Im letzten Winter kaufte ich einen Satz Bilder von der Rallye Monte Carlo. Sie entstanden 1980. Zu ihnen gehörte auch das Bild dieses Renault 5 Alpine, der weit hinter den Siegern ins Ziel kam. Damals gewannen Walter Röhrl und Christian Geisdörfer die Mutter aller Rallyes. Und ein Foto ihres Fiat 131 gab den Ausschlag, den Satz der Bilder zu erwerben. Bei der Durchsicht des Satzes staunte ich nicht schlecht. Denn der unbekannte Fotograf schoss seine Fotos damals nicht nur bei der traditionellen Nacht der langen Messer. Weitere Bilder entstanden nach dem Zieleinlauf am Hafen von Monte Carlo.
Das Ziel ist das Ziel – nicht der Platz!
Ich hatte 2017 das große Vergnügen dort selbst bei der Histo Monte über die Zielrampe zu fahren. Doch ich bilde mir nicht ein, diese Veranstaltung mit der echten Rallye vergleichen zu können. Trotzdem kenne ich das Gefühl, nach mehreren Tagen auf der Strecke endlich ins Ziel zu fahren. Bei Paul Rouby und Henri Pluton, die sich 1980 mit einem Renault 5 Alpine der Herausforderung stellten, war es sicher ähnlich. Denn das Sportgerät der zwei Franzosen trägt deutliche Spuren der zurückliegenden Tortur.
An der Stoßstange, die beim Renault 5 aus Kunststoff ist, fehlt links ein Stück. Einer der Halter der gelben Zusatzscheinwerfer beschädigte offensichtlich die Front. Die Motorhaube liegt nicht mehr richtig auf. Alles zusammen deutet darauf hin, dass das Auto Kontakt mit einer Schnee- oder Felswand hatte. Trotzdem erreichten Fahrer Paul Rouby und Beifahrer Henri Pluton und ihr Renault 5 Alpine als 25. das Ziel. Ihr Rückstand auf die Sieger im Fiat 131 betrug 1:18:36 Stunden.
Der beste Renault 5 Alpine kam sogar auf Platz 15 ins Ziel!
Direkt hinter den Franzosen kam der Schnellste einer ganzen Armada von Opel Kadett GT/E ins Ziel. Auch Gijs van Lennep erreichte den Hafen von Monte Carlo erst fast 20 Minuten später als die Franzosen. Der ehemalige Le Mans-Sieger trat bei der Monte 1980 mit einem VW Golf GTI an. Nur zwei Plätze vor dem Renault 5 Alpine lagen Claude Haldi und Bernard Sandoz, die mit einem Porsche 930 Turbo 3.3 die Monte fuhren. Das zeigt, dass Paul Rouby und Henri Pluton bei der Rallye Monte Carlo 1980 eine äußerst respektable Leistung ablieferten.
Wobei der spätere Monte-Sieger Bruno Saby seinen Renault 5 Alpine sogar noch etwas schneller bewegte. Saby, der die Mutter aller Rallyes 1988 gewinnen sollte, brachte seinen R5 1980 sogar als 15. ins Ziel. Auf den 695,30 Kilometern der Wertungsprüfungen nahm Saby mit seinem Beifahrer Jean-Marc Andrié den Markenkollegen mehr als 24 Minuten ab. Trotzdem gefällt mir das Foto von Paul Rouby und Henri Pluton und ihrem Renault 5 Alpine. Denn es zeigt was den Rallye-Sport ausmacht: Der Weg ist das Ziel!