Motorsport vor 40 Jahren: Mai 1984

Ayrton Senna war im Juni 1984 der Star des Großen Preis von Monaco

Mit den Rennen in Imola und Dijon fuhr die Formel 1-Weltmeisterschaft im Mai 1984 zwei Läufe. Dabei verpasste Ayrton Senna einmal die Qualifikation. Das passierte dem Brasilianer tatsächlich nur einmal. Dazu gab es den ersten Turbosieg in der DPM und ein Sportwagenrennen, das die Überlegenheit des Porsche 956 eindrucksvoll unterstrich.

Mit dem Großen Preis von San Marino stand zunächst am 6. Mai 1984 der vierte Saisonlauf der Formel 1-Weltmeisterschaft an. Doch bevor am Sonntag das Rennen stieg, standen die Trainingsläufe an. Am Freitag musste dabei das Team von Ted Toleman seine Autos in der Box stehen lassen. Denn Toleman hatte – nicht zum ersten Mal – Ärger mit seinem Reifenlieferanten. Und ohne Reifen konnten seine Piloten Ayrton Senna und Johnny Cecotto nicht am Training teilnehmen. Bis zum Start der Trainingsläufe am Samstag war der Streit beigelegt. So konnten die Toleman ausrücken. Doch dabei gab es Fehlzündungen am Hart 415T-Motor im Rennwagen von Ayrton Senna. Dadurch verpasste der Brasilianer die Qualifikation. Das war historisch, denn das passierte dem späteren Weltmeister in seiner Karriere nie wieder.

Manfred Winkelhock stellte den ATD D7 im Mai 1984 auf Startplatz Sieben!

Die schnellste Runde im Training drehte Weltmeister Nelson Piquet. Ein Zehntel langsamer war Alain Prost im McLaren TAG-Porsche. Mit einem siebten Platz im ATS D7 ließ erneut Manfred Winkelhoch aufhorchen. In diesen Regionen war der ATS bisher nicht so regelmäßig unterwegs. Denn schon beim Rennen in Zolder stellte Winkelhock den ATS auf den sechsten Startplatz. Stefan Bellof stellte seinen Tyrrell auf den 20. Startplatz. Auf dem 26. und letzten Startplatz qualifizierte sich Debütant Jo Gartner. Das war überraschend, da der Österreicher im alten Osella FA1E mit Saugmotor saß. Sein Teamkollege Piercarlo Ghinzani verpasste im Osella FA1F mit Alfa Romeo-Turbotriebwerk dagegen die Qualifikation. 

Das Rennen über 60 Runden gewann Alain Prost. Auf dem zweiten Platz kam René Arnoux im Ferrari ins Ziel. Dritter wurde Elio de Angelis im Lotus-Renault. Das war glücklich, da den Italiener in der letzten Runde der Treibstoff aus. Die am Saisonbeginn eingeführte Regel, im Rennen nur 220 Liter nutzen zu dürfen, machte den Teams und Motor-Herstellern immer noch Schwierigkeiten. De Angelis behielt trotz des Ausfalls seinen dritten Platz, da der Vierte Derek Warwick im Renault überrundet war. Stefan Bellof holte als Fünfter erneut Punkte. Doch diese Punkte sollte der Deutsche später leider verlieren. Denn sein Team wurde im Herbst nachträglich bei allen Läufen disqualifiziert. Auf dem sechsten Platz kam Thierry Boutsen ins Ziel, der in Imola wieder im Arrows-Ford antrat.


Ligier zog ein Auto zurück, um ein nicht qualifiziertes ins Rennen zu bekommen!

Zwei Wochen später fand in Dijon der Große Preis von Frankreich statt. Es war bis heute der letzte Auftritt der Königsklasse auf der Strecke von Dijon-Prenois. Bei Toleman feierte in Dijon im Mai 1984 der neue TG184 endlich sein Debüt. Die bisherigen Saisonläufe bestritt das Team noch mit dem Vorjahresmodell. Passend zum Abschied aus Dijon und zum Rennen in Frankreich sicherte sich der Franzose Patrick Tambay in der rein französischen Mannschaft (französisches Auto, französischer Motor, französische Reifen und französischer Treibstoff) den besten Startplatz. Es sollte, was im Mai 1984 noch niemand ahnte, die letzte Pole-Position des Renault-Werksteam für 18 Jahre sein. Tatsächlich stand erst 2002 wieder ein Werkswagen von Renault auf dem besten Startplatz.

