von Rainer Pfeilschmidt am 15.11.2025

Klappscheinwerfer und Kreditraten – meine späte Begegnung mit dem Ford Probe

Ein Auto wie ein vergessenes Versprechen: der Ford Probe. Als er Anfang der 1990er auf die Straße kam, glaubte man noch an die Zukunft – Klappscheinwerfer, Digitalanzeigen, japanische Technik unter amerikanischem Blech. Drei Jahrzehnte später steht plötzlich wieder einer am Straßenrand, und unser Autor „Rainer Pfeilschmidt“ erinnert sich an eine Zeit zwischen Aufbruch, Baufinanzierung und Atari ST.

Ford Probe

Ein Ford Probe am Straßenrand weckt Erinnerungen: Klappscheinwerfern, Zukunftsträumen und den ganz realen Verpflichtungen des Erwachsenseins.

Ach, der Ford Probe! Ich hätte fast laut aufgelacht, als ich ihn vor ein paar Tagen am Straßenrand entdeckte, schwarz wie ein Espresso nach dem Mittagessen, umrahmt von welken Blättern, die der Herbst achtlos über die Motorhaube wehte. Ein Auto wie aus der Zeit gefallen. Geparkt am Rand der Innenstadt, als hätte jemand eine Kassette mit Phil Collins’ „Serious Hits… Live!“ in den Rekorder geschoben und kurz auf „Pause“ gedrückt!

Wie jung wir doch waren, als alles noch Zukunft war und selbst ein Auto aus Detroit – pardon, aus Flat Rock, Michigan – mit japanischer Seele als Symbol für den Aufbruch galt! Mazda-Technik unter Ford-Blech, das war damals fast wie ein Glas Chardonnay im Kofferraum eines alten Granada Turnier – gewagt, aber stilvoll! Trotzdem war dieser Ford zu seiner Zeit bei den Händlern so etwas wie ein futuristischer Besucher aus einer besseren Welt.

Alles roch nach Zukunft: Klappscheinwerfer! Frontantrieb! Digitalanzeige!

Für einen Ford-Kunden wie mich, der seine Freizeit damals mit dem Atari ST und Modellflugzeugen verbrachte, war das reine Science-Fiction. Ich hätte ihn fast gekauft, ehrlich! Aber dann kamen mir andere Dinge dazwischen: Frau, Kinder, Hausbau – und damit verbunden Heizung, Bad, Küche, Fenster und Dämmung. Der Probe verschwand aus meinem Blickfeld wie so viele Jugendträume zwischen Kreditrate und Kalkulation.

Heckansicht des Ford Probe

Heckansicht des Ford Probe – ein großer Erfolg war das US-Coupé mit japanischen Wurzeln vor 30 Jahren nicht.

Und heute, mehr als drei Jahrzehnte später, steht er da, fast unversehrt, und spiegelt den Himmel in seiner Haube, als wäre nichts gewesen. Ich gehe um ihn herum, berühre fast ehrfürchtig den Lack, der aussieht, als wäre er mit der Hand poliert – so etwas macht heute keiner mehr, wo alles foliert, getönt und algorithmisch glänzt. Dieser Probe, denke ich, war damals das Versprechen einer neuen Ära, und jetzt ist er das Relikt einer alten.

Wie schön, dass dieser Ford Probe überlebt hat!

Und dann denke ich an mich selbst: wie ich damals Pläne zeichnete, mit Tusche und Transparentpapier, die Hände immer leicht nach Lösemittel rochen und das Radio Musik lief, die man heute Retro nennt. Vielleicht, so schießt es mir durch den Kopf, sind wir alle ein bisschen wie dieser Probe – mit Klappscheinwerfern, die sich manchmal nur noch mühsam öffnen, aber wenn sie es tun, dann leuchten sie für einen Moment heller als alles LED-Geblinke der Welt!

Ich gehe weiter, schaue zurück, lächle. Der Ford Probe bleibt da, schwarz, stolz, ein wenig trotzig. Und in meinem Kopf läuft leise „Another Day in Paradise“.


Details zum Ford Probe:

Der Ford Probe wurde von 1988 bis 1997 produziert und basierte technisch auf der Mazda-Plattform des 626. In Deutschland kam das sportliche Coupé Ende 1990 auf den Markt, zunächst mit einem 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 147 PS, später mit einem 2,5-Liter-V6-Motor, der 163 PS leistete.

Der frontgetriebene 2+2-Sitzer war vor allem für den US-Markt konzipiert und sollte ursprünglich den Ford Mustang ablösen. Der Erfolg blieb begrenzt, was vor allem an der eigenwilligen Formensprache und der Positionierung zwischen Sportwagen und Alltagsauto lag. Heute gilt der Ford Probe als typischer Vertreter der technikorientierten Design-Experimente der später 1980er- und frühen 1990er-Jahre.


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