Škoda TREKKA – der Kiwi-SUV auf Basis des OCTAVIA

von Tom Schwede am 27.08.2020

In Neuseeland entstand ab 1966 der Škoda Trekka. Auf Basis des Škoda OCTAVIA Kombis baute der neuseeländische Škoda-Importeur ein Fahrzeug, das wir heute vermutlich SUV nennen würden.

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Škoda TREKKA auf einer Messe
Der Name SUV (ausgeschrieben Sports Utility Vehicle) beschreibt eine vergleichsweise junge Fahrzeuggattung. Denn die Mischung aus Geländewagen-Anmutung und komfortablem Pkw stieg erst in diesem Jahrtausend zu einem weltweiten Phänomen auf. Inzwischen sind SUV in praktisch allen Fahrzeugklassen vertreten. Selbst Käufer von Kleinwagen können heute im SUV reisen. Angesichts der Tatsache, dass es die ersten Ansätze für solche Crossover bereits vor fast 50 Jahren gab, überrascht, diese Entwicklung. Als Urvater der Gattung SUV gelten Fahrzeuge wie der [International Harvester Travelall](https://en.wikipedia.org/wiki/International_Harvester_Travelall#First_generation_(1953-1957)?target=_blank) von 1956 oder der 1963 vorgestellte Jeep Wagoneer. Auch der [Range Rover von 1970](https://autonatives.de/17-juni-1970-die-british-leyland-motor-corporation-stellt-den-range-rover-vor.html) gilt heute als früher SUV-Urahn. Wer etwas sucht, der findet durchaus weiter historische Fahrzeuge, die in diese Gattung fallen. Wenig bekannt ist, der bereits vier Jahre zuvor in Neuseeland präsentierte Škoda TREKKA. Der kantige Neuseeländer basiert auf Fahrgestellen des Škoda OCTAVIA Kombi. Hersteller des TREKKA war die *Motor Lines Ltd.*, die ihren Sitz im neuseeländischen Auckland hatte. *Motor Lines* verdiente sein Geld eigentlich mit dem Import von Škoda-Fahrzeugen. Doch der Markt in Neuseeland war Mitte der 1960er-Jahre streng reglementiert. Auf importierten Fahrzeugen und Fahrzeugteilen lasten im Land der Kiwis damals hohe Zölle. ##Landwirtschaftliche Fahrzeuge sind steuerbefreit – das ermöglicht den Trekka Keine Zollhürden gab es nur beim Import von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und den dafür benötigten Teilen. Motor Lines Junior-Chef Philip Andrews sah in diesem Steuerloch die Chance, um vom Importeur zum Fahrzeughersteller „aufzusteigen“. Denn Andrews wusste, dass der Land Rover vielen Bauern zu teuer war. Zudem kannte Andrews Prototypen des landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugs, das der Ingenieur Peter Risbridge aus Kawerau auf Basis eines britischen Bradford anbot. Denn Risbridge führte seine Konstruktion wohl in Hoffnung auf eine Zusammenarbeit im knapp 280 Kilometer entfernten Aukland bei *Motor Lines* vor. Doch nach eingehender Betrachtung entschied sich Andrews für den Škoda OCTAVIA Kombi als Grundlage. Auf dem Fahrgestell des Tschechen entstand eine kantige frühe SUV-Interpretation. Auch wenn sich die Front des Fahrzeugs ganz klar am Land Rover orientiert, verfügt der Trekka über viele Merkmale eines modernen SUV. Den Antrieb übernimmt der 1.221 Kubikzentimeter große und 47 PS (35 kW) starke Vierzylindermotor aus dem damaligen Škoda OCTAVIA Combi. Er treibt, wie beim Tschechen, auch im Trekka die Hinterräder an. Nach dem Bau von zwei Prototypen startet am 2. Dezember 1966 die Serienfertigung. ##Der Export des Škoda Trekka scheitert Schon während der Entwicklung stieg der Unternehmer Noel Turner in das Projekt ein. Mit dessen Finanzspritze wird *Motor Lines* zur *Motor Holdings*. Zum Start kostet der Trekka mit £899 übrigens weniger als ein Morris 1100, bietet jedoch deutlich mehr Platz. Möglich macht den Preis auch die rationelle Fertigung. Denn den zunächst offenen Trekka gibt es anfangs nur in einer Farbe. Als einziges Extra ist eine Anhängerkupplung verfügbar. Die Karosserie fertigte Motor Holdings aus handgeformten Stahlplatten. So entstehen pro Tag bis zu sechs Fahrzeuge, wobei der Rasenmäherhersteller *H J Ryans* die *Motor Holding*s unterstützt. ![Skoda Trekka 2019 bei der Sachsen Classic](image://old/skoda-trekka-1024x727.jpg#img-text)
Zum Fuhrpark der Skoda Tradition gehört auch ein Skoda Trekka. 2019 führte Skoda diesen frühen SUV bei der Sachsen Classic aus.

Im ersten Jahr verkauft Motor Holdings 708 Fahrzeuge. Schon im Januar 1968 läuft der 1.000ste Trekka vom Band. Im gleichen Jahr entstehen Gedanken, das Auto zu exportieren. Ein paar Fahrzeuge gehen nach Fidschi und in andere Inselstaaten des Pazifiks. Auch Australien nehmen die Verantwortlichen ins Visier. Nach langen Verhandlungen erklärt sich Australien bereit, pro Jahr 720 Trekka zollfrei einzuführen, wenn im Gegenzug Neuseeland genauso viele Autos von Holden abnimmt. Doch das Geschäft kommt nichts wie geplant ins Rollen. Denn in Australien findet der Trekka weniger als 100 Kunden. Die Farmer dort bevorzugen robustere Lieferwagen aus lokaler Produktion.

Nach rund 2.500 Exemplaren ist Schluß – den Octavia gibt es nicht mehr!

Die Motor Holdings sucht weitere Kunden. Zeitweilig liefert sie Bausätze des Trekka nach Indonesien. Doch auch dort steigt das Fahrzeug nicht zum Erfolgsmodell auf. Zudem gehen den Neuseeländern bald die Spenderfahrzeuge aus. Denn der Octavia ist zu Hause in der Tschechoslowakei längst ein Auslaufmodell. Die Stufenheckversion ersetzte bereits Mitte der 1960er-Jahre der Škoda 1000 MB mit selbsttragender Karosserie. Der Kombis läuft 1971 endgültig aus. Damit fehlt den neuseeländischen Autobauer die Grundlage. Anfang 1973 endet daher die Produktion des Trekka. Bis dahin sind insgesamt rund 2.500 Exemplare des Škoda Trekka entstanden.

Wobei Motor Holdings die Konstruktion in den rund sechs Produktionsjahren kontinuierlich weiterentwickelt. Das Leinenverdeck der ersten Modelle ersetzt bald optional ein Dach aus Fiberglas. Zudem verbessert Motor Holdings den Sitzkomfort. Außerdem zeigt sich, dass das serienmäßige Škoda-Differenzial nicht zu den Herausforderungen auf Bauernhöfen und Baustellen paßt. Daher gibt es ab zirka 1970 wahlweise auch ein Sperrdifferenzial, um den Trekka besser an die Anforderungen abseits befestigter Wege anzupassen. Trotzdem bleibt der Škoda Trekka eine kurze Episode des Fahrzeugbaus. Und wäre vermutlich völlig unbekannt, wenn die Classic-Abteilung des tschechischen Autobauers nicht ihren Trekka regelmäßig bei Oldtimer-Veranstaltungen präsentieren würde.


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