François Hesnault und Andrea de Cesaris, Mai 1984
François Hesnault (hinten) und Andrea de Cesaris in ihren Ligier JS23. Als sich Nummer 1-Pilot Andrea de Cesaris (vorne) nicht fürs Rennen qualifizieren konnte, zog Teamchef Guy Ligier das zweite Auto zurück. Das ermöglichte de Cesaris doch noch den Start. (Foto: Archiv AutoNatives.de)

Andrea de Cesaris konnte seinen Ligier in Dijon nicht qualifizieren. Die Verantwortlichen strichen dem Italiener am Freitag eine Trainingszeit – die für den Sprungs ins Rennen ausgereicht hätte. In seinem Ligier war der Feuerlöscher leer. Das Team sparte damit Gewicht – offenbar war das 1984 ein heißes Thema. Anders als bei Tyrrell, wo die Schummelei erst später auffiel, bemerkten die Regelhüter in Dijon das Vergehen von Ligier sofort. Sie strichen de Cesaris die Trainingszeiten. Am Samstag war es dann zu nass, um noch ins Feld zu springen. Doch Guy Ligier zog den Rennwagen von François Hesnault, der seinen Ligier auf Platz 14 qualifiziert hatte, zurück, um de Cesaris den Start zu ermöglichen. Damit war klar, was der Teamchef und ehemalige Rennfahrer von seinem Grand Prix-Debütanten hielt. Stefan Bellof qualifizierte seinen Tyrrell auf dem 20. Startplatz.

Niki Lauda, 1982 als McLaren Pilot
Niki Lauda gewann im Mai 1984 den Grand Prix von Frankreich. Foto: Foto: Dijk, Hans van / Anefo / neg. stroken, 1945-1989, 2.24.01.05, item number 932-2315

Niki Lauda gewann in Frankreich – Alain Prost blieb ohne Punkte!

Das Rennen gewann Niki Lauda im McLaren-TAG. Der Österreicher gewann damit erstmals seit 1975 wieder in Frankreich. Lauda profitierte von einem sehr späten Boxenstopp. Mit den frischesten Reifen im Feld wurden die anderen Spitzenfahrer zur leichten Beute für den Österreicher. Zweiter wurde Patrick Tambay im Renault RE50. Den dritten Platz sicherte sich Nigel Mansell im Lotus-Renault. Laudas Teamkollege, der WM-Führende Alain Prost, kam nur als Siebter ins Ziel. Der Franzose musste einen zusätzlichen Stopp an den Boxen einlegen, um ein Probleme mit einem Rad lösen zu lassen. Trotzdem führte Prost auch nach dem Rennen in Dijon im Mai 1984 weiter die WM an.

Was passierte sonst noch im Mai 1984 im Motorsport?

  • Nach drei Rennen im April 1984 setzte die Formel 2-Europameisterschaft im Mai 1984 ihre Saison mit zwei weiteren Rennen fort. Beide Rennen gewann Mike Thackwell. In Vallelunga, beim Großen Preis von Rome feierte der Neuseeländer mit seinem Teamkollegen Robert Moreno erneut einen Doppelsieg. Beim Lauf in Mugello fuhr Michel Ferté auf den zweiten Platz. Christian Danner gelang bei beiden Rennen ein dritter Platz. Damit stand der Münchener im April und Mai 1984 dreimal hintereinander auf dem Podium.
  • Der Porsche 956 war auch im Mai 1984 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft mal wieder das Maß der Dinge. Das 1.000 Kilometer-Rennen in Silverstone gewann der Werkswagen von Jochen Mass und Jacky Ickx. Auf dem zweiten Platz kam mit dem Porsche 956 von Joest ein Kundenfahrzeug ins Ziel. In dessen Cockpit teilten sich Klaus Ludwig und Henri Pescarolo den Job des Fahrens. Dritte wurde das britische Duo Ruper Keegan und Guy Edwards in einem weiteren Porsche 956 von John Fitzpatrick Racing. Die Überlegenheit des Porsche 956 zeigt auch, dass acht der ersten Zehn im Ziel im Mai 1984 mit dem Sportwagen aus Zuffenhausen unterwegs waren.
  • Die Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft fuhr im Mai 184 zwei Läufe in Berlin sowie ein Rennen in Mainz-Finthen. Den ersten Lauf auf der AVUS entschied Manfred Trinkt im Ford Mustang 5.0 GT für sich. Im zweiten Lauf gewann Olaf Manthey, der eine Rover Vitesse bewegte. Da es für beide Läufe nur die jeweils halbe Punktzahl gab, galt Olaf Manthey als Gesamtsieger des Wochenendes. Denn in beiden Läufen zusammen holte der Bonner mit 17,5 Punkten mehr als jeder andere Starter. Auf dem Flugplatz in Mainz-Finthen gewann Per Stureson. Der Schwede war erstmals am Start und fuhr im Volvo 240 turbo prompt auf Anhieb zum Sieg. Der Einsatz des schwedischen Rennwagens war der erste Einsatz eines Turbomotors in der jungen DPM.

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Ayrton Senna war im Juni 1984 der Star des Großen Preis von Monaco. Der Brasilianer fuhr mit seinem Toleman auf den zweiten Platz.

Foto: Archiv AutoNatives.de

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Fabian P. Wiedl interessiert sich seit Kindestagen für Motorsport und Automobile. Als Mitverfasser mehrerer Bücher, wovon insbesondere „Audi Typenkunde: Renn- und Rallyewagen von 1968 bis 2013“ zu erwähnen ist, greift Wiedl gern auf sein umfassendes Motorsport-Archiv zurück.


Tom Schwede wuchs in einem ausgesprochen automobilen Umfeld auf. Dies war ein optimaler Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Seit 2010 moderiert Tom bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

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