier JS23 war nicht der gewünschte Neustart!

Gut möglich, dass das Team – anders als die Konkurrenz – den Kraftstoff vor dem Rennen nicht stark herunterkühlte, um ein paar Liter mehr Benzin in den Tank zu bekommen. Ein Fehler, der dann wohl unter fehlender Cleverness zu verbuchen wäre. Auch beim Rennen in Brands Hatch, wo im Sommer 1984 unser heutiges Archivbild entstand, sah nur einer der beiden Rennwagen die Zielflagge. Denn während Andrea de Cesaris das Rennen als Zehnter beendete, rollte François Hesnault vorzeitig aus.

Trotz des Misserfolgs ging es bei Ligier noch mehr als ein Jahrzehnt immer irgendwie weiter. Im November 1992 verkaufte Guy Ligier seinen Rennstall an Cyril de Rouvre, der bereits seit dem Frühjahr 1991 20 Prozent der Anteile an Ligier besaß. Kurz zuvor kehrte Gérard Ducarouge zum Team zurück und sorgte für einen Aufschwung. Denn ab dem Sommer 1992 konnte das Team wieder regelmäßig in die Punkte fahren. Trotzdem durchlebte das Team turbulente Zeiten.

Der neue Teamchef wurde in Handschellen abgeführt!

Denn Teambesitzer de Rouvre wurde im Dezember 1993 in Frankreich verhaftet. Im Mai des folgenden Jahres erwarb Flavio Briatore das Team. Der Italiener reichte die Renault-Triebwerke des Teams an das von ihm geleitete Benetton-Team weiter. Drei Jahre später übernahm Alain Prost den Rennstall und führte ihn als Prost Grand Prix weiter. Nach 325 Grand Prix und neun Siegen endete damit die Geschichte der Équipe Ligier.


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